"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Mittwoch, 30. September 2009, 16:25

Mit Freiberuflern kann man's ja machen...

In letzter Zeit stelle ich zu meinem Verdruß wieder einmal fest, daß Projektgeber und Projektvermittlungen offenbar der Meinung sind, daß man mit Freiberuflern umspringen kann, wie man gerade lustig ist. Um kurz das Themenfeld zu umreißen: Ich bin seit Anfang 2005 als freiberuflicher Berater im IT-Bereich tätig. Projekte bei größeren Firmen werden normalerweise nur über Projektvermittlungen in Auftrag gegeben, welche bei derartigen Ausschreibungen oft gegeneinander konkurrieren. Für ihre Vermittlertätigkeit kassieren diese Firmen ganz ordentliche Prozentsätze von den Stundensätzen, die die Endkunden an die auf diese Weise vermittelten Berater bezahlen.

Das übliche Vorgehen dieser Agenturen besteht darin, Anfragen für Ausschreibungen, die bei ihnen eintrudeln, auf ihre eigenen Webseiten und/oder bei darauf spezialisierten Online-Anbietern wie GULP.de einzustellen. Da sich kaum ein Vermittler jemals die Mühe macht, derartige Unternehmens-Ausschreibungen mit eigenen Worten umzuformulieren, findet man auf diese Weise oftmals bei mehreren Anbietern ein und den selben Text. Als interessierter Freiberufler schreibt man diese Firmen dann an, erklärt mit vielen Worten, warum man der perfekte Kandidat für dieses und genau dieses Projekt ist, und schickt der jeweiligen Projektvermittlung sein Beraterprofil zu.

Meistens wird daraufhin von einem verlangt, die darin enthaltenen Daten noch einmal in eines oder teilweise auch mehrere, natürlich für jede einzelne Vermittlerfirma spezifische Formulare einzutragen (als wenn man nichts Besseres zu tun hätte - wofür bekommen diese Firmen eigentlich ihre Prozente?). Anschließend landet man mit seinen Daten beim jeweiligen Vermittler in einer großen Datenbank, hört in den allermeisten Fällen von dem ursprünglich angefragten Projekt nie wieder etwas, wird aber eventuell später wieder für weitere Projekte kontaktiert. Bei manchen Anbietern soll man die selben Formulare allerdings immer und immer wieder ausfüllen. Manchmal sogar noch per Fax!

Über diesen ganz alltäglichen Wahnsinn hinaus leisten sich einige Vermittlerfirmen oder die von ihnen vertretenen Kunden allerdings immer mal wieder ein Verhalten, welches einen nur noch mit dem Kopf schütteln und an seinem gesunden Menschenverstand zweifeln läßt. Anfang 2006 hatte mich beispielsweise ein Vermittler für ein Projekt bei einer der weltweit führenden Airlines vorgestellt. Monatelang war angeblich alles klar, der Kunde wollte mich angeblich unbedingt anheuern und es waren angeblich nur noch Details zu klären, so daß es angeblich jeden Tag mit dem Projekt hätte losgehen können. Nach über drei Monaten wurde dann plötzlich von einem Tag auf den anderen das gesamte Projekt ohne jede Begründung gestrichen.

Etwas ganz Ähnliches erlebe ich derzeit mit einem Projektvermittler, der einen ziemlich großen Kunden aus dem Bereich der - sagen wir mal - Nahversorger betreut. Seit etwa einem Monat heißt es von Seiten der Projektvermittlung immer wieder, daß der Kunde akuten Bedarf nach sofortiger Unterstützung für ein äußerst dringendes Projekt hat. Angeblich soll mich der dafür zuständige Projektleiter des Kunden bei allernächster Gelegenheit anrufen - heißt es jetzt mittlerweile schon seit mehr als vier Wochen. Angeblich kommt er immer nicht dazu, weil sein Projekt so dringend und so unterbesetzt ist, daß er nicht einmal die Zeit dazu findet, sich um die benötigte externe Unterstützung zu kümmern. Also, ich würde dem Mann ja gerne helfen...

Erst heute Morgen hat mich die Sekretärin der betreffenden Projektvermittlung wieder einmal angerufen. Ihr Chef habe ihr gesagt, sie solle mich bitte noch einmal anrufen und mich davon in Kenntnis setzen, daß ihr Kunde mich jetzt aber auch wirklich mit Sicherheit ganz unbedingt heute im Laufe des Tages vielleicht anrufen wolle, wenn er es nicht wieder vergessen sollte... Überflüssig zu sagen, daß dieser vollmundig angekündigte Anruf auch heute wieder einmal ausgeblieben ist. Ich möchte echt einmal wissen, ob diese Leute allen Ernstes glauben, daß man als Freiberufler nichts Besseres zu tun hat, als monatelang nur darauf zu warten, ob sie sich nun entscheiden können oder nicht. Vermutlich glauben sie es tatsächlich. Aber so ist es selbstverständlich nicht!

Einen anderen Schwank aus dem projektvermittlerischen Komödienstadel erlebe ich im Moment gerade mit einem anderen Dienstleister, der sich an einer Ausschreibung für den Öffentlichen Dienst beteiligt. Da man als selbständiger Freiberufler bekanntlich keine Arbeitszeugnisse für seine absolvierten Projekte bekommt, möchte der öffentliche Kunde diese naturgemäß fehlenden schriftlichen Referenzen offensichtlich durch ein eigenes, handgestricktes Formblatt ersetzen, auf dem man sich von seinem Projektleiter im letzten Projekt bescheinigen lassen soll, daß, was und wie gut man dort gearbeitet hat. Der traurige Höhepunkt dieser absolut branchenunüblichen Vorgehensweise ist die schöne Formulierung: "Die Bewertung des Projekteinsatzes muß ein Ansprechpartner vom Referenzprojekt vornehmen."

Die hierbei getroffene Wortwahl läßt mich argwöhnen, daß entweder der Vermittler oder (was wahrscheinlicher ist) sein Kunde aus dem öffentlichen Dienst von völlig falschen Voraussetzungen über das reale Wirtschaftsleben ausgehen. Ein Ansprechpartner eines Referenzprojektes *muß* nämlich grundsätzlich erst einmal gar nichts, sondern steht allerhöchstens netterweise und ohne das Vorliegen irgendeiner Auskunftsverpflichtung zur Verfügung, sofern es ihm denn seine Zeit und das eigene Arbeitspensum erlauben, was gerade heutzutage nicht mehr unbedingt als selbstverständlich angesehen werden kann. Schließlich wird er ja weder von der Vermittlung noch von ihrem Kunden für diese Arbeitsleistung bezahlt.

Als ehemaliger Mitarbeiter im Projekt kann ich ihn höchstens höflichst darum *bitten*, jemandem derartige Auskünfte zu erteilen - es liegt jedoch keinesfalls in meiner Macht, diese ultimativ einzufordern oder gar zu erzwingen. Denn schließlich dürfte solchen Dingen, die nicht zum Job des Auskunftgebenden oder zum operativen Geschäft seines Arbeitgebers gehören, im Vergleich mit der eigenen aktuellen Projektarbeit auch und gerade für einen Projektleiter sicherlich die niedrigste mögliche Priorität zukommen. Es ist also ziemlich vermessen, wenn ein Vermittler oder sein Kunde wie selbstverständlich erwarten, daß andere Unternehmen für solche Auskünfte mit Priorität teuer bezahlte Arbeitszeit bereitstellen.

Nichtsdestotrotz habe ich besagtes Formular mit einem netten verbalen Blumenstrauß an meinen früheren Projektleiter zum Ausfüllen weitergeleitet. Daraufhin erlebte ich die nächste unliebsame Überraschung. Beim Projektgeber, einem namhaften deutschen Großunternehmen, ist man offenbar der administrativen Meinung, man dürfe derartige Auskünfte nicht geben, weil ich ja gar keinen Vertrag mit der Firma selbst, sondern einen mit meiner Vermittlung und diese wiederum ihrerseits einen mit dem Unternehmen hatte. Demzufolge muß nach Ansicht des Unternehmens meine Vermittlung das Formular ausfüllen. Man kapriziert sich auf die (rechtlich bislang leider völlig unbegründete) Aussage, man dürfe selbst keine Auskünfte über die Arbeit externer Berater im eigenen Hause geben, sondern müsse dies dem Projektvermittler überlassen.

Daraus ergeben sich natürlich zwei grundlegende Probleme. Zum einen hat offen gesagt niemand bei dieser Projektvermittlung auch nur den geringsten Schimmer, was ich während meiner fast drei Jahre in diesem Projekt fachlich wie technisch geleistet habe. Es hat sich auch nie jemand dafür interessiert, weil die Vermittlungsfirma auch so immer hübsch ihre Prozente kassiert hat. Lediglich die monatlichen Abrechnungen meiner absolvierten Stunden liefen über die Vermittlung. Das Management oder die Verwaltung der Firma wäre daher sicherlich keinesfalls der richtige Ansprechpartner für qualifizierte Auskünfte an meinen potentiellen neuen Endkunden.

Zum anderen wird meine frühere Projektvermittlung sicherlich auch den Teufel tun, durch das bereitwillige Erteilen von Auskünften über meine Arbeit in meinem früheren Projekt einer anderen Projektvermittlung als unmittelbarem Konkurrenten dabei zu helfen, eine Projektausschreibung zu gewinnen. Von dieser Seite ist also gewiß keine Unterstützung zu erwarten (selbst wenn diese, wie gesagt, vermutlich auch wenig hilfreich wäre). Mal ganz abgesehen davon, daß meine aktuellen Verhandlungen mit irgendwelchen anderen Vermittlern meine frühere Projektvermittlung auch wohl kaum etwas angehen. Und das alles nur, weil mein früherer Kunde sich aus unerfindlichen Gründen querstellt, obwohl er selbst damals vor Projektbeginn auch alle möglichen Auskünfte eingefordert hatte.

Insgesamt hat mich allein diese eine Projektausschreibung mit der ganzen Ausfüllerei diverser fragwürdiger Formulare, dem Senden, Empfangen, Beantworten, Weiterleiten, Zurückschicken und Archivieren von E-Mails, dem Betteln um Referenzauskünfte und den umfangreichen Erklärungen für die neue Projektvermittlung und für ihren Endkunden im öffentlichen Dienst bereits so viel Arbeitszeit gekostet, daß deren Wert in Euro unter Anrechnung marktüblicher Stundensätze langsam aber sicher den dreistelligen Bereich nach oben hin verläßt. Und dies, obwohl weder sicher ist, daß die Vermittlung tatsächlich Chancen hat, die öffentliche Ausschreibung zu gewinnen, noch, daß ich im Erfolgsfall auch tatsächlich mit diesem Projekt beauftragt werden würde. Und für meine bisherigen Bemühungen bekomme ich natürlich selbst im Erfolgsfall keinen Cent.

Da lobe ich mir letzten Endes doch fast schon wieder diejenigen Firmen, die sich auf die Zuschriften von Bewerbern konsequent überhaupt nicht melden und einem nicht einmal eine Absage erteilen, wenn man nicht berücksichtigt wird oder aus dem ganzen Projekt nichts geworden ist. Dabei kommt zwar logischerweise auch nicht mehr heraus, aber in diesem Fall verplempert man seine kostbare Zeit wenigstens nicht mit im Endeffekt vollkommen unnützer Arbeit und verbringt nicht wochenlang immer wieder ganze Tage damit, völlig sinnlose Formulare auszufüllen oder trantütigen, unfähigen oder einfach nur auskunftsunwilligen Vermittlern hinterherzulaufen. Aber mit Freiberuflern kann man's ja offenbar machen...

Montag, 28. September 2009, 19:38

Deutschland hat gewählt - und nun?

Nun ist sie also vorbei, die mit großer Spannung erwartete Bundestagswahl 2009. Und nachdem sich der Rauch verzogen hat, ist letzten Endes doch irgendwie alles wieder einmal beim Alten geblieben. Die selbsternannten "großen Volksparteien", die schon längst nicht mehr so groß sind, wie sie es selbst noch gerne glauben möchten, setzen ihre langjährige Talfahrt unbeirrt fort. Die bereits etablierten unter den sogenannten "kleineren" Parteien haben dafür allesamt etwas zugelegt. Aber frischer Wind durch neue politische Kräfte ist immer noch nicht ins Parlament eingezogen.

Die mit Abstand stärkste Wählergruppe sind auch dieses Mal wieder die Nichtwähler, deren Anzahl mittlerweile die 18-Millionen-Marke deutlich überschritten hat und damit fast doppelt so hoch ist wie die der SPD-Wähler und vor allem größer als die summierte Anzahl der Wähler der beiden Parteien CDU und FDP zusammen, die trotzdem oder vielmehr gerade deswegen jetzt die Regierung stellen. Wohl nie zuvor hat sich ein(e) Kanzlerkandidat(in) als Wahlsieger(in) fühlen dürfen, deren Partei tatsächlich nur von 19 Prozent aller wahlberechtigten Deutschen gewählt wurde!

Dabei standen die Vorzeichen für echte politische Umwälzungen so gut wie schon seit langem nicht mehr. Die Große Koalition hatte sich vier Jahre lang abwechselnd durch Nichtstun oder durch bürgerfeindliche Entscheidungen hervorgetan. So ziemlich jeder im Lande dürfte sich eine völlig andere Politik gewünscht haben. Leider ist es aber nicht gelungen, den Menschen im Lande klarzumachen, daß sie diesmal mit ihrer Stimme eine realistische Chance gehabt hätten, tatsächlich etwas daran zu ändern. Und so sind die Politikverdrossenen leider wieder einmal zu Hause geblieben, anstatt die existierenden Alternativen zu wählen, und haben damit dafür gesorgt, daß alles beim Alten bleibt.

Bei der einen oder anderen kleineren Partei ist es sicherlich eher von Vorteil, daß sie aus der Schwäche der großen Parteien keine Gewinne herauszuschlagen vermochte. So sind erfreulicherweise die rechten Parteien nicht stärker geworden, auch die christlichen Fundamentalisten sind zum Glück für unser Land nicht nennenswert erstarkt, und für spiritualistische Spinner, die alle Probleme der Welt durch kollektive Meditation oder durch yogische Flieger lösen möchten, ist in diesem Lande offenbar auch kein Platz. Dies zeigt, daß die Deutschen zumindest in der Lage sind, zu erkennen, daß es nichts bringt, bestehenden politischen Schwachsinn durch noch größeren Schwachsinn zu ersetzen.

Schade hingegen ist es um das enttäuschende Ergebnis der Piratenpartei. 845.904 oder 2,0 Prozent der abgegebenen Stimmen sind zwar ein netter Achtungserfolg, der die Partei aus dem Stand auf den sechsten Platz in der Wählergunst befördert (wenn man die CDU/CSU einmal als eine Partei rechnet). Das ist mehr, als die Grünen bei ihrer ersten Bundestagswahl im Jahre 1980 erreicht haben. Aber damit ist natürlich noch nichts gewonnen! Zwar deutet sich an, daß zumindest ein nennenswerter Teil der Bevölkerung es sich nicht mehr länger bieten lassen möchte, wenn auch weiterhin persönliche Freiheitsrechte beschnitten und totalitäre staatliche Instrumente wie Zensur und flächendeckende Video-Überwachung geschaffen werden.

Doch die Massen kann man damit offenbar immer noch nicht mobilisieren. Der einzige kompromißlose Verteidiger der Bürgerrechte zu sein reicht im heutigen Deutschland offenbar nicht einmal für die 5-Prozent-Hürde. Unser Land gibt in dieser Hinsicht leider ein trauriges Bild ab. Und ausgerechnet darauf zu vertrauen, daß die nicht gerade für die Durchsetzung von unumstößlichen Idealen bekannte FDP zum Beispiel in Hinblick auf die geplante Internet-Zensur zu ihren Wahlversprechen steht, kann ja wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluß sein, nachdem die selbe Partei gerade erst in Sachsen zwecks Regierungsbeteiligung alle freiheitlichen Bedenken gegen stärkere staatliche Überwachungsmaßnahmen über Bord geworfen hat.

Wohin also steuert Deutschland nach der Wahl? Änderungen in der Wirtschaftspolitik werden wohl unausweichlich sein, und bei aller Liebe zum Sozialstaat erscheint mir die Kompetenz auf diesem Bereich in der neuen Regierung stärker vertreten zu sein - vorbehaltlich der noch zu treffenden Personalentscheidungen. Außenpolitisch dürfte sich eher wenig ändern, außer daß (wie irgendein Scherzbold letztens sagte) ein möglicher Außenminister Guido Westerwelle sogar Liechtenstein dazu ermutigen könnte, bei uns einzufallen. Für internationale Durchsetzungsfähigkeit dürfte er jedenfalls ebenso wenig stehen wie ein Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg. Dieser Part dürfte also auch weiterhin Chefsache bleiben.

Aber wenn die Chefin anderweitig beschäftigt ist, dürften in der Innenpolitik leider keine gravierenden Änderungen zu erwarten sein. Wie heißt das Sprichwort doch noch gleich so schön? "Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch." Wenn Frau Bundeskanzlerin Merkel sich auch weiterhin auf die sogenannte Fachkompetenz ihres Kabinetts verläßt, werden unserem Land weitere peinliche und demokratiefeindliche Alleingänge aus dem Hause Schäuble und vor allem aus dem Hause von der Leyen wohl nicht erspart bleiben. Ich fürchte sehr, daß sich gerade in diesen Punkten durch die künftige Regierungsbeteiligung der FDP nichts ändern wird.

Aus dem Innenministerium, das ja wohl kaum umbesetzt werden dürfte, ist ja kürzlich bereits eine Wunschliste für die Zeit nach der Wahl durchgesickert, die zahlreiche weitere, flächendeckende Überwachungsmaßnahmen beinhaltet. In dieser Hinsicht hätte wohl nur ein durchschlagender Wahlerfolg der Piratenpartei etwas ändern können. Und zwar mit mindestens 5 Prozent, so daß letztlich niemand mehr an ihrem Hauptanliegen vorbeigekommen wäre. In diesem Fall hätte es nämlich nach der Wahl nicht nur nicht mehr für schwarz-gelb, sondern nicht einmal mehr für eine Große Koalition gereicht.

Nun ja, vielleicht beim nächsten Mal - sofern beim nächsten Mal überhaupt noch genug Freiheit übrig ist, um deren Erhalt es sich zu kämpfen lohnt. Und genug Freiheit, um diesen Kampf überhaupt noch kämpfen zu können, ohne dafür gleich von staatlichen Stellen wegen eines angeblichen Terrorismusverdachtes oder sonstiger potentieller Greueltaten einkassiert zu werden. In Hinblick auf den Erhalt von Bürgerrechten wie das Recht auf Meinungsfreiheit und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit geht unser Land jedenfalls schweren Zeiten entgegen. Aber wir Deutschen tragen daran selbst die Schuld. Denn wir hatten ja die Wahl - aber wir haben sie nicht genutzt!

Donnerstag, 24. September 2009, 00:54

Identität in der elektronischen Welt

Als ich am Dienstagmorgen mein Blog aufrief, erlebte ich (wie offensichtlich auch viele andere Blogger) eine böse Überraschung: Statt meiner eigenen Tweets von Twitter wurden die Tweets einer mir völlig unbekannten Person in mein Blog eingebunden. Dabei handelte es sich um einen gewissen Adam Croot aus Essex, der bei Twitter Inhaber des Benutzernamens "undefined" ist. Offenbar hatte das Twitter-Gadged von Blogger eine Fehlfunktion in einem Javascript, das anstelle des korrekten Twitter-Namens des jeweiligen Benutzers den Wert "undefined" zurücklieferte und damit dafür sorgte, daß die Tweets ebendieses Users in tausenden von Blogs angezeigt wurden.

Armer Adam Croot! In den letzten zwei Tagen mußte er eine Flut von Beschwerden über sich ergehen lassen. Anfangs hat er noch versucht, die Sache mit Humor zu nehmen, aber da einige Benutzer seine sarkastischen Kommentare ("It's because I hacked the world!") nicht verstanden haben, dürfte die Sache für ihn mit der Zeit extrem lästig geworden sein. Er konnte ja überhaupt nichts dafür, bekam jedoch zu seinem großen Leidwesen die geballte Frustration der Blogger ab. Vielleicht hätte er allerdings noch etwas mehr Verständnis geerntet, wenn er sich während dieses Zeitraumes in seinen Tweets der Verwendung von Ausdrücken der Fäkalsprache enthalten hätte...

Mittlerweile ist der Schaden offenbar behoben, und die Wogen haben sich einigermaßen gelegt. Allerdings zeigt dieser nervige Vorfall eines ganz deutlich: In der heutigen Online-Welt ist es zunehmend schwierig, seine eigene Identität zu bewahren und sich von anderen abzugrenzen. Tools wie das Twitter-Gadget in Blogger ermöglichen es zwar im Regelfall, seine verschiedenen eigenen Auftritte zu verknüpfen und beisammen zu halten, aber wehe, dabei geht einmal irgendetwas schief! Allzu schnell leidet man dann unter elektronischem Identitätsverlust, und schwupp-die-wupp sieht es für fremde Menschen so aus, als ob man ein ganz Anderer wäre.

Gerade im Zusammenhang mit Online-Durchsuchungen (Schäubles Stasi 2.0), rechtlich völlig unkontrollierten Internet-Sperren (Zensursula), fadenscheinigen Gerichtsurteilen ahnungsloser Juristen über Verantwortlichkeiten für Inhalte im Internet (das berüchtigte "Link-Urteil") sowie dummen, völlig technikfeindlichen Politikern ("Internet-Ausdrucker") könnten die Konsequenzen derartiger Zwischenfälle für eigentlich unbescholtene Bürger fatal sein. Durch technische Probleme fehlerhaft eingebundener Content könnte zur Sperrung von Seiten, zu Strafverfolgungen oder zu einer öffentlichen Ächtung führen, deren Auswirkungen selbst bei erwiesener Unschuld nur schwer wieder rückgängig zu machen sein dürften.

Eine schöne neue Welt ist das, in der sich die elektronische Identität von Menschen teilweise durch eine zufällige, durch anfällige Technik bestimmte Zusammenwürfelung zusammenhangloser, fremder Inhalte zu bestimmen droht! Auf diese Weise droht trotz aller Personalisierung des Netzes, trotz aller (noch!) bestehenden Möglichkeiten zur freien Meinungäußerung ein schleichender Verlust der Identität des Individuums in der elektronischen Welt, den der einzelne Mensch mangels eigener (technischer wie organisatorischer) Eingriffsmöglichkeiten nicht mehr aufzuhalten vermag. Ich finde diese Vorstellung ehrlich gesagt ziemlich erschreckend...

Mittwoch, 23. September 2009, 18:45

Warnung vor dem elektronischen Personalausweis

Am 18. Dezember 2008 hat der Deutsche Bundestag die Einführung des sogenannten elektronischen Personalausweises beschlossen, der ab dem 1. November 2010 den bisherigen Personalausweis ablösen soll. Neu sind das Scheckkartenformat, ein Chip mit PIN und die digitale Speicherung eines biometrischen Bildes und der Fingerabdrücke des rechten und linken Zeigefingers. Der Ausweis wird außerdem auch einen elektronischen Identitätsnachweis bieten, der es ermöglichen soll, sich mit dem Ausweis und einem besonderen Lesegerät über das Internet elektronisch auszuweisen. Dazu wird eine Software namens "Bürger-Client" benötigt, die zusammen mit dem Ausweis ausgegeben werden soll.

Damit kann im Internet die sogenannte eID-Funktion genutzt werden. Das Verfahren ist etwas kompliziert, aber letzten Endes läuft es darauf hinaus, daß Dienstanbieter im Internet bestimmte, auf dem im Ausweis enthaltenen Chip gespeicherte Informationen übermittelt bekommen. Mit dem neuen Ausweis soll man auch Behördengänge, Online-Einkäufe und Bankgeschäfte tätigen können. Angeblich soll all dies freiwillig sein. Aber wie man es bereits von der erzwungenen Online-Abgabe von Steuererklärungen über ELSTER kennt, dürfte es vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Nutzung des neuen Personalausweises zur elektronischen Identifikation und zur Abwicklung des Online-Zahlungsverkehrs verpflichtend wird.

Auf den ersten Blick hört sich all dies vielleicht noch nicht ganz so schlimm an. Aber man vergegenwärtige sich einmal, daß es dann einen einzigen Chip geben wird, auf dem nicht nur unsere sämtlichen personenbezogenen Daten, sondern auch Daten über unsere Finanzen, unser Einkaufsverhalten, unsere Behördengänge etc. gespeichert sind und jederzeit automatisiert abgerufen werden können. Irgendwann werden vielleicht auch noch unsere Gesundheitsdaten hinzukommen, mit der Argumentation: "Wozu noch einen weiteren Chip? Es ist doch viel praktischer, wenn man alles auf nur einer einzigen Karte hat!" Der Ausweis wird also quasi sämtliche Informationen enthalten, die es über einen Menschen gibt.

Im Zeitalter von Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchungen und Internet-Zensur dürfte es für die herrschenden Law-and-Order-Politiker dann nur noch eine Formalität sein, ein Gesetz zu verabschieden, daß einen jederzeitigen Abruf aller dieser Daten durch staatliche Stellen ermöglicht. Wie üblich wahlweise begründet mit angeblicher Terrorismusabwehr, nebulösen Gründen der inneren Sicherheit, Präventivmaßnahmen zur Verhinderung von Gewalttaten oder mit der Verfolgung von Kinderpornograhpie. Und dies alles garniert mit dem üblichen Killer-Argument, wer sich gesetzestreu verhalte, der habe ja auch nichts zu verbergen und nichts zu befürchten.

In der jüngeren Vergangenheit haben unsere herrschenden Politiker jede erdenkliche Möglichkeit genutzt, neue Mechanismen zur Speicherung und Überwachung der Daten der gesamten Bevölkerung zu schaffen. Und diese werden von diversen Behörden auch weidlich ausgenutzt. Ungefähr 80 Anlagen zur Telekommunikationsüberwachung, die von insgesamt 38 Behörden genutzt werden, zeigen, daß es sich bei dieser Nutzung keineswegs um Einzelfälle (wie z. B. in der vielbeschworenen Terrorismusbekämpfung) handelt. Vielmehr rückt eine flächendeckende Überwachung aller Bürger immer mehr in greifbare Nähe.

Die Datenflut, die jetzt auf dem neuen elektronischen Personalausweis gespeichert werden soll, eröffnet in dieser Hinsicht eine neue Qualität. Alles auf einem Chip, alles jederzeit auslesbar - und dies technisch gesehen auch noch völlig problemlos, weil dafür ja die inhärent unsichere RFID-Technologie verwendet werden soll. Damit wird es möglich, die gesamten Daten eines Menschen im Vorbeigehen per Funk aus dem Chip in seinem Personalausweis auszulesen, ohne daß er überhaupt etwas davon merkt. Übrigens prinzipiell nicht nur für Behörden, sondern auch für werbetreibende Firmen und für jede Art von technisch versierten Kriminellen...

Gegen die bereits erfolgte Einführung des biometrischen Reisepasses gab es einigen öffentlichen Widerstand. Daraus haben unserer Law-and-Order-Politiker jetzt offenbar gelernt und versuchen jetzt, uns den neuen Personalausweis über die angeblich so praktischen Funktionen schmackhaft zu machen. Die Medien sind bereits auf diesen Zug aufgesprungen und berichten nur in lobenden Tönen über die Vorzüge des neuen Ausweises. Das Leben soll damit in Zukunft angeblich für alle leichter werden - leichter wird es allerdings vor allem für die Überwachungsfanatiker und für diejenigen Politiker und Behörden, die offenbar ebenso große Angst vor ihrem eigenen Volke haben wie einst die Führung der DDR.

Der neue Personalausweis stellt die Grundlage eines der bisher größten Schritte in Richtung Überwachungsstaat dar. Daten über Konsumverhalten und Finanzgeschäfte waren bisher in keinem Ausweis enthalten. Die jetzt geplante Zusammenführung aller dieser Daten ermöglicht jedem, der sie auslesen kann, jederzeit die Erstellung eines kompletten Persönlichkeitsprofils, das zu beliebigen Zwecken mißbraucht werden kann. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum "gläsernen Bürger"! Da ist es dann auch kein weiter Schritt mehr zu Szenarien, in denen beispielsweise Zeugen vor Gericht durch Offenlegung von Aussagen über ihr Privatleben moralisch diskreditiert werden oder der Antrag auf Arbeitslosengeld abgelehnt wird, weil man erfolgreich privat Funde von Omas Dachboden auf eBay verkauft.

Übrigens wäre es mit den demnächst neu zu schaffenen technischen Möglichkeiten auch ein Leichtes, mißliebigen Bürgern (z. B. Kritikern des Überwachungsstaates) gefälschte Daten unterzujubeln und sie damit in Mißkredit zu bringen - technisch gesehen eine Kleinigkeit. Für den einzelnen Bürger würde es in diesem Fall äußerst schwer werden, das Gegenteil zu beweisen, denn nach offizieller Lesart ist die neue Technik ja angeblich fälschungssicher. Wir bewegen uns ohnehin bereits in Richtung einer totalen staatlichen Kontrolle über alle Aspekte des täglichen Lebens. Persönliche Freiheiten werden immer mehr eingeschränkt. Der neue elektronische Personalausweis ist perfekt dazu geeignet, diese äußerst gefährliche Entwicklung erheblich zu beschleunigen!

Dienstag, 22. September 2009, 22:48

Neue Begründung für Wehrdienstverweigerung

In der aktuell geltenden Gesetzeslage gibt es eigentlich nur einen einzigen Grund, die Einberufung zum Wehrdienst wirksam zu verweigern. Artikel 4, Absatz 3, Satz 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland legt fest: "Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden." Für eine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer muß der Antragsteller glaubhaft darlegen, dass er irreparablen seelischen Schaden erleiden und die Persönlichkeit zerbrechen würde, sollte er als Soldat einen Menschen töten müssen.

Nach mir vorliegenden Informationen soll es daneben allerdings in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts auch die Praxis gegeben haben, Personen nicht zum Kriegsdienst heranzuziehen, wenn diese zuvor glaubhaft ihre ausdrückliche Ablehnung unserer sogenannten "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" dargelegt hatten. Übrigens werden auch anerkannte Zivildienstleistende gemäß § 26 Zivildienstgesetz ausdrücklich zur Achtung der "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" verpflichtet. Offenbar legte man keinen Wert darauf, diese Grundordnung von Leuten beschützen zu lassen, die sie gar nicht beschützen wollen.

Angesichts der in den letzten Jahren immer wieder aufkommenden Forderungen nach verfassungsrechtlich zumindest höchst bedenklichen Einsätzen der Bundeswehr im Inneren sollte es meiner Ansicht nach künftig einen weiteren Verweigerungsgrund geben: Der Antragsteller sollte den Wehrdienst verweigern können, wenn er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, als Soldat potentiell im eigenen Lande gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingesetzt werden zu können.

Man braucht sich nur einmal anzusehen, wie bereits heute und in der Vergangenheit die Polizei gegen friedliche Demonstranten oder sonstige harmlose Bürger vorging und immer noch vorgeht, die lediglich ihre Grundrechte auf freie Meinungsäußerung und freie Entfaltung der Persönlichkeit wahrzunehmen versuchen. Mir persönlich sind durchaus noch Kolonnen von gepanzerten Wasserwerfern in Erinnerung, die optisch schon sehr stark an die berühmten Bilder aus China vom Platz des Himmlischen Friedens erinnern. Und zwar nicht etwa von irgendwelchen Anti-Terror-Einsätzen, sondern von eigentlich friedlichen Demonstrationen oder sogar von Fußballspielen.

So hatte beispielsweise die Lübecker Polizei vor Jahren einmal mitten im tiefsten Winter bei einem Fußballspiel ein halbes Dutzend Wasserwerfer aufgefahren, obwohl beim betreffenden Spiel nicht die geringste Bedrohungslage bestand. Wäre es jedoch zu einem Einsatz gekommen, so hätte für harmlose Zivilisten jederzeit Lebensgefahr bestanden, nicht nur durch die gepanzerten Fahrzeuge selbst, sondern auch durch Erfrieren infolge wahllosen Beschusses mit kaltem Wasser - bei minus 7 Grad Celsius. Zum Glück mußten die Wasserwerfer in der Halbzeitpause vom Stadion abgezogen werden, da offenbar die Wassertanks eingefroren waren.

Dies mag auf den ersten Blick zwar vielleicht amüsant klingen. Aber denken wir dieses Szenario doch einmal weiter! Wenn ein Einsatz der Bundeswehr im Inneren erst einmal möglich ist, wie lange wird es dann noch dauern, bis unsere paranoiden Politiker, die schon in dem Auftauchen der falschen Fähnchen bei ihren Wahlkampfveranstaltungen eine Bedrohung für die innere Sicherheit sehen, lauthals fordern, zum Schutz vor angeblich möglichen Ausschreitungen die Bundeswehr zur Bewachung der Städte und zum Kontrollieren von Demonstrationen einzusetzen?

Von diesem Punkt aus ist es nicht mehr weit zu Panzern vor dem Parlament und zu schwerbewaffneten Truppen, die öffentliche Demonstrationen begleiten und die Bürger, die ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ausüben wollen, durch ihre Präsenz einschüchtern. Und wer weiß, wann in diesem Fall der erste überforderte Kommandant durchdreht und die ersten toten Demonstranten auf den Straßen liegen? In unserem "Rechtsstaat" unmöglich? Pustekuchen! Etwas ganz Ähnliches hatten wir schließlich im Jahre 1967 schon einmal...

Während sich also unsere Politiker nicht nur in puncto Zensur, sondern auch in puncto Angst vor dem eigenen Volke unseren hochgeschätzten chinesischen Freunden und Geschäftspartnern mit großen Schritten annähern, wird es meines Erachtens Zeit, der veränderten Sachlage durch eine Änderung der Praxis der Wehrdienstverweigerung Rechnung zu tragen, solange es noch so etwas wie eine "freiheitlich-demokratische Grundordnung" gibt, die man schützen kann. Soldaten oder Wehrpflichtige müssen das Recht haben, den Dienst in der Bundeswehr zu verweigern, wenn zu befürchten steht, daß diese im Inland gegen die im Grundgesetz festgelegten Grundrechte eingesetzt werden könnte.

Donnerstag, 17. September 2009, 18:15

Opt Out Day in Bielefeld - eine totale Lachnummer!

Für den heutigen 17. September hatte die Piratenpartei bundesweit zum sogenannten Opt-Out-Day aufgerufen. Dabei geht es darum, bei den örtlichen Meldebehörden der Weitergabe der eigenen personenbezogenen Daten zu widersprechen. Meldebehörden haben das Recht, persönliche Daten, wie zum Beispiel Adresse, Geburtstag, Konfession und Familienstand, an Dritte weiterzureichen, solange man sich nicht selbstständig und ausdrücklich in Schriftform dagegen ausspricht. Und dies sollte heute gemeinschaftlich in Form von konzertierten Aktionen erfolgen.

Für Bielefeld war erst heute Morgen bekanntgegeben worden, daß das Treffen um 17:45 Uhr vor der Bürgerberatung stattfinden sollte. Dieser Zeitpunkt stellte an und für sich bereits einen ziemlich ungeeigneten Termin dar, weil die Bürgerberatung nur bis 18:00 geöffnet hat und in diesem kurzen Zeitraum vermutlich gar keine größere Anzahl von Anträgen mehr hätte entgegennehmen können. Mal ganz abgesehen davon, daß sich um diese Zeit noch ungefähr 40 ganz offensichtlich nicht am Opt-Out-Day beteiligte Personen in der Warteschlange befanden.

Das offiziell angekündigte Treffen erwies sich dann jedoch als pure Lachnummer. Ich war frühzeitig gegen 17:30 Uhr vor der Bürgerberatung. Bis 17:50 Uhr erschien gerade einmal eine einzige weitere Person. Von der Piratenpartei selbst war weit und breit niemand zu sehen. So erzielt man gewiß keine Öffentlichkeitswirkung! Deshalb haben wir angesichts der langen Warteschlange für heute lieber aufgegeben. Ich werde mein Formular dann abgeben, wenn ich irgendwann mal wieder um eine frühere Uhrzeit in der Stadt bin.

Von der örtlichen Piratenpartei bin ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht, und ich hoffe sehr, daß das nicht symptomatisch für die Organisationsfähigkeit dieser Partei auf Bundesebene steht. Wie will man eigentlich ein Land mitregieren (denn darum geht es schließlich in der Politik!), wenn man es offenkundig nicht einmal hinbekommt, für eine solche Aktion rechtzeitig einen Termin bekanntzugeben und dort dann auch gemeinsam als Partei in Erscheinung zu treten? Auf diese Weise erzeugt man nur noch zusätzliche Politikverdrossenheit! Ich weiß jetzt jedenfalls gar nicht mehr, wen ich wählen soll. Herzlichen Dank...

14:12

Was ist eigentlich "geringe Schuld"?

Schon wieder ein interessantes Fundstück zum Thema des merkwürdigen Umganges unserer Rechtsprechung mit dem Thema Gewalt: In der Neuen Westfälischen von heute findet sich ein Artikel unter der Überschrift: Juristin soll eigenes Kind misshandelt haben. Ich denke, die NW wird es mir nicht übelnehmen, wenn ich an dieser Stelle aus diesem Artikel zitiere, damit der Sinn dieses Blog-Eintrages nicht verlorengeht, falls der Text irgendwann einmal im Archiv verschwinden sollte.

"Eigenwillige Erziehungsmethoden soll eine 47-jährige Bielefelder Volljuristin im Laufe des Jahres 2006 bei ihrem damals fünfjährigen Sohn angewandt haben. Weil das Kind keine Erbsen mochte, soll sie ihm beim Essen die Augen verbunden und es mit einer Gabel in die Hand gestochen haben, um es zum Verzehr des ungeliebten Gemüses zu zwingen. Bei einer anderen Gelegenheit soll die Frau [...] ihren Sohn mit einer Fahnenstange geschlagen haben. In zwei weiteren Fällen soll sie den Jungen mit einer Gabel in den Nacken gestochen und mit der Hand heftig gegen die Stirn geschlagen haben.

"Die Vorfälle wurden bekannt, weil der Fünfjährige einer Betreuerin im Kindergarten die durch die Misshandlungen entstandenen Verletzungen zeigte und erzählte, von wem und aus welchem Anlass sie ihm zugefügt worden waren. Von der Kita-Leiterin darauf angesprochen, soll die Mutter die Sachverhalte zugegeben, aber bagatellisiert haben. Die Polizei wurde informiert, die das Kind vernahm. Der Junge soll die Angaben, die er im Kindergarten gemacht hatte, wiederholt haben."

Zum einen frage ich mich natürlich, was eine Mutter dazu treiben kann, ihrem eigenen Kind so etwas anzutun. Für ein derartiges Verhalten gibt es in meinen Augen keine Ausreden. Es scheint ja offenbar nicht so zu sein, als ob der Mutter, vom Kinde bis zur Weißglut genervt, einmalig "die Hand ausgerutscht" wäre. Sondern die in diesem Artikel geschilderten Zwangsmaßnahmen erfüllen schon den Tatbestand der Folter. Wie die NW es ernsthaft wagen kann, so etwas lediglich als "Eigenwillige Erziehungsmethoden" zu bezeichnen, will mir nicht in den Kopf - ich finde diese verharmlosende Formulierung erschreckend!

Noch verstörender ist allerdings, wie die Justiz mit diesem Fall umgegangen ist: ""Die Staatsanwaltschaft Bielefeld erhob Ende 2008 Anklage wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung gegen die Juristin. Vor einer Jugendrichterin fand jetzt in nichtöffentlicher Sitzung die Hauptverhandlung statt. Weil die Angeklagte von ihrem Schweigerecht Gebrauch machte, hätte sich die Notwendigkeit ergeben, den Sohn als Zeugen zu hören."

Warum eigentlich? In dem Artikel ist doch ganz deutlich davon die Rede, daß der Sohn bereits gegenüber der Kindergärtnerin und gegenüber der Polizei ausgesagt hat - und daß die Mutter die Mißhandlungen bereits zugegeben hatte! Wieso die Prozeßordnung es verlangen muß, daß trotz eindeutiger Sachlage nur dann ein Urteil möglich ist, wenn dem Kind wieder und wieder eine Aussage mitsamt dem Hochkommen der damit verbundenen Erinnerungen zugemutet wird, ist mir schleierhaft. Dem Wohl des Kindes sind solche Bestimmungen jedenfalls nicht zuträglich. Und so kam es am Ende, wie es kommen mußte:

""Der Junge befindet sich, wie auch seine drei Geschwister, mittlerweile in einer Dauerpflegefamilie." Warum wohl...?! "Die Pflegemutter und die anderen für das Wohl des Kindes zuständigen Personen waren der Meinung, dass eine Zeugenaussage die positive Entwicklung des Jungen stören würde und versagten ihre Zustimmung zur Vernehmung. Das Verfahren gegen die Mutter wurde daraufhin wegen geringer Schuld eingestellt."

Fazit: In unserem Rechtssystem ist es offenbar nicht möglich, trotz klarer Sachlage jemanden als Gewalttäter zu verurteilen, ohne das Opfer unnötig zu quälen. Und wenn diese Quälerei dem Opfer - das in diesem Fall ja längst ausgesagt hatte! - erspart bleiben soll, führt das dazu, daß die Gewalttat (trotz erfolgten Eingeständnisses, wenn auch nicht gegenüber der Polizei oder dem Gericht - offensichtlich kennt unser Rechtssystem also Zeugen erster und zweiter Klasse) vollkommen ungestraft bleibt.

Der größte Hohn ist allerdings die Begründung für die Einstellung: "geringe Schuld"! Wird die Schuld etwa dadurch geringer, daß dem Opfer die Qual einer erneuten Aussage erspart bleibt? Wird die Schuld etwa dadurch geringer, daß die Täterin die Aussage verweigert? (Denn anderenfalls wäre sie ja vermutlich doch verurteilt worden.) Wird die Schuld etwa dadurch geringer, daß die Angeklagte nicht zu ihren Handlungen steht? Oder verringert sich die Schuld etwa dadurch, daß der Prozeß mangels reißerischer Aussagen nicht spektakulär genug abgelaufen ist?

Aus Sicht der Gerechtigkeit leben wir wirklich in einem armen Land, wenn eine solche Farce eines Prozesses mit einem derart absurden Ausgang möglich ist! Zum Glück dürfte angesichts des biologischen Alters der Angeklagten wenigstens bei ihr persönlich eine Wiederholungsgefahr so gut wie ausgeschlossen sein. Das jetzige Urteil dürfte auf sie anderenfalls wohl kaum eine sonderlich abschreckende Wirkung gehabt haben. Und auf Gewalttäter in anderen Familien wirkt es mit Sicherheit sehr beruhigend: Einfach weitermachen wie gehabt, denn wenn man nur die Schnauze hält, kann einem letzten Endes doch überhaupt nichts passieren.

Mittwoch, 16. September 2009, 21:38

Beutelschneiderei im Bültmannshof

Der Bültmannshof in Bielefeld wirbt zur Zeit mit "bayrischen Wochen". Da ich gerne Schweinshaxe esse, wollte mir meine Mutter heute Abend etwas Gutes tun und mich zum Essen einladen. Auf der sogenannten "bayrischen" Karte steht auch tatsächlich eine "Schweinshaxe vom Grill mit Bayrisch Kraut" für 9,50 Euro. (Draußen auf der Tafel mit den Tagesgerichten steht außerdem auch noch irgendetwas von einer Schweinshaxe für 10,80 Euro.) Wie haben also beide jeweils eine Schweinshaxe bestellt und uns überraschen lassen.

Und diese Überraschung ist dem Bültmannshof auch wirklich gelungen! Was uns letzten Endes serviert wurde, hatte vom Fleischgehalt ungefähr ein Sechstel der Größe einer normalen bayrischen Schweinshaxe und dazu eine fast vollkommen bißfestigkeitsfreie Konsistenz, die man ansonsten nur bei durchgedrehtem Hähnchenfleisch in Fast-Food-Restaurants kennt. Meine Mutter war noch so geistesgegenwärtig, zu fragen, ob das vielleicht eine vollkommen neue Züchtung von Schweinen wäre, aber der Kellner hat sie irgendwie nicht verstanden.

Irgendwann kam dann ein offenbar höhergestellter Mitarbeiter vorbei (oder war das vielleicht sogar der Chef des Hauses?) und erklärte uns naseweis, daß es sich dabei um Spanferkelhaxen handeln würde. Ist ja alles schön und gut, aber meines Erachtens gehört diese wichtige Information doch wohl mit auf die Karte, damit man als Gast nicht fälschlicherweise auf die Idee kommt, daß man zu diesem ohnehin schon stolzen Preis auch wirklich eine richtige Schweinshaxe bekommen würde. Sondern lediglich etwas, das in Bayern bestenfalls als Vorspeisenteller durchgehen würde.

Jedenfalls hat der Bültmannshof etwas geschafft, das ich zuvor noch nie erlebt habe und das wohl in Bayern auch noch nie jemand erlebt haben dürfte: Ich habe eine ganze Schweinshaxe bestellt und das, was ich bekam, vollständig aufgegessen - und habe danach noch Hunger! Um genau zu sein, werde ich mir jetzt erst einmal ein ordentliches Abendessen kochen. Und was den Bültmannshof angeht, so war ich (wie meine Patentante es gemeinhin auszudrücken pflegt) dort heute Abend zweimal: Das erste und das letzte Mal. Denn ich bin nicht gewillt, mir eine derartige Beutelschneiderei noch einmal bieten zu lassen!

14:15

Bloß nicht wehren!

Alle Welt diskutiert gerade den Fall des 50jährigen Geschäftsmannes, der in München vier Kinder vor einem Raubüberfall zu schützen versuchte und seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlen mußte. Politiker aller Parteien instrumentalisieren den Vorfall im Wahlkampf für die seltsamsten Forderungen, meist nach noch mehr nutzlosen Überwachunskameras, für deren Überwachung überhaupt kein Personal vorhanden ist. Außerdem wird angesichts der Tatsache, daß etwa 15 Gaffer dem Mord tatenlos zugesehen haben, immer wieder zu mehr Zivilcourage aufgerufen.

Aber was passiert denn, wenn tatsächlich jemand erfolgreich helfend eingreift, oder wenn sich das Opfer eines brutalen Angriffes mit den ihm gerade zur Verfügung stehenden Mitteln erfolgreich gegen einen Angreifer zur Wehr setzt? Wie der Fall eines Studenten zeigt, der letztes Jahr ebenfalls in München von serbischen Schlägern angegriffen wurde und es wagte, sich zu wehren, entblödet sich in solchen Fällen unsere Justiz nicht, mal eben schnell das Prinzip von Täter und Opfer umzukehren und damit die Gerechtigkeit ad absurdum zu führen.

Weil er den Schläger in Notwehr schwer verletzt hatte, wurde der Student zu drei Jahren und neun Monaten Haft wegen angeblichen "versuchten Totschlags" verurteilt. Das zuständige Schwurgericht sah es in seiner Urteilsbegründung übrigens explizit als straferschwerend an, daß er sich "mehrfach als unschuldiges Opfer dargestellt" habe. Außerdem mußte er an den Täter einen Betrag von 12.500 Euro zahlen und sich bei ihm entschuldigen, was ich persönlich als besonders pervers empfinde.

Hier der vollständige Artikel aus der Münchner tz zur kürzlich erfolgten Überprüfung des Urteils durch den Bundesgerichtshof. Der Tatbestand des "vesuchten Totschlages" wurde dabei allerdings nicht in Frage gestellt. Offenbar ist auch der Bundesgerichtshof der Meinung, daß man sich gegen Angreifer nicht wehren darf, jedenfalls nicht mit wirksamen Mitteln, die den Angriff auch tatsächlich beenden könnten.

Was lernen wir daraus? Bloß nicht wehren! Wer sich gegen Angreifer wehrt, der muß sich hinterher bei diesen entschuldigen, ihnen Geld bezahlen und kommt dafür auch noch in den Knast. Nach der Meinung der Richter läßt man sich also wohl am besten widerstandslos totschlagen! Hauptsache, der ganze Vorfall ist hinterher gestochen scharf auf genügend Überwachungsvideos festgehalten, die man dann anschließend zur besten Sendezeit im Fernsehen senden und politisch ausschlachten kann.

Diese Konsequenz läßt natürlich auch den aktuellen Fall aus München in einem ganz neuen Licht erscheinen. Hätte einer der in den Medien kritisierten Gaffer tatsächlich so viel Zivilcourage bewiesen, dem Opfer beizustehen, und vielleicht einen der Täter dabei verletzt, säße der Helfer jetzt vermutlich im Gefängnis, während die Täter weiter frei herumlaufen und wehrlose Menschen ausrauben könnten. Aber angeblich leben wir ja in einem Rechtsstaat...

Montag, 14. September 2009, 16:53

Deutschlehrer, Wortverdreher und Literaturzerstörer

Über das just vergangene Wochenende hatte meine Liebste von ihrem Deutschlehrer an der Abendschule eine Hausaufgabe aufbekommen, für deren vollständige Bearbeitung Zeit in der ungefähren Größenordnung eines halben Tages draufgegangen ist. Diese Hausaufgabe hat uns somit nicht nur den Samstagnachmittag versaut, sondern auch wirkungsvoll verhindert, daß wir (wie eigentlich geplant) das Fest der 1.000 Lichter beim Seekrug am Obersee besuchen konnten. Als sie mit allem fertig war, dürfte dort das letzte Licht wohl bereits verloschen gewesen sein.

Die Aufgabe bestand darin, Bilder zu interpretieren, die angeblich im ersten Kapitel des Romans "Effi Briest" von Theodor Fontane vorkommen. Eine Liste der angeblichen Bilder war offenbar vorher von der Klasse im Unterricht erarbeitet worden, und diese sollten nun als Hausaufgabe auf ihre Aussage untersucht werden. So stellen beispielsweise verschiedene Pflanzen in einem Garten oder einzelne Architekturelemente Bilder dar, die angeblich auf das spätere, tragische Schicksal der Hauptfigur des Romans hindeuten sollen.

Angesichts dieser Aufgabe habe ich mich wieder an meine Schulzeit erinnert, wo wir im Deutschunterricht ständig ähnliche Aufgaben bearbeiten mußten, deren Sinn und Zweck nur allzu oft darin bestand, zusammenhängende Texte aus dem Zusammenhang zu reißen, sie Stück für Stück auseinanderzupflücken und dem Autor irgendeine Absicht zu unterstellen, die er beim Schreiben angeblich gehabt haben soll - darüber hinaus, die eigentliche Geschichte zu erzählen, versteht sich, aber genau dieser eigentlich wichtigste Aspekt von Literatur wird von der Zunft der Deutschlehrer im Allgemeinen ja geflissentlich ignoriert.

Warum können sich diese besserwisserischen Wortverdreher eigentlich niemals damit abfinden, daß sich beispielsweise Fontane vielleicht gar nichts Großartiges dabei gedacht hat, wenn er eine Örtlichkeit wie das Elternhaus von Effi Briest beschrieben hat? Kann es nicht einfach sein, daß er eine reale Örtlichkeit als Vorbild gewählt hat, an der er beispielsweise öfters vorbeikam oder die ihm vielleicht besonders gefiel, und diese dann einfach genau so beschrieben hat, wie er sie in der Realität vorfand, lediglich unter einem anderen Namen? Ich würde als Autor jedenfalls so vorgehen.

An diesem Beispiel wie auch an vielen anderen sieht man: Interpretation von Texten, gerade in einer derart formalisierten und erzwungenen Form wie im Deutschunterricht, ist nicht unbedingt förderlich für die Literatur an sich. Anstatt sie ihre vom Autor beabsichtigte Wirkung entfalten zu lassen, wird sie in vorgefertigte Denkschemata gepreßt, der Meinung des Chefinterpretierers (Deutschlehrers) angepaßt und zu einer Art von perfider Gedankenkontrolle mißbraucht. Du hast hier dieses oder jenes in den Text zu interpretieren, ob Du willst oder nicht, sonst gibt es schlechte Noten! Ein solcher Unterricht befördert die Literatur nicht, sondern er zerstört sie.

Ein derartiger Umgang mit Texten ist allerdings kein neues Phänomen, und schon gar nicht neu ist der krampfhafte Versuch, Autoren irgendwelche Absichten und Motivationen zu unterstellen, die von diesen niemals geäußert worden sind. Bereits Johann Wolfgang von Goethe kritisierte derartige fehlgeleitete Interpretationsversuche und nahm sie (nicht etwa, wie oft fälschlicherweise behauptet, im Faust, sondern in den "Zahmen Xenien") mit den folgenden Worten auf's Korn:

"Im Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr’s nicht aus, so legt was unter."

Am besten funktioniert diese Praxis natürlich, wenn sich der Autor gar nicht mehr dagegen wehren kann, was inzwischen leider sowohl bei Fontane als auch bei Goethe der Fall ist. Und so steht es nun jedem Deutschlehrer frei, ihnen seine eigene, ganz persönliche Meinung als Absicht zu unterlegen und diese Interpretation kraft seines Amtes zur allgemeinverbindlichen Wahrheit zu erklären. Und selbstverständlich wird dies auch weidlich ausgenutzt, wie in den meisten Fällen, wenn Menschen die Macht haben, anderen Menschen ihre eigenen Gedanken aufzuzwingen.

Ein weiteres Beispiel für einen Autor, der sich zu seinen Lebzeiten dagegen gewehrt hat, einer derartigen Praxis zum Opfer zu fallen, war J. R. R. Tolkien. Natürlich sind in seinem Fall die Täter eher in den Kreisen englischer Englischlehrer zu suchen, aber das Prinzip bleibt selbstverständlich das selbe. Nach Erscheinen des "Herrn der Ringe" hatten offenbar zahlreiche selbsternannte Literaturinterpreteure versucht, den Roman als Allegorie auf den Zweiten Weltkrieg betrachten zu wollen.

In seinem Vorwort zu der berühmten, später erschienenen "grünen" Ausgabe wehrte sich Professor Tolkien ganz entschieden sowohl gegen diese Interpretation als auch gegen alle sonstigen Versuche der Leute, ihm ungefragt irgendwelche sonstigen Motivationen zu unterstellen. Dort stellt er (gleich nach der Aussage, das Buch sei eigentlich zu kurz) unmißverständlich fest: "Was irgendwelche tiefere Bedeutung oder Botschaft betrifft, so gibt es nach Ansicht des Verfassers keine."

Nachdem er im Anschluß an diese Aussage die vermeintliche Allegorie, die dem Buch unterstellt wurde, mit guten Argumenten vollständig zu Fall gebracht hat, fährt Tolkien mit seiner Kritik der Kritiker fort: "Andere Lösungen mögen ersonnen werden je nachdem Geschmack oder den Ansichten jener, die Allegorien oder aktuelle Bezüge schätzen. Aber ich habe eine herzliche Abneigung gegen Allegorie in all ihren Erscheinungen, und zwar immer schon, seit ich alt und wachsam genug war, um ihr Vorhandensein zu entdecken."

Den gesamten Text dieser Abrechnung des Autor und Literaturwissenschaftlers Tolkien mit den Interpreteuren seiner Werke möge jeder selbst nachlesen. Sie ist lehrreich und beleuchtet insbesondere sehr schön das Wesen dieser selbsternannten Kritiker. Insgesamt haben wir hier ein Beispiel eines Autors, der sich gegen den Mißbrauch seines Werkes noch wehren konnte und diese Möglichkeit auch ebenso inbrünstig wie scharfzüngig genutzt hat. Angesichts dessen, was heutzutage den Texten eines Goethe oder Fontane angetan hat, würden ihn diese beiden Schriftsteller vermutlich um diese Chance beneiden!

Als Autor wünsche ich mir nur eines: Hoffentlich werden meine eigenen Werke niemals einem ähnlichen Schicksal anheim fallen wie Fontanes "Effi Briest", nämlich von selbstgefälligen Deutschlehrern dazu mißbraucht zu werden, durch die Verdrehung von Worten und die Unterstellung von Absichten anderen Menschen ihre eigene Denkweise aufzuzwingen. Bei dem Gedanken daran krampft sich mir bereits jetzt der Magen zusammen, und vermutlich würde ich mich, falls es eines Tages doch dazu kommen sollte, mit einer derartigen Frequenz im Grabe umdrehen, daß man einen gänzlich neuen Typ von Kraftwerk aus mir bauen könnte. Lehrer, laßt Literatur leben, anstatt sie zu zerstören!

Donnerstag, 10. September 2009, 13:31

Stimmloser postalveolarer Frikativ

Geocaching bildet! Vor allem, wenn man sich beim Lösen der Rätsel von Mystery-Caches mal wieder hoffnungslos in zwar hochinteressante, jedoch vom Ersteller des Rätsels in keiner Weise beabsichtigte Richtungen verrennt. Bei einem dieser Ausflüge in die weite Welt des googelianischen Informationsüberflusses stieß ich auf ein Phänomen, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Der stimmlose postalveolare Frikativ hat in verschiedenen Sprachen unterschiedliche orthographische Realisierungen. Während er im Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen und in gewisser Weise sogar im Russischen relativ eindeutig als solcher erkennbar ist, gibt es im Schwedischen eine überraschende Sonderform. Hier kann dieser Laut nämlich auch durch ein "k" ausgedrückt werden, jedenfalls, wenn diesem im selben Wort unmittelbar ein "y" folgt.

Was aber ist nun ein stimmloser postalveolarer Frikativ? Ganz einfach: ein stimmloser, hinter den Zähnen gebildeter Reibelaut, zum Beispiel "sch" - wie im deutschen Wort "Scheiße", im englischen Wort "shit" und übrigens auch im schwedischen Wort "kyrkan". Ein Hoch auf die tendenziell dysfunktionale, ostentative Fremdwortaffinität extensiv zerebral exkavierter Linguisten!

Ich denke, es wird Zeit, an dieser Stelle ein weiteres kürzliches Fundstück aus dem Internet zu zitieren: "Ob das Universalnetz der Menschheit Aufklärung bringt, sei bezweifelt. Manchmal jedoch fördert das Durchsuchen der Abermillionen von Nodes überraschende Information zutage, die dem bereits Wissenden neue Impulse zur Interpretation des vorliegenden Kontinuums zukommen läßt. Wanderer des Netzes, wähle gut, welche Daten Du Dir in den Kopf lädst und welche Du lieber den Weiten des Raumes anvertraust, denn Unnötiges und Irreführendes findest Du an jeder Stelle, an der Du suchst." Amen.

Montag, 7. September 2009, 19:42

Leonhard Euler und die lateinischen Sudokus

Bei Recherchen zu einem mal wieder fast unlösbar erscheinenden Rätsel-Geocache stieß ich heute auf eine höchst interessante historische Information: Bereits im Jahre 1770 berechnete der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler die Anzahl der mathematisch möglichen Sudokus, nämlich mehr als fünf Quadrilliarden, genauer gesagt: 5.524.751.496.156.892.842.531.225.600.

Wie kann das sein? Ganz einfach: Was wir heutzutage unter dem Begriff Sudoku kennen, ist beileibe keine japanische Erfindung! Knobelaufgaben mit Zahlenfeldern, in deren Zeilen und Spalten jede Ziffer nur einmal vorkommt, kannten schon die alten Römer. Diese sogenannten "Lateinischen Quadrate" beschäftigten seither Generationen von Mathematikern - so auch Leonhard Euler.

Erst im Jahre 1979 erfand der Amerikaner Howard Garns ein von Euler inspiriertes Knobelspiel namens "Number Place", dessen Regeln mit den heutigen Sudokus identisch sind. Fünf Jahre später übernahm der japanische Verlag Nikoli diese Rätselform und nannte sie: "Die Zahl, die allein steht", japanisch "suji wa dokushin ni kagiru" oder abgekürzt: Sudoku. Zum Welterfolg wurde das Spiel erst, als der Neuseeländer Wayne Gould es 1997 in Japan kennenlernte und ein erstes Computerprogramm zur Erstellung von Sudokus entwickelte.

Und die Moral von der Geschichte? Nicht alles, was uns japanisch oder sonstwie fremd erscheint, muß deswegen auch gleich japanisch oder sonstwie fremd sein. Und nicht alles, was uns neu vorkommt, muß deswegen auch gleich neu sein. Vielleicht spielten vor über 2.000 Jahren bereits Varus und Arminius in ihrer Freizeit Sudoku, pardon, Lateinische Quadrate. Auf jeden Fall tat es Leonhard Euler im Jahre 1770.

Freitag, 4. September 2009, 13:17

Online-Petition: Briefgeheimnis auch für E-Mails!

Auf der Webseite des Deutschen Bundestages kann man jetzt eine Online-Petition unterstützen, in der gefordert wird: Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass das Briefgeheimnis auf elektronische Post (E-Mails) ausgeweitet wird.

Die Begründung des ursprünglichen Antragstellers für diese Petition lautet: "Der Briefverkehr wird heutzutage immer mehr durch elektronische Korrespondenzen ersetzt. Der Inhalt dieser Post bleibt dabei unverändert. Daher halte ich es für wünschenswert, dass dem schützenswerten Charakter einer E-Mail genauso Rechnung getragen wird, wie das berechtigterweise bei Briefpost der Fall ist."

Ich finde diese Petition absolut unterstützenswert, weil damit angesichts der immer weiter greifenden Auswüchse des Überwachungsstaates zumindest dem Namen nach der rechtsfreie Raum beseitigt wird, in dem sich elektronische Post skandalöserweise bislang bewegt. Ob sich Polizei und Geheimdienste letzten Endes daran halten oder auch diesen wichtigen Teil des Grundrechtes auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung mit Füßen treten, steht natürlich auf einem anderen Blatt...

11:30

Die neunte Münze

Erst vorgestern hatte ich in einem längeren Beitrag den Verlust von acht Geocoins beklagt. Bereits heute ist diese Zahl jedoch nicht mehr aktuell, denn wie ich soeben erfahren habe, wurde am selben Tag eine neunte geklaut. Diesmal wurde sie vermutlich Opfer eines schlecht versteckten Caches, der von Muggeln gefunden und geplündert wurde. Angesichts von Preisen zwischen fünf und zehn Euro für die verschwundenen Coins werden diese Diebstähle mittlerweile ganz schön teuer!

U 69, die lachende KuhU 69, die lachende Kuh
Diese U-Boot-Geocoin war U 69 gewidmet, einem deutschen U-Boot vom Typ VII C aus dem zweiten Weltkrieg. Wie viele U-Boote hatte auch U 69 ein Maskottchen, eine auf den Rumpf des Bootes aufgemalte, lachende Kuh, die dem Logo eines seit 1921 in Frankreich verkauften Schmelzkäses ("La vache qui rit") entlehnt sein dürfte. Der erste Kapitän von U 69, Jost Metzler, veröffentlichte 1958 ein sehr lesenswertes Buch unter dem Titel "U 69, die lachende Kuh". Die Geocoin sollte in friedlicher Absicht Orte besuchen, mit denen U 69 damals während des Krieges in Berührung kam.

Leider kam sie nur bis Sylt und wurde dort von gewissenlosen Dieben aus dem Cache GCNVKR "Nordlicht" gestohlen. Mir soll niemand erzählen, daß diese nicht herausfinden könnten, was sie da eigentlich gestohlen haben, denn auf jeder einzelnen Geocoin stehen die Adresse der Webseite von Geocaching.com und die Nummer, unter der sie dort gefunden und geloggt werden kann. Warum Leute, die sich selbst vermutlich für harmlos und rechtschaffen halten würden, trotzdem immer wieder bei jeder Gelegenheit stehlen müssen wie die Raben, will mir einfach nicht in den Kopf...

Donnerstag, 3. September 2009, 19:06

Der Fluch der Mysterien

Als passionierter Geocacher möchte man natürlich nicht nur immer nur nach von fremden Leuten ausgelegten Caches suchen, sondern auch einmal selbst welche verlegen. Das ist allerdings gar nicht mehr so einfach, weil weite Teile unseres Landes mittlerweile so ziemlich flächendeckend mit Geocaches überzogen sind und man sowohl zu fremden Caches als auch zu sämtlichen Zwischenstationen z. B. von Multi-Caches einen Mindestabstand von 160,9 Metern (entsprechend 0,1 Meilen) einhalten muß.

Bei "traditionellen" Caches ist dieses Abstandhalten im Prinzip nicht weiter schwierig, weil diese sich (mehr oder weniger) exakt an den im Internet angegebenen Koordinaten befinden und man zu diesen relativ leicht einen ausreichenden Abstand halten kann. Schwieriger wird es bei Multi-Caches, da man hier wie gesagt nicht nur die im Listing angegebene Koordinate, sondern auch alle weiteren Stationen kennen und beim Abstandhalten berücksichtigen muß. Im Zweifelsfall kommt man also nicht umhin, sicherheitshalber alle umliegenden Multis zu absolvieren, bevor man selbst einen Cache in einem bestimmten Areal auszulegen versucht. Aber für einen findigen Geocacher mit etwas Zeit und Spürsinn sollte auch dies eigentlich kein Problem sein.

Leider gibt es allerdings noch eine weitere Sorte von Geocaches, die sich einem ganz unvermittelt in den Weg legen können und bei denen man oft genug weder eine Chance hat, vorauszusehen, daß man ihnen räumlich zu nahe kommt, noch, herauszufinden, wo sich eigentlich die Punkte im Gelände befinden, denen es auszuweichen gilt. Dabei handelt es sich um Rätsel-Caches, sogenannte "Mysteries". Hier müssen, bevor man sich überhaupt aus dem heimischen Sessel schwingt, beliebig komplizierte Rätsel gelöst werden, um überhaupt die tatsächlichen Koordinaten herauszubekommen, die es anzusteuern gilt.

Nun gibt es durchaus einfache Mysteries, beispielsweise nach dem Muster "In welchem Jahr ABCD wurde der Erbauer des hier abgebildeten Gebäudes geboren, der Cache liegt bei den Koordinaten..." und diese werden dann direkt aus dem Jahr ABCD ermittelt. Dagegen ist im Prinzip auch überhaupt nichts einzuwenden, denn derartige Aufgaben sollte nun eigentlich wohl jeder lösen können. Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad bei Mysteries leider nach oben offen, was gewisse Leute gerade im Raum Bielefeld mit schöner Regelmäßigkeit dazu mißbrauchen, ihre Caches mit schier unlösbaren Rätseln zu versehen.

Ein paar schöne Beispiele für derartige Caches sind die Caches GC174XV "14610", dessen 10 größtenteils megaschwere Fragen meines Wissens inzwischen selbst der Owner des Caches nicht mehr alle beantworten kann, GC18GE4 "Hohe Berge", der extremes Spezialwissen erfordert, mit dem vermutlich selbst gestandene Wissenschaftler der betreffenden Fachdisziplinen hoffnungslos überfordert wären, oder GC1JVXP "Unsichtbare Geheimnisse: Das Gespenst", bei dem man zwar recht schnell auf einen sicherlich richtigen Lösungsansatz kommt, sich mit diesem dann allerdings einer Herausforderung gegenübergestellt sieht, die selbst von der NSA und dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium als unlösbar eingestuft und zertifiziert wurde.

Da bei Mysteries in der Regel im Listing Fake-Koordinaten angegeben werden müssen, die sich in einem Umkreis von bis zu 3 Kilometern um die tatsächlichen Koordinaten befinden dürfen, hat man in relativ dicht mit Caches belegten Gebieten angesichts solcher unlösbarer Rätsel-Caches nur die Wahl, seine eigenen Caches auf Verdacht auszulegen und darauf zu hoffen, daß nicht nach ein bis zwei Tagen die Meldung vom zuständigen Reviewer kommt, daß man irgendeinem Mystery-Cache zu nahe gekommen ist und seinen eigenen Cache bitteschön verlegen soll.

Wohin man ihn verlegen soll, um das Problem zu beheben, wird einem der Reviewer allerdings leider nicht verraten, so daß man seinen Cache im Prinzip beliebig oft verlegen, neue Koordinaten angeben und wieder hoffen und bangen muß, daß man nicht schon wieder irgendwelchen für normale Menschen unfindbaren Dosen zu nahe gekommen ist. Dieser Versuch gleicht natürlich einem blinden Herumstochern im Nebel. Es soll schon vorgekommen sein, daß Geocacher bei derartigen verzweifelten Versuchen, neue Verstecke für ihre eigenen Caches zu finden, rein zufällig auf Dosen gestoßen sind, die sie anderweitig nie im Leben gefunden hätten.

Eine viel häufigere und um so traurigere Konsequenz ist allerdings, daß sich viele Cacher kaum noch trauen, auch nur den Versuch zu unternehmen, selbst aufwendigere Caches zu verlegen. Denn bei einem eigenen Multi hat man mit etwas Pech an jeder einzelnen Station wieder das gleiche Problem und muß dann nicht nur die Stationen selbst so lange immer wieder verlegen, bis endlich alles zusammenpaßt, sondern auch die Hinweise an den Stationen selbst immer wieder anpassen, damit die Suchenden nicht durch veraltete Koordinaten in die Irre geführt werden. Da ist es auf Dauer doch viel einfacher, als neuen Cache nur noch irgendwo eine blöde Filmdose hinter ein Verkehrsschild zu stecken.

Nichts gegen Rätsel an sich, aber solange die Unlösbare-Mystery-Pest weiter um sich greift, wird die Qualität neuer Caches ständig weiter zurückgehen, weil irgendwann niemand mehr Bock auf die eben beschriebene Vorgehensweise haben wird. Weil sie die meisten Cacher chancenlos mit der Aufgabe zurücklassen, herauszufinden, wo man denn überhaupt noch Stationen oder Finaldosen verlegen darf. Und das kann meines Erachtens nicht im Sinne des Spiels sein, das (jedenfalls soweit ich weiß) ja immer noch Geocaching heißt - und nicht Geomystering oder Blindes Koordinaten-Raten.

Mittwoch, 2. September 2009, 19:22

Verlorene Münzen

Wie die meisten meiner Freunde und Bekannten wissen dürften, bin ich seit über drei Jahren dem Geocaching verfallen. Und als Teil dieses Spiels habe ich im Laufe der Zeit auch schon die eine oder andere Geocoin auf die Reise geschickt. 42 Stück, um genau zu sein - während weitere 4 unmittelbar auf ihren Start harren und einige mehr noch gut verpackt im Schrank liegen.

30 von diesen 42 Reisenden befinden sich derzeit noch entweder in Geocaches, in denen sie kürzlich abgelegt wurden, oder in den Händen anderer Geocacher, die sie demnächst wieder in anderen Caches ablegen werden. Bei 2 weiteren haben sich die letzten Cacher, die die Coins eigentlich noch haben müßten, schon eine Weile nicht mehr gerührt, aber dennoch besteht für diese beiden noch Hoffnung, ebenso wie für 2 andere Coins, die bereits seit dem letzten Winter in zwei offenbar recht abgelegenen Caches in Spanien eingeloggt sind, jedoch immerhin noch nicht als vermißt gemeldet wurden.

Die übrigen 8 Geocoins sind jedoch allesamt spurlos verschwunden. Eine wurde mitsamt dem gesamten Lost Place, in dem ich sie in einem Cache versteckt hatte, vom Bagger plattgemacht. Sechs von ihnen wurden aus Geocaches entnommen, ohne dies online zu loggen, wobei allerdings kein Fall einer Total-Plünderung eines Caches dabei war. Vielmehr haben sich offenbar gewissenlose andere Geocacher meine Coins unter den Nagel gerissen. Eine weitere Coin wurde in Frankreich sogar ganz offen von einem Cacher geklaut, denn er hat sich sogar erdreistet, sie aus dem letzten Cache auszuloggen, rückt sie aber seitdem nicht mehr heraus und reagiert auch auf keinerlei E-Mails. Möge diese Zeitgenossen der Blitz beim Scheißen treffen!

Den 8 verschwundenen Geocoins ist dieser Beitrag gewidmet.

Ireland Substitute Traveller (gold)Ireland Substitute Traveller (gold)
Diese Geocoin sollte als Ersatz für mich nach Irland reisen, nachdem ich selbst diese von langer Hand geplante Reise aufgrund meines Fußbruches nicht antreten konnte. Leider kam sie nur bis zum Cache GC1NXM4 "Altes Wehr" in Bielefeld-Schildesche, wo sie Ende Juni gestohlen wurde.

Das Auge der VorsehungDas Auge der Vorsehung
In einer früheren Irrenanstalt bei Neustrelitz ausgesetzt, reiste diese Geocoin immerhin mehr als 600 Kilometer weit über Berlin und Kassel ins Sauerland, bevor sich im Cache GC1P5JW "Hillmicke Cache 1" irgendwo südlich von Olpe ihre Spur verlor.

Kombiniere, Dr. Watson...Kombiniere, Dr. Watson...
Zu Ehren des großen Sherlock Holmes sollte diese Geocoin ausschließlich Mystery-Caches in aller Welt besuchen - je schwieriger, desto besser! Freigelassen wurde sie ursprünglich in den ehemaligen Heilstätten von Beelitz südwestlich von Berlin. Nach einem Aufenthalt im Mystery-Cache GC1CV53 "Magic Eye - Berlin" wurde sie jedoch selbst zum Opfer eines ungelösten Kriminalfalles.

Stein von Rosetta (silber)Stein von Rosetta (silber)
Diese Geocoin sollte die folgenden drei Ziele erreichen: Einen Besuch beim Original-Stein von Rosetta im British Museum, London, England; einen Besuch der überdimensionalen Kopie des Steins von Rosetta auf der Place des Écritures in Figeac, Frankreich, dem Geburtsort von Jean-François Champollion; sowie einen Besuch mindestens einer ägyptologischen Ausstellung in einem anderen europäischen Land als Frankreich oder England. Nach einer Irrfahrt durch Spanien und Belgien verschwand sie aus dem Cache GCWFZ5 "Abbaye de Leffe".

GoliathGoliath
Diese Coin sollte zunächst Regensburg besuchen und vor dem auf ihr abgebildeten Goliath-Haus fotografiert werden. Anschließend sollte sie zwei Jahre lang in der näheren Umgebung von Regensburg von Cache zu Cache reisen und dann zu mir zurückkehren. Ich schickte sie im Lost-Place-Cache GC1BKP6 "LW-Depot" auf die Reise, der jedoch einige Monate später vollständig abgerissen wurde. Auf die zwischenzeitlichen Finder des Caches, von denen sie offenbar niemand mitnehmen wollte, bin ich immer noch ein wenig sauer.

Stein von Rosetta (gold)Stein von Rosetta (gold)
Diese Geocoin hatte exakt die gleiche Aufgabe wie ihre silberne Schwester und ist leider ebenfalls daran gescheitert. Nach Languedoc-Roussillon gereist und dort ausgerechnet von einer Geocacherin aus Ostwestfalen noch einmal vom Fleck bewegt, wurde sie von einem Cacher namens TABANASSE gestohlen, der sie seitdem trotz zahlreicher Aufforderungen per E-Mail nicht wieder herausrückt.

Stadia of World Championship 2006 GeocoinStadia of World Championship 2006 Geocoin
Die Mission dieser WM-2006-Geocoin bestand darin, die WM-Stadien und örtliche Geocaches in allen 12 Austragungsorten der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu besuchen und am jeweiligen Stadion fotografiert zu werden. Köln schaffte sie, in Frankfurt erreichte sie zwar den Stadion-Cache, aber leider wurde dort kein Foto gemacht. München lief wieder besser, aber aus dem Cache GCW4G8 "TB Exchange Zentralstadion" am Stadion in Leipzig wurde sie dann gestohlen, noch bevor jemand dort ein Foto machen konnte. Sauerei!

Land der Dichter und DenkerLand der Dichter und Denker
Diese "German Geocoin" hatte die Aufgabe, jeweils mindestens einen Cache in allen 16 deutschen Bundesländern zu besuchen. Unterwegs sollte sie überall Gedichte, Weisheiten und Aphorismen sammeln. Nach nur einem Gedicht und einem Bundesland (Sachsen-Anhalt) landete sie im offenbar schlecht versteckten Cache GCR5XA "Effi Briest (LPC)", der kurz darauf von Muggeln gefunden wurde. Meine Coin wurde bei dieser Gelegenheit gestohlen, was mir das Buch Effi Briest irgendwie auch nicht sympathischer macht...

Mögen diese acht tapfer durch die Lande gereisten Geocoins in Frieden ruhen! Den dreisten Dieben allerdings wünsche ich von ganzem Herzen alle Strafen aus Hiob 20, Vers 4 bis 29 an den Hals. "Weißt du nicht, dass es allezeit so gegangen ist, seitdem Menschen auf Erden gewesen sind, dass das Frohlocken der Gottlosen nicht lange währt und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick? [...] Die Güter, die er verschlungen hat, muss er wieder ausspeien" usw. Besonders gut gefällt mir für dieses elende Diebespack auch die Strafe aus Vers 7, aber den dürft Ihr gerne selber nachlesen...

Dienstag, 1. September 2009, 19:43

Bielefelder Weinmarkt 2009

Wie jedes Jahr um (etwa) diese Zeit findet vom 01. bis 06. September 2009 in Bielefeld der Weinmarkt statt. An zahlreichen Ständen in der Innenstadt präsentieren sich die zehn Weinanbaugebiete Nahe, Rheingau, Mittelrhein, Franken, Mosel, Württemberg, Pfalz, Rheinhessen, Sachsen und Baden mit ausgewählten edlen Tropfen. Außerdem gibt es Stände der einschlägigen Bielefelder Weinfachhändler, und auch die Weinstube am Alten Markt ist natürlich mit von der Partie und freut sich ausnahmsweise über Konkurrenz, die ja bekanntlich das Geschäft belebt.

Natürlich ist auch für ein kulinarisches Begleitprogramm gesorgt, denn bekanntlich halten ja Essen und Trinken erst in der gelungenen Kombination Leib und Seele zusammen. Und so gibt es passend zum Wein auch kulinarische Spezialitäten aus den jeweiligen Regionen, beispielsweise Winzer-Steaks, Maultaschen, Flammuchen und den unvermeidlichen Pfälzer Saumagen. Am Eröffnungstag sowie an den drei Abenden des Wochenendes sorgen außerdem verschiedene Musikgruppen für akustische Untermalung.

Eröffnet wurde der Weinmarkt heute zum letzten Mal vom scheidenden Oberbürgermeister Eberhard David. Zu Gast waren dabei die Deutsche Weinkönigin Marlies Dumbsky sowie diverse regionale Weinköniginnen aus den verschiedenen Anbaugebieten. Bis zum Nachmittag war der Veranstaltung darüber hinaus strahlender Sonnenschein beschieden, danach begann eine Phase mit relativ stürmischem Nieselregen. Nachdem sich dieser jetzt offenbar wieder verdrückt zu haben scheint, werde ich mir gleich mal ansehen, was der Weinmarkt dieses Jahr so alles zu bieten hat. Angesichts des Wetters dürfte es heute Abend wenigstens einigermaßen leer sein...