"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Sonntag, 10. Januar 2010, 16:54

Verlorene Münzen - eine unendliche Geschichte?

Vor etwas mehr als vier Monaten hatte ich in einem Beitrag hier in meinem Blog einen Abgesang auf insgesamt acht meiner Geocoins veröffentlicht, welche aus verschiedenen Geocaches verschwunden waren. Wie die meisten meiner Freunde und Bekannten wissen dürften, bin ich seit über drei Jahren dem Geocaching verfallen. Und als Teil dieses Spiels habe ich im Laufe der Zeit auch insgesamt 46 Geocoins auf die Reise geschickt. Von Zeit zu Zeit kommt es allerdings vor, daß so eine Geocoin entweder zusammen mit dem kompletten Geocache, in dem sie sich befindet, das Zeitliche segnet (z. B. wenn ein Lost Place, in dem sich der Cache befindet, abgerissen wird) oder aber (was leider weitaus häufiger ist) von jemandem aus einem Cache gestohlen wird.

Von den acht auf diese Weise verschwundenen Geocoins, denen ich am 2. September hier eine letzte Würdigung verpaßt hatte, gibt es erwartungsgemäß nach wie vor keine Spur. Die nur zwei Tage später als vermißt gemeldete neunte Münze, die aus einem Geocache am Strand von Sylt entwendet worden war, ist jedoch kürzlich entgegen jeder Wahrscheinlichkeit in einem Cache im hessischen Guxhagen an der Fulda wieder aufgetaucht. Möglicherweise hat den Dieb seine Tat irgendwann doch noch gereut, und er hat versucht, die gestohlene Coin auf diese Weise zurückzugeben, ohne dabei seinen Namen preiszugeben. Die Plastikkapsel, in der sich die Coin befindet, scheint ziemlich zerkratzt zu sein, aber die Hauptsache ist, daß die Coin wieder da ist.

Inzwischen sind allerdings mindestens sechs weitere meiner Geocoins verschwunden. Vier davon befanden sich irgendwann einfach nicht mehr in den Caches, in denen sie jemand abgelegt hatte. Eine wurde in dem Cache, in dem sie laut Log eigentlich sein sollte, definitiv niemals abgelegt (es handelt sich nämlich um einen fingernagelgroßen Nano-Cache). Daher muß ich annehmen, daß der letzte Cacher, der die Münze hatte, sie behalten hat. Ein weiteres vielsagendes Indiz für diese Annahme ist, daß er seitdem auf diverse E-Mails von mir nicht reagiert hat. Ein ähnliches Schicksal ist einer anderen Coin widerfahren, deren aktueller Inhaber mir zwar letzten Sommer versprochen hatte, sie schnell wieder freizulassen, dies jedoch nie getan hat und seitdem ebenfalls keine E-Mails mehr beantwortet.

Diesen sechs gestohlenen Geocoins ist dieser Artikel gewidmet. Allerdings befürchte ich, daß auch dies nicht der letzte Beitrag dieser Art sein wird. In dem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, weiß ich bereits von zwei weiteren Geocoins, die sich angeblich nicht mehr in dem Cache befinden, in dem sie sein sollten. Bei diesen warte ich jedoch noch auf die Rückmeldung des Cache Owners oder des nächsten Finders, ob sie sich vielleicht doch noch im jeweiligen Cache befinden und nur übersehen wurden. Darüber hinaus befinden sich noch sechs weitere meiner Geocoins bereits verdächtig lange im Inventar des aktuellen Inhabers, und zumindest bei zweien davon fürchte ich das Schlimmste, wobei alle sechs Personen nicht auf meine E-Mails reagieren. Aber jetzt erst einmal zu den definitiv verschwundenen Coins:

Not All Who Wander Are LostNot All Who Wander Are Lost
Um diese schicke Geocoin tut es mir besonders leid. J. R. R. Tolkien sagte einst: "Not all who wander are lost." Dieses Zitat steht auch auf dieser wunderschön gestalteten Münze, auf der einen Seite in Englisch, auf der anderen in Tengwar, der Schrift, die Tolkien für seine elbischen Sprachen erdachte. Was könnte eine bessere Philosophie für einen Geocacher sein? Für uns liegt die Schönheit in der Jagd, der Suche, dem Wandern. Der wahre Preis ist das, was man entlang des Weges zum Cache findet. Manchmal ist einfach der Weg das Ziel.

Deshalb sollte diese Geocoin Wander-Caches auf allen Kontinenten bereisen und nach dem Besuch aller Erdteile wieder nach Hause zurückkehren. Allzu weit ist sie auf ihrer raumgreifenden Mission allerdings leider nicht gekommen. Nach einem Abstecher durch Dänemark und einer kleinen Rundreise durch Österreich wurde sie Ende September im Snezka Cache auf dem Gipfel der Schneekoppe im Riesengebirge auf der Tschechisch-Polnischen Grenze abgelegt. In den darauffolgenden Tagen wurde sie noch zweimal von Geocachern gesichtet, danach verliert sich ihre Spur. Die Schneekoppe wird neben den Geocachern auch regelmäßig von anderen Leuten besucht, selbst jetzt, mitten im Winter - allerdings offenbar mehr von polnischer Seite aus. Vielleicht bewahrheitet sich hier ja das alte Zitat: "Heute gestohlen, morgen in Polen"...

Lord of the Caches (Fire)Lord of the Caches (Fire)
Auch diese Geocoin hat einen starken Bezug zu J. R. R. Tolkien. Ihr Design wurde deutlich vom "Herrn der Ringe" inspiriert. Anstatt jedoch einfach nur den "Einen Ring" zu imitieren, wurde für die Coin ein völlig eigenständiges Design geschaffen. Die Münzen dieser Serie sind ringförmig und enthalten fünf kleine farbige Steine, die durch ihre Farbe eines der vier Elemente darstellen. Die erste Version der Geocoin hatte fünf grüne Steine, die für das Element Erde standen. Die zweite Version, der diese Geocoin angehört, hat vier rote Steine, die das Element Feuer symbolisieren.

Wie schon von der ersten Serie "Lord of the Caches (Earth)" habe ich auch von der zweiten Serie "Lord of the Caches (Fire)" zwei Geocoins auf die Reise geschickt. Die jetzt verschwundene hatte ursprünglich die Aufgabe, nach Neuseeland zu reisen und dort Geocaches und die Drehorte der Film-Trilogie "Der Herr der Ringe" zu besuchen. Ihre Schwester-Coin sollte Geocaches besuchen, die irgendetwas mit J. R. R. Tolkien zu tun haben, und möglichst auch nach Oxford reisen. Die jetzt verschwundene Coin hatte ein Geocacher bereits netterweise im Travel-Bug-Hotel mitten auf dem Flughafen München abgelegt, von wo aus sie jemand leicht hätte auf eine Reise nach Neuseeland oder zumindest Australien hätte mitnehmen können.

Statt dessen hat sie jedoch irgendein Vollidiot von dort aus mitgenommen und in einen Kleinbahn-Cache irgendwo in der Pampa südöstlich von Verden an der Aller verfrachtet, wo sie postwendend gestohlen wurde - falls er sie nicht sogar gleich selbst behalten hat. Da ungefähr zeitgleich ihre Schwester-Coin, die eigentlich nach England sollte, von jemandem, der anscheinend ebensowenig des Lesens und Denkens mächtig war, nach Australien verschleppt wurde, habe ich die Missionen der beiden Geocoins kurzerhand ausgetauscht. Jetzt reist ersatzweise die Schwester-Coin nach Neuseeland und die verschwundene, falls sie wider Erwarten jemals wieder auftauchen sollte, nach England.

24 hours24 hours
Diese Geocoin zeigt in acht kleinen Piktogrammen den Tagesablauf eines Geocachers von 0:00 Uhr bis 24:00 Uhr, wie ihn wohl jeder Teilnehmer dieses Hobbies kennt: Träumen vom Cachen, Auswahl des zu suchenden Caches, "Auf zum Cache!", "Cache gefunden!", Loggen, Virtueller Cache für zwischendurch, "Auf zum Nacht-Cachen!" und Stöbern im Forum. Die Coin sollte in der richtigen Reihenfolge Caches besuchen, die die Zahlen 0 bis 24 im Namen tragen (als Nummern oder als Zahlwörter in einer beliebigen Sprache). Diese Abfolge sollte die 24 Stunden eines Tages symbolisieren, welche man mit interessanten Hobbies wie dem Geocaching verbringen kann.

Zunächst war diese Geocoin mit ihrer Mission sehr erfolgreich. Ausnahmsweise wurde die auf der Homepage der Coin gestellte Aufgabe von den meisten Findern tatsächlich respektiert. Innerhalb von 14 Monaten schaffte sie es, relativ zügig die Stationen 0 bis 11 zu absolvieren. Dann wurde sie jedoch von einem Geocacher namens geooli69 aus einem Cache zwischen Wismar und Rostock mitgenommen. Bereits die Aussage im Online-Log, daß seine Tochter die Coin am liebsten gar nicht mehr wieder abgeben wolle, gab mir zu denken. Mehr als einen Monat später loggte geooli69 die Coin dann in den Nano-Cache Glanz ist an der kleinsten Hütte in der Nähe von Paderborn ein.

Selbstverständlich paßt eine 1,75 Zoll große Geocoin nicht in einen Nano-Cache von der ungefähren Größe eines Fingernagels. Außerdem haben mir sowohl die nachfolgenden Finder dieses Caches als auch dessen Besitzer übereinstimmend bestätigt, daß darin keine Geocoin vorhanden war und daß sie auch garantiert nicht in den winzigen Cache hineingepaßt hätte. Ich habe danach geooli69 mehrfach angeschrieben und ihm die Gelegenheit dazu gegeben, sich zu der Sache zu äußern und einen eventuellen Fehler zu korrigieren. Da er darauf niemals geantwortet hat, muß ich leider davon ausgehen, daß er meine Geocoin gestohlen (und vielleicht seiner Tochter geschenkt?) hat. Möge den dreisten Dieb der Blitz beim Scheißen treffen!

EURECA GeocoinEURECA Geocoin
Das Schicksal dieser Geocoin ähnelt ziemlich stark dem von "24 hours", aber hier erfolgte der offensichtliche Diebstahl noch eine ganze Nummer dreister. Die Geocoin, deren silberner Mittelteil drehbar gelagert ist und die außerdem im Dunkeln leuchtet, stellt den Satelliten EURECA dar, eines der wenigen Raumfahrzeuge, die als Original in einem Museum erhalten geblieben sind. In Erinnerung an seine Mission sollte meine Geocoin um die Welt reisen und dabei Ausstellungen, Orte und Geocaches besuchen, die mit Raumfahrt oder allgemein mit moderner Technologie zu tun haben.

Nach dem Aussetzen im Geocache Auf den Spuren Alfred Nobels absolvierte die Geocoin innerhalb eines Jahres 8 weitere Stationen im Raum Hamburg sowie 7 im Rhein-Main-Gebiet, ohne daß ihrer Mission dabei sonderlich viel Beachtung geschenkt worden wäre. Im April 2009 verbrachte sie Toronar dankenswerterweise nach Amerika, wo sie noch drei Geocaches in der Nähe von Pensacola in Florida besuchte. Schließlich wurde sie am 26. Juni von jemandem mit dem seltsamen Nickname kittylitterleader aus dem Geocache PKBM (dieses Kürzel steht offenbar für "Perdido Key Beach Mouse", was auch immer das sein mag) entnommen. Dieser Cache scheint sich zwar auf Privatgelände zu befinden, aber angeblich hat dessen Besitzer seiner Verlegung zugestimmt, ohne daß diese Behauptung natürlich in irgendeiner Weise nachprüfbar wäre.

Da sich die EURECA-Coin mehr als sechs Wochen später immer noch im Inventar von "kittylitterleader" befand, habe ich diesen Geocacher über die Geocaching-Homepage angemailt und freundlich darum gebeten, meine Geocoin bei nächster Gelegenheit ihre Reise fortsetzen zu lassen. Fünf Tage später erhielt ich als Antwort eine E-Mail der betreffenden Person namens Christy Edminster mit dem Versprechen, nein, sogar dem Schwur, die Coin so bald wie möglich wieder freizulassen (Zitat: "I'll release it back into the wild soon - I swear!"). Dies ist jedoch bis zum heutigen Tage nicht passiert, obwohl ich in Abständen von etwa sechs Wochen immer wieder in E-Mails darum gebeten habe - auf die allerdings nie mehr eine Antwort kam.

Da "kittylitterleader" sich immer noch regelmäßig bei Geocaching.com einloggt, zum derzeit letzten Mal noch am 3. Januar, gibt es keine Ausrede für dieses Verhalten und keine andere Erklärung, als daß die betreffende Person meine Geocoin behalten will. In meiner letzten E-Mail habe ich ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ich dies als Diebstahl betrachte. Da hierauf (wie mittlerweile üblich) keinerlei Reaktion erfolgte, betrachte ich dies als Bestätigung meiner Vermutung. Leider hat man keine Handhabe, dieses Vergehen zu verfolgen. Auch den Reviewern und sämtlichen sonstigen Leuten bei Geocaching.com scheinen solche Vorfälle völlig egal zu sein. Und so bleibt mir nur eines übrig, nämlich Thor darum zu bitten, sämtliche Geocoin-Diebe mit seinem Hammer zu zerschmettern!

Alles in einemAlles in einem
Diese Standard-Geocoin aus einer offenbar jedes Jahr mit wechselnden Motiven neu aufgelegten Serie hatte ich im Listing mit einer dreisprachigen Beschreibung auf Englisch, Deutsch und Spanisch versehen und sie zu Beginn meiner Spanien-Reise im Mai 2008 in einem netten Geocache am wirklich sehenswerten römischen Aquädukt von Tarragona ausgesetzt. In der Folgezeit kam sie leider irgendwie nie so richtig voran. Innerhalb von etwas mehr als neun Monaten legte sie lediglich 209 Kilometer zurück und besuchte dabei noch sechs weitere Stationen im Hinterland von Barcelona.

Zuletzt wurde sie am 1. März 2009 im Geocache Cabrils # 42 El Rocar etwa auf halber Strecke zwischen Barcelona und Lloret de Mar gesichtet. Angesichts der Tatsache, daß seitdem nicht einmal mehr ein einziges "Discover"-Log erfolgt ist, dürfte sie danach relativ bald daraus verschwunden sein, auch wenn mir dieser Cache nicht gerade zu den meistbesuchten Spaniens zu gehören scheint. Leider war jedoch lange Zeit nichts Näheres über den Verbleib der Coin herauszufinden oder auch nur eine Auskunft darüber zu bekommen, ob sie sich noch im Cache befindet. Erst vor etwa einem Monat, am 6. Dezember, antwortete mir einer der letzten Finder des Caches, daß sich lediglich eine einzige Geocoin darin befand, allerdings leider eine andere. Schade! Wo auch immer sie jetzt ist: Möge sie in Frieden ruhen.

The Sacred (Places) GeocoinThe Sacred (Places) Geocoin
Auch diese kultige Geocoin hatte von mir eine dreisprachige Beschreibung bekommen, bevor ich sie unter etwas unangenehmen Begleitumständen in dem Geocache 6 Reyes y 1 Santo an einem abgelegenen Aussichtspunkt mit einem wundervollen Ausblick über den Escorial westlich von Madrid abgelegt habe. Die Aufgabe dieser Geocoin bestand darin, heilige Plätze aller Religionen besuchen, deren heilige Symbole auf der Coin abgebildet sind. Auf der einen Seite zeigt sie Kreuz, Ankh, Davidsstern, Yin/Yang und ein mir leider unbekanntes, vermutlich hinduistisches Symbol, die allesamt rund um ein großes Pentagramm angeordnet sind. (Es handelt sich dabei um die bei Hindus und Buddhisten heilige Silbe "Om", vielen Dank an Felis Saeva für die Auskunft!) Nachdem sie dieses Ziel für die abgebildeten Religionen erfüllt hätte, wobei natürlich auch der Besuch von Kultstätten anderer Religionen nicht ausgeschlossen gewesen wäre, hätte sie nach Hause zurückkehren sollen.

Im überwiegend erzkatholischen Spanien wurde diese religiöse Anweisung natürlich ausschließlich im christlichen Sinne interpretiert. Außerdem ging die Geocoin bei zwei Events in Burgos und Malaga offenbar durch die Hände des Who's-Who der spanischen Cacherszene. In weniger als 5 Monaten legte sie in nur 6 Etappen immerhin 2.227,4 Kilometer zurück. Am 11. November 2008 wurde sie in dem zumindest während der Sommermonate relativ gut besuchten Geocache Sta. Bárbara in den Bergen westlich von Tarragona und Reus (dem Flughafen von Barcelona) abgelegt. Von dort ist sie dann irgendwann jedoch sang- und klanglos verschwunden. Ende September bestätigte mir auf Nachfrage einer der letzten Finder dieses Caches, daß sich lediglich eine einzige Geocoin darin befand, allerdings leider eine andere. (Warum kommt mir dieser Satz nur so verdammt bekannt vor...?)

Wegen der inzwischen mindestens 14 Diebstähle meiner Coins bin ich mittlerweile dazu übergegangen, neuere Geocoins nur noch unter der Beifügung eines zusätzlichen Beschreibungszettels auf die Reise zu schicken. Ob diese informative Maßnahme allerdings irgendetwas bringen wird, das wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln, angesichts der Tatsache, daß die meisten der Coin-Diebstähle ganz offensichtlich leider von gewissenlosen anderen Geocachern begangen werden - welche eigentlich ja auch so in der Lage sein sollten, eine Geocoin als solche zu identifizieren.

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