"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Mittwoch, 9. Februar 2011, 09:44

Frauenquote und Selbstbetrug

In einem Blog-Eintrag von PickiHH zum leidigen Thema "Frauenquote" mußte ich heute Morgen wieder einmal das alte Märchen vom "Männersprech" lesen, welches angeblich in Führungsetagen ("Teppichetagen") von Unternehmen vorherrschen würde. Wie bitte? "Männersprech"? Was bitte soll das sein? Das Gelaber in den oberen "Teppichetagen" ist für Männer, die nicht schon von Beginn an dazugehören, genauso unverständlich wie für Frauen. Es ist sowohl ein Selbstbetrug als auch eine falsche Schuldzuweisung, dies als Frau auf die Geschlechterrolle zurückzuführen. Ohnehin sind die Unterschiede in den Denkweisen zwischen Individuen oft deutlich stärker als die, die man zwischen "den Geschlechtern" zu sehen versucht.

Ich hatte im Laufe meiner Karriere bisher oft genug mit Frauen in leitenden Positionen zu tun, die die Feinheiten des "Teppichsprech" mindestens genauso gut beherrschten wie ihre männlichen Kollegen, meist sogar besser. Gerade wenn es um betriebsinterne Intrigen und um Pöstchenschieberei und vor allem um Pöstchenverhinderei geht, stehen Frauen in diesen Etagen den Männern in nichts nach, sondern haben ihnen zumeist sogar noch etwas voraus, da sie eben nicht die beschriebene "Rücksicht" gegenüber dem vermeintlich "schwächeren" Geschlecht eingeimpft bekommen haben und dadurch einen letzten Endes entscheidenden Wettbewerbsvorteil haben.

Frauen in Führungspositionen verhalten sich oft wesentlich härter und rücksichtsloser als Männer. Dies darauf zurückzuführen, daß sie den Aufstieg nur dadurch geschafft haben könnten, daß sie versucht hätten, "männlicher als die Männer" zu sein, halte ich für zu kurz gefaßt. Mir scheint für dieses Verhalten umgekehrt viel eher die Motivation ausschlaggebend zu sein, "es den Kerlen mal so richtig zu zeigen", was jedoch von den angeblichen, klassischen "weiblichen" Verhaltensweisen (Verständnis, Sachbezogenheit, Partnerschaftlichkeit und so weiter) weit entfernt ist.

In einer solchen Welt ist eine Frauenquote nun allerdings völlig fehl am Platze. Frauen, die nur durch eine Quote befördert werden und dann auf Augenhöhe mit solchen weiblichen Führungskräften zu tun hätten, die den Aufstieg bereits vor ihnen aus anderen Gründen geschafft haben, würden in der direkten Konfrontation sang- und klanglos untergehen. Genau wie übrigens auch männliche Kollegen, die nicht durch ihre Eignung für das Stahlbad der "Teppichetage", sondern durch andere Faktoren wie z. B. fachliche Qualifikation den Segen (oder Fluch?) einer Beförderung erfahren haben.