"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Donnerstag, 21. Januar 2010, 16:14

Mobilität macht einsam

Vermutlich erzähle ich niemandem etwas Neues, wenn ich hier feststelle, daß unsere moderne, "globalisierte", auf Mobilität und Flexibilität (natürlich nur des Arbeitnehmers, nicht des Arbeitgebers) ausgelegte Welt nicht gerade familienfreundlich ist. Bereits vor ungefähr 15 Jahren, also zu Anfang meiner beruflichen Laufbahn, konnte ich dies mit Abscheu in der hauseigenen Zeitung des Arbeitsamtes feststellen. Damals war diese Behörde nicht nur ein Amt, sondern hieß auch noch so, wohingegen sie heute ja mit der Umbenennung in "Agentur" den Schritt in die Moderne offenbar vollständig vollzogen zu haben glaubt und deshalb angesichts veränderter Realitäten nur noch die Hände in den Schoß legt. Aber das ist ein anderes Thema.

In einem langen Artikel befaßte sich das Käseblatt des Arbeitsamtes mit dem Thema Mobilität und damit, was man in diesem Zusammenhang von einem gesellschaftlich tragfähigen Arbeitnehmer erwarten dürfe. Man könnte die Kernaussage des Textes in etwa folgendermaßen zusammenfassen: Mobilität ist in der Wirtschaft das höchste Gut, und wer sich als potentieller Arbeitnehmer diesem nicht bedingungslos unterordnet, ist selber schuld, wenn er keinen Job bekommt, und gehört im Grunde genommen dafür bestraft. Diese Aussage wurde mit zwei gegensätzlichen Beispielen belegt, die ich an dieser Stelle kurz in Erinnerung rufen möchte.

Arbeitnehmer 1 - das Negativbeispiel - hatte in seiner Heimatstadt (irgendwo im Raum Ostfriesland) geheiratet, zwei Kinder in die Welt gesetzt und für seine Familie ein Haus gebaut. Eines Tages verlor er seinen Job, weil die Firma wegglobalisiert wurde. Aufgrund seiner "mangelnden Bereitschaft" zur Mobilität (d. h. entweder das Haus verkaufen und wegziehen oder sich für den größten Teil des Jahres von der Familie trennen) war dieser Mann für das Arbeitsamt nicht vermittelbar. Dieses Verhalten wurde in dem Artikel ziemlich verteufelt und als in der modernen Arbeitswelt nicht mehr tragbar bezeichnet. Irgendwann wurde der Mann dann aber offenbar geläutert, ließ sich vom Amt irgendwo nach Süddeutschland vermitteln und sah seine Familie fortan nur noch bestenfalls jedes zweite Wochenende.

Arbeitnehmer 2 - das Positivbeispiel - stammte auch irgendwo aus dem Norden, lebte seit Jahren in einer festen Beziehung und hatte eigentlich auch vor, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Arbeitslos geworden, ging er sofort auf den Vorschlag ein, beruflich nach Stuttgart zu wechseln. Vom Arbeitsamt wurde dieses mobile Verhalten in den höchsten Tönen gelobt. Irgendwo ganz am Rande wurde meiner Erinnerung nach noch erwähnt, daß seine Partnerschaft diesen Ortswechsel nicht überstanden hat, weil die Frau (sicherlich auch vom Arbeitsamt belobigt) ihren bestehenden Job in Hamburg nicht aufgeben konnte oder wollte. Aber vielleicht haben die beiden ja inzwischen neue Partner gefunden. Jedenfalls bis zum nächsten mobilitätsbedingten Umzug.

Der Zynismus dieser Aussagen des Amtes hat mich damals geärgert und ärgert mich bis heute. Einerseits wird von Politikern aller Parteien immer wieder lauthals behauptet, daß man "die Familien fördern" wolle, weil sich mit derartigen Plattitüden offenbar leicht Wählerstimmen fangen lassen. Andererseits verkündet der Staat in Form seiner Ämter, daß Partnerschaft und Familie zurückzustehen haben und ggf. aufzugeben sind, wenn der von der allmächtigen, "globalisierten" Wirtschaft vorgegebene Mobilitätszwang seinen Vorrang beansprucht. Woraufhin man sich nicht wundern darf, daß heutzutage niemand, der aktiv am Arbeitsleben teilnimmt, noch Kinder in die Welt setzen möchte. In einen derartigen Szenario kann auch die höchste Akademikerinnenwurfprämie nichts mehr helfen.

In der neueren Zeit ist noch hinzugekommen, daß selbst das Aufrechterhalten von Fernbeziehungen vermutlich schon sehr bald nicht mehr mit den Anforderungen der modernen Gesellschaft kompatibel sein wird, da ja das Autofahren und überhaupt jede Form des privaten Individualverkehrs künftig wegen des fortschreitenden Klimawandels nicht mehr hinnehmbar ist. (Geschäftlich ist das natürlich etwas völlig Anderes, im Beruf ist Mobilität natürlich ganz toll und hat selbstverständlich Vorrang vor dem Klima!) Und das einstige Volks-Verkehrsmittel Bahn kann und will sich sowieso bald niemand mehr leisten. Einmal abgesehen davon, daß man abseits der drei oder vier prestigeträchtig ausgebauten Hauptstrecken mit der Bahn kaum mehr in annehmbarer Zeit irgendwo hinkommt.

Ich habe erst kürzlich im Zuge der Bewerbung um verschiedene Projektausschreibungen aus dem In- und Ausland festgestellt, daß es sowohl billiger als auch schneller ist, z. B. vom Ruhrgebiet für die Arbeitswoche mit dem Flugzeug nach London zu pendeln als mit der Bahn nach Nürnberg oder München. Aber das Fliegen ist natürlich ebenfalls unter Umweltgesichtspunkten gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel. (Zumindest, solange es billig ist, denn bei teuren Flügen ist natürlich wieder der Beitrag zum Bruttosozialprodukt und zu den Steuereinnahmen wichtiger als das Klima.) Somit bleibt wohl als einziges gesellschaftlich sanktioniertes Mittel der Kontaktpflege mit dem Partner oder der Partnerin nur noch die Nutzung von Medien wie Telefon oder Internet - aber dabei bloß nichts "Ungehöriges" sagen, schließlich wird man ja zur eigenen "Sicherheit" bestens überwacht!

Denken wir dieses Szenario einmal konsequent weiter, so kann die Schlußfolgerung daraus nur lauten, daß im Sinne der perfekten Anpassung des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin an die Bedingungen der globalisierten Wirtschaft arbeitende Menschen keine Familien oder Partnerschaften mehr haben dürfen. Neben dem Wegfall der zuvor genannten, potentiellen Einschränkungen der Mobilität ergeben sich daraus auch noch weitere Vorteile für die Wirtschaft. Wer keine Familie hat, hat damit automatisch mehr Zeit und kann damit auch mehr leisten. Vor allem kann ein solcher Arbeitnehmer jederzeit reichlich Überstunden machen, ohne daß man sich mit dem lästigen Ballast irgendwelcher völlig antiquierter Rücksichtnahmen auf Kinder oder sonstige Angehörige herumschlagen müßte.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind in einer solchen totalen Leistungsgesellschaft nur dann von Bedeutung, wenn sie meßbare Wertschöpfung generieren. Umgekehrt kann man bestehende zwischenmenschliche Beziehungen in der Leistungsgesellschaft nur mittels Generierung von Wertschöpfung aufrechterhalten. Also beispielsweise mit den bereits erwähnten (natürlich teuren) Reisen oder aber mit der selbstverständlich kostenpflichtigen Nutzung immer weiter hochgezüchteter Kommunikationsmittel - von Internet und Video-Telefon bis hin zu Cybersex-Anzügen und Gedankenübertragung, die gar nicht mehr so weit in das Reich der Science Fiction gehören, wie man gemeinhin bis vor kurzem noch gedacht hätte.

Nun ist aber dem Menschen an sich eine gewisse Tendenz zu sozialen Kontakten und vor allem zu einer Partnerschaft nicht abzusprechen. Und da diese Tatsache durchaus eine nicht zu verachtende wirtschaftliche Komponente darstellt - man denke nur an die Aufwendungen für das Werben um einen potentiellen Partner oder um Geschenke zur Aufrechterhaltung dieser Partnerschaft - lohnt es sich vom rein betriebswirtschaftlichen Standpunkt, auch diesem Phänomen in der globalisierten Mobilitätsgesellschaft in angemessener Weise zu begegnen. Die konsequenteste Möglichkeit hierfür wäre, die Menschen dazu zu bringen, die amerikanische Hire-and-fire-Mentalität einfach auch auf das Privatleben zu übertragen und ständig den Partner zu wechseln.

Natürlich müßten für die Durchsetzung dieses Prinzips entsprechende Anreize und die geeigneten gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Zunächst einmal muß die öffentliche Wahrnehmung der Prioritäten des globalisierten Lebens konsequent der gesellschaftlichen Realität angepaßt werden. Das wichtigste Element und somit die Grundlage stellt natürlich die optimale Ausbeutung der Arbeitskraft des Menschen dar. Ausgehend von dieser Prämisse ist dieser zunächst einmal wirksam in möglichst großer Nähe seiner Arbeitsstelle anzusiedeln. Außerdem trägt die Wohnung als unbestreitbar größter ständiger privater Ausgabenfaktor einen erheblichen Beitrag zur Wirtschaftsleistung bei. Somit ist der Faktor Wohnung als erstes und insbesondere deutlich vor dem Faktor Partnerschaft anzugehen.

Bereits heutzutage ist bei modernen, hochmobilen Menschen ein deutlicher Trend dazu zu beobachten, für die oftmals relativ kurze Dauer ihrer beruflichen Stationen gleich vollmöblierte Wohnungen anzumieten (natürlich zu deutlich höheren Preisen). Diese ebenso interessante wie praktische Entwicklung könnten fortschrittliche Arbeitgeber auch dazu nutzen, durch die Einrichtung speziell angepaßter Wohnungen entweder Büroräume einzusparen oder zumindest die Erbringung einer optimalen Arbeitsleistung durch die Gestaltung der Wohnumstände ihrer "Human Resources" zu gewährleisten. Beispielsweise könnten dadurch unerwünschte Ablenkungen minimiert werden.

Natürlich wäre es auf diese Weise auch möglich, das Risiko von Ausfallzeiten etwa durch Krankheiten oder durch Unfälle beim Sport oder im Zuge anderer unkontrollierbarer Freizeitbeschäftigungen dadurch zu minimieren, daß man dafür sorgt, daß der Mensch aus purer Bequemlichkeit erst gar nicht mehr vor die Tür geht - selbstverständlich mit Ausnahme des täglichen Weges zur Arbeit. Ein volkswirtschaftlich begrüßenswerter Nebeneffekt derartiger Maßnahmen wäre eine deutliche Verringerung von Kosten für die Krankenkassen. Außerdem lassen sich durch das Schaffen einheitlicher Standards für wertschöpfungsoptimiertes Wohnen die Produktionskosten für Möbel, Apparate, Dekor und sonstige Einrichtungsgegenstände deutlich reduzieren, während sich gleichzeitig durch die unbestreitbaren funktionalen Vorteile in der öffentlichen Meinung ein höherer Endverkaufspreis und vor allem höhere Mieten durchsetzen ließen.

Ist dieses Szenario erst einmal geschaffen, kann in einem nächsten Schritt dann das Problem der Partnerschaft angegangen werden. Selbstverständlich sind dabei die hier bereits genannten, ohne Zweifel vorrangigen Umstände zu berücksichtigen. Daß bei einem derartigen optimierten Zuschneiden der Lebensumgebung die Aufrechterhaltung einer etwa schon vor einem berufsbedingten Umzug bestehenden Partnerschaft nicht ins Konzept paßt, dürfte auf der Hand liegen. Wie weiter oben bereits erwähnt, besorgt sich der moderne, globalisierte Mensch am besten an jedem neuen Arbeitsort einen neuen Partner bzw. eine neue Partnerin.

Natürlich muß die neue Partnerin immer zur Wohnungseinrichtung passen. Vor allem, wenn man (wie ausgeführt) stets vollmöblierte und wertschöpfungsgemäß optimierte, moderne Wohnungen mietet. Es wäre ja auch katastrophal, wenn sich beispielsweise die Haarfarbe der Partnerin mit der Farbe der Tapete oder der Ledersessel beißen würde. Das könnte den gesamten Eindruck der vorgegebenen Wohnung ruinieren und somit zu einer ernsthaften Störung des inneren Gleichgewichtes des Arbeitnehmers führen, durch die seine Arbeitsleistung nachhaltig beeinträchtigt werden könnte. Also muß die Einhaltung gewisser Vorgaben selbstverständlich beachtet werden.

An dieser Stelle der Überlegungen tut sich die scheinbar berechtigte Frage auf, ob man - falls man beim Auszug die Wohnung renovieren muß - die dazu passende Partnerin auch gleich mit renovieren müßte? Die Antwort darauf ist jedoch relativ einfach: Bei einer Wohnung, die man weniger als 2 Jahre bezieht, ist man grundsätzlich noch nicht renovierungspflichtig. Da in Zukunft die meisten Arbeitsverhältnisse ohnehin kürzer als 2 Jahre bestehen bleiben werden, entfällt bei einem sofortigen erneuten Umzug nach dem Wechsel in ein anderes Projekt die Renovierungspflicht für die Wohnung und damit natürlich auch für die dazu passend ausgewählte Partnerin.

Wenn man als perfekt globalisierter Mensch also jedes Jahr Job, Wohnung und Partner wechselt, braucht man sich also um nichts mehr zu kümmern. Prima, oder? Natürlich könnte man jetzt die Frage stellen, ob in diesem Zusammenhang die eingangs erwähnte Wertschöpfung, die sich aus dem Faktor Partnerschaft ergibt, noch in gleichem Maße zum Tragen käme, oder ob sich dieser Teil des menschlichen Lebens eventuell unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr lohnen würde. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß diverse Arten von früher üblichen, zwischenmenschlichen Zuwendungen in solchen Partnerschaften nicht mehr länger relevant sein dürften.

Wenn man seine allfälligen Jobwechsel zeitlich halbwegs geschickt plant, kann man sich in derartigen, globalisierten Beziehungen eventuell sogar sämtliche Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke sparen. Dies wäre natürlich ein herber Schlag für die Wirtschaft, der auch durch einen (ggf. künstlich verstärkten) Trend zur Aufwertung der künftig immer häufigeren betrieblichen Ein- und Ausstandsfeiern nicht vollständig kompensiert werden könnte. Diesem Problem könnte man nötigenfalls durch gesetzliche Regelungen entgegenwirken, die beispielsweise die Auflösung einer bestehenden Partnerschaft erst nach mindestens einem gemeinsam absolvierten Weihnachtsfest erlauben, um somit der Wirtschaft einen angemessenen kommerziellen Ausgleich für die eventuellen Ausfälle zu gewährleisten.

Von der volkswirtschaftlichen Seite her betrachtet, läßt sich diesem Szenario noch eine vielversprechende andere Komponente hinzufügen, die zur Generierung zusätzlicher Wertschöpfung erheblichen Ausmaßes führen würde. Wenn künftig sowieso nur die eine Hälfte der Bevölkerung noch arbeitet (woraufhin wir heutzutage ja bereits zusteuern), kann sich der Rest gegen Geld als Partner auf Zeit verdingen. Dies würde neben den zusätzlichen Steuereinnahmen auch erhebliche Erleichterungen bei der Partnersuche mit sich bringen, da diese nunmehr nicht mehr von gänzlich unberechenbaren Faktoren wie Sympathie, Liebe oder einfach nur dem zufälligen Begegnen auf der Straße, sondern von handfesten wirtschaftlichen Faktoren abhängen würde. Und der Wirtschaftszweig der Partnervermittlungen würde ebenfalls einen ungeahnten Auftrieb erleben.

In letzter Konsequenz könnte man dann vielleicht auch eine Art neues Bonus-System zur Mitarbeiter-Motivation einführen: Die Firma bezahlt dem Mitarbeiter den Partner bzw. die Partnerin - selbstverständlich leistungsbezogen. Wer kontinuierlich Bestleistungen erbringt, bekommt als Belohnung einen Luxus-Partner. Selbstverständlich nur, solange auch weiterhin entsprechende Leistungen erbracht werden oder der Mitarbeiter nicht anderweitig unangenehm auffällig wird. Sollte er den Anforderungen des Unternehmens jedoch nicht mehr gerecht werden, kann der zur Verfügung gestellte Partner oder die Partnerin selbstverständlich jederzeit durch ein einfacheres Modell ersetzt werden.

Sollte an dieser Stelle der Einwand vorgebracht werden, daß in einer Gesellschaft, die in einer solchen Weise aufgebaut wäre, die menschlichen Emotionen zu kurz kommen und der Mensch an sich innerlich verkümmern und letzten Endes trotz gekaufter Partner völlig vereinsamen würde, so ist diesem Folgendes entgegenzusetzen: Zum einen sind persönliche Emotionen (im Gegensatz zu kommerziell verwertbaren Massenphänomenen wie der Begeisterung für bestimmte Sportmannschaften, Fernsehstars oder Musik-Idole) kein nennenswerter wirtschaftlicher Faktor und somit für die moderne Gesellschaft weitgehend irrelevant.

Und was die Vereinsamung angeht, so muß der mobile, globalisierte Mensch eben damit klarkommen und sie als Preis für das Privileg begreifen, mit Arbeit Geld verdienen zu dürfen. Derartige emotionale Auswirkungen sind von dem verwendeten Humankapital natürlich billigend in Kauf nehmen und nötigenfalls mit professioneller Hilfe entweder psychologisch oder medikamentös zu behandeln. Selbstverständlich kann dies aber nur gegen eine entsprechende finanzielle Gegenleistung geschehen, die natürlich nur von denjenigen aufgebracht werden kann, deren wirtschaftliches Leistungspotential groß genug ist, um den auf Dauer den Ansprüchen der Wirtschaft zu genügen.

Anderenfalls muß sich der Mensch eben in die große Masse derjenigen einreihen, die sich bei Bedarf von anderen kaufen lassen, also zum Beispiel in den Berufsstand der bezahlten Partner auf Zeit. Wenn er oder sie hierzu nicht in der Lage ist, ist er oder sie für die moderne Gesellschaft nicht brauchbar und hat sich daher umgehend möglichst sozialverträglich selbst aus dem Leben befördern. Allerdings natürlich auf zertifiziert umweltschonende Art und Weise und vor allen Dingen so diskret wie möglich, um die Gesellschaft nicht zu verstören. Außerdem sind möglichst keine auffälligen Spuren zu hinterlassen, und der öffentlichen Ordnung halber ist vorher selbstverständlich eine entsprechende Gebühr an die dafür zuständigen, staatlichen Stellen zu entrichten.

Falls irgendjemand Maßgebliches die vorstehende Zukunftsvision als geeigneten Stoff für einen sehr düsteren Science-Fiction-Film ansehen sollte, bin ich jederzeit gerne bereit, Verhandlungen über die Filmrechte zu führen. Ich kann dieses Szenario bei Bedarf jederzeit auf Spielfilmformat ausbauen. Allen anderen empfehle ich hiermit den Film Rollerball mit James Caan aus dem Jahre 1975, der - ganz im Gegensatz zu seinem actiongeladenen, aber in puncto Sozialkritik vollkommen weichgespülten Remake aus dem Jahre 2002 - einige Auswirkungen der Globalisierung wie die totale Abhängigkeit von einigen großen Konzernen oder die planmäßige Volksverdummung in erschreckender Weise vorausgenommen hat.

Montag, 11. Januar 2010, 01:11

Wochenendende, trübsalselig

Gerade geht ein für mich ziemlich trübseliges Wochenende zu Ende, das sicherlich eher nicht als sonderlich rühmlich oder bemerkenswert in meine ganz persönliche Chronik des laufenden Jahres eingehen wird. Ich blicke auf eine ziemlich ungenießbare Mixtur aus Langeweile, Einsamkeit und Schlafmangel zurück. Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht dafür, daß das noch eine ganze Zeit so weitergeht. Wobei früher oder später noch der Faktor Streß dazukommen könnte. Aber immer schön der Reihe nach.

Zur Zeit hänge ich wieder einmal ganz schön in der Luft. Ich habe mich in den letzten drei Wochen seit dem Ende meines vergleichsweise kurzen Projektes in Dortmund um diverse Projekte bei verschiedenen Anbietern beworben, und obwohl es in allen diesen Fällen (wie in dieser Branche üblich) schnell-schnell gehen soll und man als externer Mitarbeiter immer möglichst spätestens vorgestern für Projekte bereitstehen soll, lassen die Projektgeber mich wie üblich allesamt erst einmal hängen. Und dies teilweise schon seit vor Weihnachten.

Zumindest hatte mir das die Gelegenheit gegeben, die Weihnachtsfeiertage und die Zeit "zwischen den Jahren" in Ruhe mit meiner Liebsten zu verbringen. Natürlich hätte ich mich während dieses Zeitraumes auch auf irgendein Projekt vorbereiten können, sofern ich denn gewußt hätte, auf was für eines, und welche Technologien dafür überhaupt benötigt werden. Aber der durchschnittliche Projektgeber zieht es ja leider vor, einem dies frühestens einen Tag vor Projektbeginn mitzuteilen, so daß man sich erst dann einarbeiten kann, wenn keine Zeit mehr dafür vorhanden ist.

Im Laufe der gerade vergangenen Woche habe ich noch eine ganze Reihe weiterer Projektbewerbungen geschrieben, auf welche ich ebenfalls noch keinerlei Antworten bekommen habe. Nach Aussage der Vermittler wird angeblich um diese Zeit des Jahres bei den Projektgebern noch nicht gearbeitet, wobei ich mich ehrlich gesagt so langsam zu fragen beginne, wieviel Urlaubstage eigentlich der durchschnittliche Entscheider in derartigen Personalfragen haben muß, wenn vor und nach Ablauf der Ferien offenbar immer wochenlang niemand im Hause ist.

Wenn es dann irgendwann losgeht, wird wieder alles schnell-schnell gehen müssen. Von einem Tag auf den anderen muß man sich auf ein vollkommen neues Projekt einstellen, und zwischendurch darf man sich an den Wochenenden darum kümmern, am Einsatzort des Projektes eine Wohnung zu finden - solange der Projektvertrag denn überhaupt lange genug läuft, daß sich dies lohnt, denn angesichts von Maklergebühren, meist erst nach vielen Monaten zurückgezahlten Mietkautionen und nicht zuletzt dem Weiterzahlen der Miete bis zum Ablauf der dreimonatigen Kündigungsfrist kann eine Anmietung für nur einen kurzen Zeitraum ziemlich teuer werden.

Dieses Wochenende wäre noch einmal eine Gelegenheit gewesen, in Ruhe und Frieden etwas Zweisamkeit zu verbringen, vielleicht das letzte Mal für längere Zeit. Aber von den ganzen maßlos übertriebenen Horrormeldungen in allen Medien über Schneestürme, Streckensperrungen nach Eisenbahnunfällen und was-weiß-ich-noch-alles getrieben hatte meine Liebste bereits am Donnerstagabend "aus dem Bauch heraus" entschieden, dieses Wochenende lieber zu Hause zu bleiben, anstatt mich (wie ursprünglich geplant) in Bielefeld zu besuchen. Daß ich wegen der winterlichen Straßenverhältnisse und der ständigen Gefährdung durch Sommerreifenfahrer nicht mit dem Auto zu ihr fahre, stand sowieso von vornherein fest.

Entgegen meinem am Telefon geäußerten Ratschlag, doch erst die tatsächlichen Wetter- und Verkehrsverhältnisse am Freitag abzuwarten, hatte sie ihre Entscheidung bereits am Donnerstag unumstößlich gemacht, indem sie erst gar keine Reisetasche gepackt und (wie in solchen Fällen üblich) gleich mit zur Arbeit genommen hat. Als am Freitag dann sämtliche Züge wieder fuhren und auch kein sonderlich schlimmes Wetter in Sicht war, bildete die nicht gepackte Tasche dann das Argument dafür, nicht doch noch zu mir zu fahren. Man könnte fast glauben, daß das Bedürfnis, mich zu sehen, dann wohl nicht allzu groß gewesen sein kann.

Dafür mußte ich aber am Freitagnachmittag noch ganz kurzfristig zur Post losziehen, um ihr auf die Schnelle noch all diejenigen Sachen, welche sie beim letzten Besuch bei mir vergessen hatte, in die Firma zu schicken, damit sie diese auch bloß am Montag zur Verfügung hat. Ich habe zwar nicht ganz verstanden, wieso ich diverses Schminkzeug auf diese Weise versenden mußte, während Madame sich bei ihrem Anruf nach eigener Aussage gerade in einem Schminkladen befand und dort offenbar (jedenfalls hörte es sich für mich so an) mehr oder weniger die gleichen Artikel gekauft hat. Aber ich habe vermutlich auch kein besonderes Talent zum Frauenversteher.

Eine Stunde lang habe ich allein dafür benötigt, mit Mikroschrott Word einen mehr oder weniger passenden Adreßaufkleber für das blöde Päckchen zu drucken, weil die dafür verwendete Kiste noch mit diversen amerikanischen Zoll-Aufklebern vollgeklebt war, welche ich natürlich irgendwie überkleben mußte. Hoffentlich ist die ganze Sendung wenigstens nicht noch am Samstag ausgeliefert und dann wegen zu geringer Größe des Briefkastens wieder mitgenommen oder gar vor der Tür liegengelassen worden. Was mitten in der Innenstadt von Bochum natürlich eine ganz tolle Idee wäre, aber bei der Post kann man ja nie wissen...

Auf diese Weise außerplanmäßig alleingelassen, konnte ich in der Nacht zu Samstag überhaupt nicht schlafen. Ein paar Stunden habe ich am Rechner gesessen, einige mit Lesen verbracht und zwischendurch immer wieder versucht, Müdigkeit zu entwickeln, aber letzten Endes war doch alles vergeblich. Um 8 Uhr morgens hatte ich es satt, noch einmal ins Bett zu gehen, so daß ich dann lieber aufgestanden bin und nach dem Frühstück eine "kleine" Winterwanderung unternommen habe. Natürlich war der in allen Medien groß angekündigte Scheesturm auch weiterhin ausgeblieben, es rieselten bloß Heerscharen kleiner Flöckchen leise und friedlich vom Himmel.

Also bin ich mit der Straßenbahn nach Gadderbaum gefahren und habe dort zunächst einen relativ sinnfreien Geocache gesucht und gefunden, für den dem Owner offenbar kein besserer Titel als ein simples "Bielefeld" eingefallen ist. Die Tarnung dieses Caches bestand fast nur aus Schnee, so daß ich mich ehrlich gesagt frage, wie er es angesichts des giftgrünen Deckels geschafft hat, bereits vor dem Winter mehrere Monate lang an dieser Stelle zu überleben, ohne von irgendjemandem gesehen und geklaut zu werden. Schließlich gibt es in diesem Stadtviertel auch heutzutage sogar noch Kinder! Aber vermutlich beschränkt sich deren Neugier inzwischen auch nur noch auf den Computer, den Fernseher und die Playstation.

Aufgefallen ist mir unterwegs übrigens, daß insbesondere in der Umgebung des neuen Baugebietes für neureiche Einfamilienhäuser an Ellerbrocks Hof höchstens die Hälfte der Anwohner überhaupt ihrer Schneeräumpflicht nachkommt. Teilweise scheint dort den ganzen Winter über noch niemand geschippt zu haben. An einer dieser Stellen hatte es allerdings jemand fertiggebracht, ein fast perfekt kreisrundes Loch in den tiefen Schnee zu kotzen. Lecker! Weiter oberhalb in Bethel waren ein paar städtische Arbeitskräfte damit beschäftigt, im Zeitlupentempo auf einigen Gehwegen Split zu streuen. Ich hoffe doch sehr, daß die Jungs nicht unterwegs festgefroren sind.

Der zweite Geocache, den ich mir für diesen Tag zu finden vorgenommen hatte, begann in einem Park. Dort angekommen, wurde ich zunächst gefühlt zwanzig Minuten lang von einem finster dreinblickenden Opa mit Hund begafft, bis diesem endlich zu langweilig wurde und er weiterging. Zur Ermittlung der Koordinaten für die zweite Station mußten Nieten an einer Parkbank gezählt werden. Nachdem ich die Bank vom Schnee befreit hatte, stellte ich fest, daß sie sich obendrein auch noch unter einer mehrere Zentimeter dicken Eisschicht befand. Glücklicherweise hatte ich meinen Wanderstab dabei, mit dessen eiserner Spitze ich auch das Eis abschlagen konnte.

An der zweiten Station sollte sich der weiterführende Hinweis in Form eines Nanos in einem Wurzel-Loch befinden. Die Koordinaten wiesen dann auch mitten in ein Wäldchen. Seien wir doch einmal ehrlich: Wer versteckt einen Nano im Wald? Und warum? An der fraglichen Stelle gab es jedenfalls neben einigen kleineren Bäumen einen sehr dicken Baum und einen noch dickeren Baumstumpf, die beide über einem extrem matschigen Bach standen und die beide vor allem auf der Bachseite hunderte von Wurzellöchern ausgebildet hatten, in denen man hunderte von Nanos hätte verstecken können.

Nachdem ich ungefähr eine Stunde lang beide Bäume einer gründlichen Untersuchung unterzogen hatte, bei der ich mehrfach bis zum Rand meiner Stiefel im Schlamm des Baches versunken war und durch ständige Rutschpartien den gesamten Abhang in eine einzige Schlammwüste verwandelt hatte, war ich immer noch so schlau wie zuvor. Der Lust-Faktor bezüglich der Suche nach diesem Cache hatte längst den Fahrstuhl ins siebzehnte Untergeschoß genommen. Also entschloß ich mich, einfach nur noch einen längeren Waldspaziergang zu machen, dabei aber hin und wieder auch nach möglichen weiteren Stationen des Caches Ausschau zu halten - man weiß ja nie...

Abgesehen von einem sehr dekorativ in einer Ritze zwischen zwei Zaunpfählen aus Beton steckenden, abgebrochenen Küchenmesser konnte ich jedoch nichts Verdächtiges mehr finden. Dafür habe ich jedoch wenigstens eine sehr schöne Winterwanderung durch den tief verschneiten Teutoburger Wald gemacht. In der Umgebung der kleinen alten Steinbrüche oberhalb des Eggeweges, westlich gegenüber von Haus Salem, hatte der Nordwind für ganz ordentliche Schneeverwehungen gesorgt. An mehreren Stellen sackte ich bis zu den Knien, einmal sogar bis zur Hüfte in die weiße Pracht ein. Ich hätte angesichts der ständigen Meldungen über den Klimawandel nicht gedacht, daß ich so etwas in meinem Leben in unseren Breiten noch einmal erleben würde.

Auf dem Rückweg mußte ich für meine Mutter beim Marktkauf noch Vogelfutter kaufen, weil ihr die Restbestände vom Vorjahr bei der aktuellen Witterung doch sehr schnell ausgegangen waren. Wir haben dieses Jahr nämlich erstaunlich viele Blaumeisen auf der Terrasse, die ich meines Wissens schon mehrere Jahrzehnte lang nicht mehr oder zumindest nicht mehr bewußt gesehen hatte. Auch ein paar Kohlmeisen, Rotkehlchen und vor allem die Amseln kommen gerne vorbei. Die Kassiererin im Marktkauf war von meiner weißen Kaninchenfellmütze so begeistert, daß sie fast vergessen hätte, daß der Kunde vor mir eigentlich noch bezahlen mußte.

Zu Hause eben aus der Straßenbahn ausgestiegen, fand ich am Fußgängerübergang ein Handy, welches nur wenige Zentimeter neben den Gleisen lag und um ein Haar von der Bahn überrollt worden wäre. Ich habe es sicherheitshalber mitgenommen und eine SMS an die letzte Nummer geschrieben, von der eine SMS eingegangen war. Prompt kam ein Rückruf des Besitzers, kurz darauf auch noch einer von seinem Neffen, und gerade einmal etwa 20 Minuten später konnte ich das Handy seinem zurückgekehrten Herrchen an der Haltestelle zurückgeben.

Es muß sich dabei um einen engen Verwandten von Rumpelstilzchen gehandelt haben, so ein Hutzelmännchen habe ich jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen. Wie der mit seinen viel zu kurzen und viel zu dicken Wurstfingern die selbst für mich viel zu winzigen Tasten dieses Handys bedienen können soll, ist mir immer noch schleierhaft. Ebenso übrigens die Tatsache, wieso eigentlich alle Raucher Analphabeten zu sein scheinen, denn trotz des ausdrücklichen und absolut unübersehbaren Rauchverbotes wird an den meisten Straßenbahnhaltestellen gequarzt, was das Zeug hält.

Anschließend habe ich mich zum Mittagessen an den aufgetauten Resten der Lammhaxe versucht, welche meine Mutter irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr gekocht hatte, obwohl eigentlich niemand diesen Braten hatte haben wollen. Irgendwann reicht es ja auch mal mit der Völlerei! So war denn ziemlich viel liegengeblieben. Hatte dieses Fleisch unmittelbar nach dem Braten schon ganz fürchterlich zum Himmel gestunken, so war nach dem Auftauen und Aufwärmen der Geruch jetzt kaum noch zu ertragen. Mehr als die Hälfte dieses "Essens" habe ich schließlich weggeschmissen, weil ich mich einfach nur noch davor ekelte.

Nach dem Essen habe ich mich dann schnurstracks in die Badewanne begeben, um mich nach der ungefähr vierstündigen Winterwanderung wieder aufzuwärmen. Meine Mutter meinte mir wegen der Kälte und des Essens wiederholt einen Schnaps anempfehlen zu müssen, auf welchen ich aber so gar keine Lust hatte. Statt dessen habe ich mich damit begnügt, eine Stunde lang im warmen Wasser zu liegen. Anschließend gab es dann auch schon wieder Abendessen, erneut Reste, diesmal jedoch von der Weihnachtsgans. Dummerweise waren diese so ungeschickt aufgeteilt, daß das erste der beiden Pakete fast nur Knochen enthielt. Also mußten wir das zweite auch noch auftauen und warm machen, und das war dann für zwei Personen massiv zu viel.

Danach war ich so platt, daß ich sofort ins Bett gefallen und eingeschlafen bin und nicht einmal mehr mitbekommen habe, daß meine Liebste mich noch per Telefon zu erreichen versucht hatte (obwohl ich ihr ja eigentlich schon längst per SMS geschrieben hatte, daß ich sofort schlafen wollte). Nach 14 Stunden Schlaf war ich immer noch müde und bekam außerdem Kopfschmerzen, die den ganzen Sonntag über anhielten. Demzufolge bin ich den ganzen Tag über nicht mehr zu allzu vielen sinnvollen Tätigkeiten gekommen. Somit plätscherte also auch der letzte Tag dieses trübseligen Wochenendes einigermaßen langweilig vor sich hin.

Vier Stunden habe ich damit verbracht, einen Blog-Beitrag zu schreiben, aber als ich fast fertig damit war, kachelte Firefox ab, und der gesamte Text schien verloren. Obwohl die Blog-Software angeblich ständig zwischenspeichert, fand ich ihn auch nirgendwo mehr wieder. Glücklicherweise hatte ich erst kürzlich das äußerst nützliche Addon Lazarus Form Recovery für Firefox installiert. Lazarus merkt sich sämtliche Formular-Eingaben in einer eigenen kleinen Datenbank und hatte auf diese Weise tatsächlich vollautomatisch die Arbeit mehrerer Stunden für mich gerettet. Ich glaube, ich sollte den Autoren dieses Addons mal freiwillig etwas für dieses tolle Stück Software bezahlen!

Den Rest des Tages oder besser Abends habe ich damit verbracht, nach vielen Monaten, die sie mittlerweile bereits bei mir herumliegt, endlich einmal die CD "Pagan Folk" von Omnia anzuhören, die ebenso wie die beiden nachfolgenden CDs dieser Band bisher ein Opfer akuten Zeitmangels geworden waren. Schließlich hatte ich sie mir noch vor dem stressigen und extrem zeitraubenden Projekt bestellt, das mich den ganzen November und fast den ganzen Dezember über auf Trab gehalten hat. Das gleiche Schicksal teilt übrigens ein ganzer Stapel von Büchern, welcher seit Weihnachten noch einmal merklich angewachsen ist.

Nachdem ich mich erst kürzlich mühevoll durch das leider wenig empfehlenswerte Buch "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehrmann gequält hatte, in dem der Autor nichts Besseres zu tun hat, als über 300 Seiten lang längst verstorbene Geistesgrößen wie Alexander von Humboldt und Johann Carl Friedrich Gauß, die sich zu seinem Glück leider nicht mehr wehren können, in den Schmutz zu ziehen, versuche ich mich jetzt gerade am mittelalterlichen "Reisebericht" des Ritters (?) John Mandeville, dessen Reisen ihn angeblich ins Heilige Land und darüber hinaus ins ferne Asien, nach Indien und China geführt haben sollen.

Größtenteils fiktional und aus den Weltbeschreibungen anderer Autoren abgeschrieben, allerdings lebhaft und mit zahlreichen spannenden Anekdoten erzählt, war dieses Buch aus dem 14. Jahrhundert schon vor, aber erst recht nach der Erfindung des Buchdruckes einer der absoluten Bestseller des Mittelalters. Wenn ich mich erfolgreich durch die etwa 300 Seiten dieses Werkes hindurchgekämpft haben werde, warten noch mindestens 15 weitere ungelesene Bücher mit einem Gesamtumfang von - grob geschätzt - 4.000 bis 5.000 Seiten auf mich. Also noch mehr als genug Lesestoff für viele weitere einsame, trübselige, schlaflose Nächte...

Sonntag, 10. Januar 2010, 16:54

Verlorene Münzen - eine unendliche Geschichte?

Vor etwas mehr als vier Monaten hatte ich in einem Beitrag hier in meinem Blog einen Abgesang auf insgesamt acht meiner Geocoins veröffentlicht, welche aus verschiedenen Geocaches verschwunden waren. Wie die meisten meiner Freunde und Bekannten wissen dürften, bin ich seit über drei Jahren dem Geocaching verfallen. Und als Teil dieses Spiels habe ich im Laufe der Zeit auch insgesamt 46 Geocoins auf die Reise geschickt. Von Zeit zu Zeit kommt es allerdings vor, daß so eine Geocoin entweder zusammen mit dem kompletten Geocache, in dem sie sich befindet, das Zeitliche segnet (z. B. wenn ein Lost Place, in dem sich der Cache befindet, abgerissen wird) oder aber (was leider weitaus häufiger ist) von jemandem aus einem Cache gestohlen wird.

Von den acht auf diese Weise verschwundenen Geocoins, denen ich am 2. September hier eine letzte Würdigung verpaßt hatte, gibt es erwartungsgemäß nach wie vor keine Spur. Die nur zwei Tage später als vermißt gemeldete neunte Münze, die aus einem Geocache am Strand von Sylt entwendet worden war, ist jedoch kürzlich entgegen jeder Wahrscheinlichkeit in einem Cache im hessischen Guxhagen an der Fulda wieder aufgetaucht. Möglicherweise hat den Dieb seine Tat irgendwann doch noch gereut, und er hat versucht, die gestohlene Coin auf diese Weise zurückzugeben, ohne dabei seinen Namen preiszugeben. Die Plastikkapsel, in der sich die Coin befindet, scheint ziemlich zerkratzt zu sein, aber die Hauptsache ist, daß die Coin wieder da ist.

Inzwischen sind allerdings mindestens sechs weitere meiner Geocoins verschwunden. Vier davon befanden sich irgendwann einfach nicht mehr in den Caches, in denen sie jemand abgelegt hatte. Eine wurde in dem Cache, in dem sie laut Log eigentlich sein sollte, definitiv niemals abgelegt (es handelt sich nämlich um einen fingernagelgroßen Nano-Cache). Daher muß ich annehmen, daß der letzte Cacher, der die Münze hatte, sie behalten hat. Ein weiteres vielsagendes Indiz für diese Annahme ist, daß er seitdem auf diverse E-Mails von mir nicht reagiert hat. Ein ähnliches Schicksal ist einer anderen Coin widerfahren, deren aktueller Inhaber mir zwar letzten Sommer versprochen hatte, sie schnell wieder freizulassen, dies jedoch nie getan hat und seitdem ebenfalls keine E-Mails mehr beantwortet.

Diesen sechs gestohlenen Geocoins ist dieser Artikel gewidmet. Allerdings befürchte ich, daß auch dies nicht der letzte Beitrag dieser Art sein wird. In dem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, weiß ich bereits von zwei weiteren Geocoins, die sich angeblich nicht mehr in dem Cache befinden, in dem sie sein sollten. Bei diesen warte ich jedoch noch auf die Rückmeldung des Cache Owners oder des nächsten Finders, ob sie sich vielleicht doch noch im jeweiligen Cache befinden und nur übersehen wurden. Darüber hinaus befinden sich noch sechs weitere meiner Geocoins bereits verdächtig lange im Inventar des aktuellen Inhabers, und zumindest bei zweien davon fürchte ich das Schlimmste, wobei alle sechs Personen nicht auf meine E-Mails reagieren. Aber jetzt erst einmal zu den definitiv verschwundenen Coins:

Not All Who Wander Are LostNot All Who Wander Are Lost
Um diese schicke Geocoin tut es mir besonders leid. J. R. R. Tolkien sagte einst: "Not all who wander are lost." Dieses Zitat steht auch auf dieser wunderschön gestalteten Münze, auf der einen Seite in Englisch, auf der anderen in Tengwar, der Schrift, die Tolkien für seine elbischen Sprachen erdachte. Was könnte eine bessere Philosophie für einen Geocacher sein? Für uns liegt die Schönheit in der Jagd, der Suche, dem Wandern. Der wahre Preis ist das, was man entlang des Weges zum Cache findet. Manchmal ist einfach der Weg das Ziel.

Deshalb sollte diese Geocoin Wander-Caches auf allen Kontinenten bereisen und nach dem Besuch aller Erdteile wieder nach Hause zurückkehren. Allzu weit ist sie auf ihrer raumgreifenden Mission allerdings leider nicht gekommen. Nach einem Abstecher durch Dänemark und einer kleinen Rundreise durch Österreich wurde sie Ende September im Snezka Cache auf dem Gipfel der Schneekoppe im Riesengebirge auf der Tschechisch-Polnischen Grenze abgelegt. In den darauffolgenden Tagen wurde sie noch zweimal von Geocachern gesichtet, danach verliert sich ihre Spur. Die Schneekoppe wird neben den Geocachern auch regelmäßig von anderen Leuten besucht, selbst jetzt, mitten im Winter - allerdings offenbar mehr von polnischer Seite aus. Vielleicht bewahrheitet sich hier ja das alte Zitat: "Heute gestohlen, morgen in Polen"...

Lord of the Caches (Fire)Lord of the Caches (Fire)
Auch diese Geocoin hat einen starken Bezug zu J. R. R. Tolkien. Ihr Design wurde deutlich vom "Herrn der Ringe" inspiriert. Anstatt jedoch einfach nur den "Einen Ring" zu imitieren, wurde für die Coin ein völlig eigenständiges Design geschaffen. Die Münzen dieser Serie sind ringförmig und enthalten fünf kleine farbige Steine, die durch ihre Farbe eines der vier Elemente darstellen. Die erste Version der Geocoin hatte fünf grüne Steine, die für das Element Erde standen. Die zweite Version, der diese Geocoin angehört, hat vier rote Steine, die das Element Feuer symbolisieren.

Wie schon von der ersten Serie "Lord of the Caches (Earth)" habe ich auch von der zweiten Serie "Lord of the Caches (Fire)" zwei Geocoins auf die Reise geschickt. Die jetzt verschwundene hatte ursprünglich die Aufgabe, nach Neuseeland zu reisen und dort Geocaches und die Drehorte der Film-Trilogie "Der Herr der Ringe" zu besuchen. Ihre Schwester-Coin sollte Geocaches besuchen, die irgendetwas mit J. R. R. Tolkien zu tun haben, und möglichst auch nach Oxford reisen. Die jetzt verschwundene Coin hatte ein Geocacher bereits netterweise im Travel-Bug-Hotel mitten auf dem Flughafen München abgelegt, von wo aus sie jemand leicht hätte auf eine Reise nach Neuseeland oder zumindest Australien hätte mitnehmen können.

Statt dessen hat sie jedoch irgendein Vollidiot von dort aus mitgenommen und in einen Kleinbahn-Cache irgendwo in der Pampa südöstlich von Verden an der Aller verfrachtet, wo sie postwendend gestohlen wurde - falls er sie nicht sogar gleich selbst behalten hat. Da ungefähr zeitgleich ihre Schwester-Coin, die eigentlich nach England sollte, von jemandem, der anscheinend ebensowenig des Lesens und Denkens mächtig war, nach Australien verschleppt wurde, habe ich die Missionen der beiden Geocoins kurzerhand ausgetauscht. Jetzt reist ersatzweise die Schwester-Coin nach Neuseeland und die verschwundene, falls sie wider Erwarten jemals wieder auftauchen sollte, nach England.

24 hours24 hours
Diese Geocoin zeigt in acht kleinen Piktogrammen den Tagesablauf eines Geocachers von 0:00 Uhr bis 24:00 Uhr, wie ihn wohl jeder Teilnehmer dieses Hobbies kennt: Träumen vom Cachen, Auswahl des zu suchenden Caches, "Auf zum Cache!", "Cache gefunden!", Loggen, Virtueller Cache für zwischendurch, "Auf zum Nacht-Cachen!" und Stöbern im Forum. Die Coin sollte in der richtigen Reihenfolge Caches besuchen, die die Zahlen 0 bis 24 im Namen tragen (als Nummern oder als Zahlwörter in einer beliebigen Sprache). Diese Abfolge sollte die 24 Stunden eines Tages symbolisieren, welche man mit interessanten Hobbies wie dem Geocaching verbringen kann.

Zunächst war diese Geocoin mit ihrer Mission sehr erfolgreich. Ausnahmsweise wurde die auf der Homepage der Coin gestellte Aufgabe von den meisten Findern tatsächlich respektiert. Innerhalb von 14 Monaten schaffte sie es, relativ zügig die Stationen 0 bis 11 zu absolvieren. Dann wurde sie jedoch von einem Geocacher namens geooli69 aus einem Cache zwischen Wismar und Rostock mitgenommen. Bereits die Aussage im Online-Log, daß seine Tochter die Coin am liebsten gar nicht mehr wieder abgeben wolle, gab mir zu denken. Mehr als einen Monat später loggte geooli69 die Coin dann in den Nano-Cache Glanz ist an der kleinsten Hütte in der Nähe von Paderborn ein.

Selbstverständlich paßt eine 1,75 Zoll große Geocoin nicht in einen Nano-Cache von der ungefähren Größe eines Fingernagels. Außerdem haben mir sowohl die nachfolgenden Finder dieses Caches als auch dessen Besitzer übereinstimmend bestätigt, daß darin keine Geocoin vorhanden war und daß sie auch garantiert nicht in den winzigen Cache hineingepaßt hätte. Ich habe danach geooli69 mehrfach angeschrieben und ihm die Gelegenheit dazu gegeben, sich zu der Sache zu äußern und einen eventuellen Fehler zu korrigieren. Da er darauf niemals geantwortet hat, muß ich leider davon ausgehen, daß er meine Geocoin gestohlen (und vielleicht seiner Tochter geschenkt?) hat. Möge den dreisten Dieb der Blitz beim Scheißen treffen!

EURECA GeocoinEURECA Geocoin
Das Schicksal dieser Geocoin ähnelt ziemlich stark dem von "24 hours", aber hier erfolgte der offensichtliche Diebstahl noch eine ganze Nummer dreister. Die Geocoin, deren silberner Mittelteil drehbar gelagert ist und die außerdem im Dunkeln leuchtet, stellt den Satelliten EURECA dar, eines der wenigen Raumfahrzeuge, die als Original in einem Museum erhalten geblieben sind. In Erinnerung an seine Mission sollte meine Geocoin um die Welt reisen und dabei Ausstellungen, Orte und Geocaches besuchen, die mit Raumfahrt oder allgemein mit moderner Technologie zu tun haben.

Nach dem Aussetzen im Geocache Auf den Spuren Alfred Nobels absolvierte die Geocoin innerhalb eines Jahres 8 weitere Stationen im Raum Hamburg sowie 7 im Rhein-Main-Gebiet, ohne daß ihrer Mission dabei sonderlich viel Beachtung geschenkt worden wäre. Im April 2009 verbrachte sie Toronar dankenswerterweise nach Amerika, wo sie noch drei Geocaches in der Nähe von Pensacola in Florida besuchte. Schließlich wurde sie am 26. Juni von jemandem mit dem seltsamen Nickname kittylitterleader aus dem Geocache PKBM (dieses Kürzel steht offenbar für "Perdido Key Beach Mouse", was auch immer das sein mag) entnommen. Dieser Cache scheint sich zwar auf Privatgelände zu befinden, aber angeblich hat dessen Besitzer seiner Verlegung zugestimmt, ohne daß diese Behauptung natürlich in irgendeiner Weise nachprüfbar wäre.

Da sich die EURECA-Coin mehr als sechs Wochen später immer noch im Inventar von "kittylitterleader" befand, habe ich diesen Geocacher über die Geocaching-Homepage angemailt und freundlich darum gebeten, meine Geocoin bei nächster Gelegenheit ihre Reise fortsetzen zu lassen. Fünf Tage später erhielt ich als Antwort eine E-Mail der betreffenden Person namens Christy Edminster mit dem Versprechen, nein, sogar dem Schwur, die Coin so bald wie möglich wieder freizulassen (Zitat: "I'll release it back into the wild soon - I swear!"). Dies ist jedoch bis zum heutigen Tage nicht passiert, obwohl ich in Abständen von etwa sechs Wochen immer wieder in E-Mails darum gebeten habe - auf die allerdings nie mehr eine Antwort kam.

Da "kittylitterleader" sich immer noch regelmäßig bei Geocaching.com einloggt, zum derzeit letzten Mal noch am 3. Januar, gibt es keine Ausrede für dieses Verhalten und keine andere Erklärung, als daß die betreffende Person meine Geocoin behalten will. In meiner letzten E-Mail habe ich ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ich dies als Diebstahl betrachte. Da hierauf (wie mittlerweile üblich) keinerlei Reaktion erfolgte, betrachte ich dies als Bestätigung meiner Vermutung. Leider hat man keine Handhabe, dieses Vergehen zu verfolgen. Auch den Reviewern und sämtlichen sonstigen Leuten bei Geocaching.com scheinen solche Vorfälle völlig egal zu sein. Und so bleibt mir nur eines übrig, nämlich Thor darum zu bitten, sämtliche Geocoin-Diebe mit seinem Hammer zu zerschmettern!

Alles in einemAlles in einem
Diese Standard-Geocoin aus einer offenbar jedes Jahr mit wechselnden Motiven neu aufgelegten Serie hatte ich im Listing mit einer dreisprachigen Beschreibung auf Englisch, Deutsch und Spanisch versehen und sie zu Beginn meiner Spanien-Reise im Mai 2008 in einem netten Geocache am wirklich sehenswerten römischen Aquädukt von Tarragona ausgesetzt. In der Folgezeit kam sie leider irgendwie nie so richtig voran. Innerhalb von etwas mehr als neun Monaten legte sie lediglich 209 Kilometer zurück und besuchte dabei noch sechs weitere Stationen im Hinterland von Barcelona.

Zuletzt wurde sie am 1. März 2009 im Geocache Cabrils # 42 El Rocar etwa auf halber Strecke zwischen Barcelona und Lloret de Mar gesichtet. Angesichts der Tatsache, daß seitdem nicht einmal mehr ein einziges "Discover"-Log erfolgt ist, dürfte sie danach relativ bald daraus verschwunden sein, auch wenn mir dieser Cache nicht gerade zu den meistbesuchten Spaniens zu gehören scheint. Leider war jedoch lange Zeit nichts Näheres über den Verbleib der Coin herauszufinden oder auch nur eine Auskunft darüber zu bekommen, ob sie sich noch im Cache befindet. Erst vor etwa einem Monat, am 6. Dezember, antwortete mir einer der letzten Finder des Caches, daß sich lediglich eine einzige Geocoin darin befand, allerdings leider eine andere. Schade! Wo auch immer sie jetzt ist: Möge sie in Frieden ruhen.

The Sacred (Places) GeocoinThe Sacred (Places) Geocoin
Auch diese kultige Geocoin hatte von mir eine dreisprachige Beschreibung bekommen, bevor ich sie unter etwas unangenehmen Begleitumständen in dem Geocache 6 Reyes y 1 Santo an einem abgelegenen Aussichtspunkt mit einem wundervollen Ausblick über den Escorial westlich von Madrid abgelegt habe. Die Aufgabe dieser Geocoin bestand darin, heilige Plätze aller Religionen besuchen, deren heilige Symbole auf der Coin abgebildet sind. Auf der einen Seite zeigt sie Kreuz, Ankh, Davidsstern, Yin/Yang und ein mir leider unbekanntes, vermutlich hinduistisches Symbol, die allesamt rund um ein großes Pentagramm angeordnet sind. (Es handelt sich dabei um die bei Hindus und Buddhisten heilige Silbe "Om", vielen Dank an Felis Saeva für die Auskunft!) Nachdem sie dieses Ziel für die abgebildeten Religionen erfüllt hätte, wobei natürlich auch der Besuch von Kultstätten anderer Religionen nicht ausgeschlossen gewesen wäre, hätte sie nach Hause zurückkehren sollen.

Im überwiegend erzkatholischen Spanien wurde diese religiöse Anweisung natürlich ausschließlich im christlichen Sinne interpretiert. Außerdem ging die Geocoin bei zwei Events in Burgos und Malaga offenbar durch die Hände des Who's-Who der spanischen Cacherszene. In weniger als 5 Monaten legte sie in nur 6 Etappen immerhin 2.227,4 Kilometer zurück. Am 11. November 2008 wurde sie in dem zumindest während der Sommermonate relativ gut besuchten Geocache Sta. Bárbara in den Bergen westlich von Tarragona und Reus (dem Flughafen von Barcelona) abgelegt. Von dort ist sie dann irgendwann jedoch sang- und klanglos verschwunden. Ende September bestätigte mir auf Nachfrage einer der letzten Finder dieses Caches, daß sich lediglich eine einzige Geocoin darin befand, allerdings leider eine andere. (Warum kommt mir dieser Satz nur so verdammt bekannt vor...?)

Wegen der inzwischen mindestens 14 Diebstähle meiner Coins bin ich mittlerweile dazu übergegangen, neuere Geocoins nur noch unter der Beifügung eines zusätzlichen Beschreibungszettels auf die Reise zu schicken. Ob diese informative Maßnahme allerdings irgendetwas bringen wird, das wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln, angesichts der Tatsache, daß die meisten der Coin-Diebstähle ganz offensichtlich leider von gewissenlosen anderen Geocachern begangen werden - welche eigentlich ja auch so in der Lage sein sollten, eine Geocoin als solche zu identifizieren.

Dienstag, 5. Januar 2010, 13:32

Winter Caching

Seit ich vor mehr als drei Jahren mit dem Geocaching angefangen habe, ist es mir zu einer liebgewonnenen Gewohnheit geworden, mir am Heiligabend vor der Bescherung noch etwas frische Luft zu verschaffen und nach den Feiertagen auch das Jahr noch mit dem einen oder anderen Geocache ausklingen zu lassen. In den vergangenen Jahren kamen dabei in der Regel ganz ordentliche Schlammschlachten heraus. 2006 fand ich beispielsweise den (mittlerweile archivierten) Rumpumpelwald (GCZ6CA), allerdings nicht unbedingt in der vorgesehenen Reihenfolge: Nach etwa zwei Stunden vergeblicher Suche stapfte ich schließlich nur noch blindlings durch den Wald und fand schließlich erst den Cache, dann die letzte Zwischenstation, dann die vorletzte... An Silvester war dann noch Rshew/Wolga (GCNMVHR) an der Reihe, an welchen ich aufgrund der Begegnung mit dem nicht gerade sympathisch rüberkommenden und vor allem alles andere als hilfsbereiten Owner immer noch mit gemischten Gefühlen zurückdenke.

Im Jahre 2007 war ich zwar nicht direkt an Heiligabend, sondern nur einen Tag davor geocachen, durfte dafür allerdings einen der bisher eindrucksvollsten Caches meiner bisherigen "Karriere" erleben: Essen Katernberg: Kokerei Zollverein (GCVK5T). Noch heute, zwei Jahre später, komme ich immer wieder gerne hierher zurück - nicht zuletzt, seit ich in der Mietz eine Partnerin habe, die nicht nur das Hobby Geocaching an sich, sondern auch meine Lost-Place-Begeisterung mit mir teilt. Der Schlammschlacht-Faktor kam im Jahre 2007 allerdings etwas zu kurz, auch an Silvester, wo ich unter einigen Schwierigkeiten den Cache Beyond the bridge (GC15FBQ) am Schildescher Viadukt aufspüren konnte. Obwohl es meiner Mutter, die damals mit mir unterwegs war, immer noch zu schlammig war. Aber Geocaching ist nun mal ein Outdoor-Sport.

An Heiligabend 2008 hatte ich irgendwie keinen passenden Multi gefunden, weshalb vor der Bescherung "nur" vier Tradis abgeräumt wurden, gefolgt vom dhahms unsagbarem Mystery Hohe Berge (GC18GE4). Wieviele Male hatte ich daran bereits stundenlang herumgerätselt! Nach dem hundertsten Versuch (oder so ähnlich) habe ich spaßeshalber (oder doch eher frustriert?) einmal mit dem Mauszeiger auf das von mir vermutete Zielgebiet gezeigt und an dieser Stelle die Koordinaten aufgenommen, mit dem Vorsatz, irgendwann einmal genau dort zu beginnen und von hier aus den Cache nach der Brute-Force-Methode im Gelände zu suchen. Nachdem ich gefühlte weitere 100 Versuche später das Rätsel doch noch gelöst hatte, fand ich den Cache an ziemlich exakt den selben Koordinaten, die ich zuvor geraten hatte. Sachen gibt's...!

Nach Weihnachten war ich im Jahre 2008 nicht mehr geocachen, wohl auch deswegen, da ich die meiste Zeit "zwischen den Jahren" mit der Vorbereitung meiner Steuerklärung zu tun hatte und noch am Silvesterabend bis etwa zehn Minuten vor Mitternacht meine Umsatzsteuervoranmeldung vorbereitet habe (die die dumme Elster erst gar nicht annehmen wollte, weil es noch zehn Minuten zu früh dafür sei). Ach ja, und außerdem hatte ich zu der Zeit eine Scheißlaune, weil sich ein kurz zuvor angetretenes, neues Projekt als ziemliche Hölle herausgestellt hatte: Der Projektleiter brauchte nämlich eigentlich gar keine Unterstützung, sondern lediglich jemanden, den er von morgens bis abends anschreien und für seine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten verantwortlich machen konnte. Vielleicht hätte mir in der damaligen Situation etwas Schlamm-Cachen zur Abwechslung ganz gut getan.

Ein Jahr und ziemlich viele seltsame Ereignisse später, von denen die meisten nicht wirklich relevant für das Geocaching waren, näherte sich wieder einmal die Zeit des Jahres, welche man im Allgemeinen mit Ruhe und Besinnlichkeit in Verbindung bringt. Mittlerweile hatte ich ein knapp zweimonatiges Projekt mit täglichen 10-Stunden-Tagen absolviert und brauchte dringend etwas Auslauf. Zum Ausklang des Jahres hatte ich mir (bzw. hatten mittlerweile wir uns - oder vielleicht doch eher ich uns...?) deswegen vorgenommen, rund um das Weihnachtsfest noch den einen oder anderen Multi zu absolvieren. Auf die nach den Erfahrungen der Vorjahre erwarteten Schlammschlachten "mußten" wir dabei jedoch "leider" verzichten, weil bekanntlich in diesem Jahr kurz vor Weihnachten der Winter ausgebrochen war (und bis heute immer noch nicht wieder eingefangen wurde).

So kamen wir dieses Jahr ausnahmsweise (dafür jedoch reichlich) in den Genuß eines Erlebnisses, welches in unseren Breiten angesichts des Klimawandels immer seltener werden dürfte: Winter Caching. Mal abgesehen vom (leider kurz danach archivierten) Ostoroschno und einigen Tunnel-Caches im Harz hatte ich bislang nur sehr selten die Erfahrung gemacht, Geocaches bei Schnee und Eis zu suchen. Sicherlich ist nicht jeder Cache dafür geeignet, insbesondere solche, bei denen Hinweise leicht unter Schnee und Eis begraben werden, festfrieren oder sonstwie durch winterliche Witterungseinflüsse unauffindbar gemacht werden können. Aber auch die meisten anderen dürften unter diesen Bedingungen schwieriger zu finden sein als im Sommer. Und selbst wenn nicht, kommt es einem um diese Jahreszeit wegen der Kälte trotzdem meist so vor.

Okay, meine ganz persönliche, kleine Schlammschlacht hatte ich natürlich bereits eine Woche zuvor bei den beiden Caches Ein Lied von Liebe und Tod (GC11AV9) und Berghof 39 (GC1ZD98) bei Halle (Westfalen) gehabt. Während meine Liebste mit einer schweren Erkältung lieber bei mir zu Hause im Bett blieb, schlug ich mich insbesondere bei letzterem Cache bei bereits recht eisigen Temperaturen bis weit in die Dunkelheit durch den finsteren Wald, schichtete ganze Heuhaufen um, kletterte auf Bäumen herum und scheiterte letzten Endes fast daran, daß die letzte Zwischenstation offenbar nur kurze Zeit zuvor von Waldarbeitern gefällt worden war. Aber winterlich war es an jenem dritten Adventswochenende natürlich noch nicht. Und zu diesem Zeitpunkt war ja auch mein Projekt noch in vollem Gange.

Unser beider erster richtiger Winter-Cache sollte mithin Isenburg Hattingen - Reloaded (GC1M9P0) werden. Was ich aber nicht vorausgesehen hatte, war, daß die Temperatur an diesem vierten Adventssamstag plötzlich trotz strahlenden Sonnenscheins bis auf sibirische -12 Grad Celsius fallen würde. Schon beim Freischaufeln des eingeschneiten Autos war ich froh, daß ich mir gerade erst am Vorabend auf dem Stand von Fell-Dieck auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt eine warme, weiße Kaninchenfellmütze gekauft hatte. Auch wenn die Mietz vermutlich immer noch der Meinung ist, daß diese farblich überhaupt nicht nicht zu mir paßt. (Na ja, wenigstens kann man sie prima von meinen eigenen Haaren unterscheiden.)

Im Gegensatz zu meiner uralten Biberfell-Mütze, bei der man lediglich rechts und links zwei nur mäßig warmhaltende Stofflappen über die Ohren klappen kann, bietet das neue gute Stück fast einen Rundumschutz gegen die Kälte, lediglich am Hals muß man sich noch anderweitig behelfen. Außerdem schätze ich, daß diese Mütze gerade bei Schnee im Notfall eine wunderbare Tarnung bietet, unterscheidet sich doch das weiße Fell farblich nur in Nuancen von der weißen Pracht, die derzeit vom Himmel fällt. Und spätestens, wenn auch der schwarze Mantel so richtig eingeschneit ist, dürfte auch der auffällige Kontrast zwischen beiden Kleidungsstücken entfallen. Zum Glück hatte ich dieses Mal auch rechtzeitig daran gedacht, die Winterhandschuhe aus dem Schrank zu nehmen (und auch nicht zu Hause zu vergessen), so daß ich mich für eine ordentliche Winterwanderung richtig gut ausgerüstet fühlte.

Leider hatte Mietz ihre Erkältung immer noch nicht so ganz überwunden und war daher nur begrenzt fit. Viel Bewegung an der frischen Luft soll ja angeblich gegen Grippe helfen. Nur leider steht nirgendwo geschrieben, ob diese Maßnahme vor, während oder nach der Grippe zu erfolgen hat. Wie auch immer, jedenfalls haben wir den Cache an der Isenburg bei schönstem Winterwetter absolviert. Alle Stationen der Runde konnten gut und ziemlich schnell gefunden werden, wenngleich die Hinweistafel, die an der letzten Zwischenstation abzulesen war, erst einmal von einer dicken Schneeschicht befreit werden mußte. Außerdem stellten sich die unterwegs zu bewältigenden, steinernen Treppenstufen gerade bei diesem Wetter als ein fast unüberwindliches Hindernis für die Mietz heraus, da es für ihre Höhenangst wohl nicht gerade förderlich ist, dabei auch noch keinen festen Halt unter den Füßen zu verspüren.

Noch bedeutend weniger lustig fand ich die beiden Gören, die uns unterwegs nervten und mit geworfenen Schneebällen dafür sorgten, daß mir der Schnee, der sich auf den Vordächern des mitten in der Burganlage zwischen Ober- und Unterburg befindlichen Landhauses Custodis gesammelt hatte, auf den Kopf rauschte. Ich dachte eigentlich, ich hätte bereits beim ersten Mal klar zum Ausdruck gebracht, daß mir das auf den Senkel ging, aber offensichtlich war dies nicht der Fall. Warum muß man eigentlich im Ruhrpott immer erst grob werden und mit Anwendung von Gewalt drohen, damit man in Ruhe gelassen wird? Verstehen die Menschen dort mittlerweile keine andere Sprache mehr? Bringt man ihnen dort bereits im Kindesalter bei, auf nichts anderes mehr zu hören? Ein weiteres Argument dafür, in dieser Gegend nicht länger als nötig verweilen zu wollen! Von "Leben" möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst sprechen...

Wie gesagt konnten wir in dieser wunderschönen, verschneiten Winterlandschaft alle Stationen des Multi-Caches relativ problemlos meistern. Lediglich die Suche nach dem Finale gestaltete sich im verschneiten Wald etwas schwieriger, zumal die ermittelten Koordinaten doch mindestens 12 Meter abwichen, das Gelände am Finale relativ steil und unübersichtlich ist und zu allem Überfluß auch noch gerade die Sonne unterging. Aber letzten Endes wurde die Mietz mit dem letzten Sonnenstrahl doch noch fündig. Für den Rückweg wählten wir dann sicherheitshalber die etwas weiter unten gelegene Straße, zu der wir uns allerdings erst noch durch einen wahren Stechpalmen-Urwald durchschlagen mußten. Frisch aus dem mittlerweile doch etwas dunkler werdenden Wald entkommen, erinnerten wir uns an den in einer Thermoskanne mitgebrachten, heißen Tee, staunten jedoch nicht schlecht, wie schnell nach dem Eingießen dieser bei den frostigen Temperaturen bereits kalt wurde.

Bis zu unserer nächsten, jedoch nur relativ kurzen Winterwanderung dauerte es danach bis Heiligabend. Allerdings suchten wir diesmal nicht im eigentlichen Sinne einen Cache, sondern nahmen nur eine Cache-Wartung an meinem eigenen Geocache Franziskaner (GCXWBT) vor. Dieser liegt bei der Ruine einer alten Klosterkirche, welche sich mitten im Teutoburger Wald an der alten Paßstraße von Bielefeld nach Westen in Richtung Halle (Westfalen), Münster und Osnabrück befindet. Im Sommer hatte mein Cache aufgrund archäologischer Ausgrabungsarbeiten an der Ruine etwas verlegt werden müssen, was freundlicherweise ein lokaler Geocacher übernommen hatte, der bei Beginn der Arbeiten zufällig gerade hier vorbeikam. Das neue Versteck hatte ich noch nicht einmal gesehen. Mittlerweile waren die Arbeiten beendet, und danach war obendrein noch der bereits seit Jahren vermißte Vorgänger-Behälter meines Caches wieder aufgetaucht, so daß es höchste Zeit für eine Cache-Wartung wurde.

Da wir gerade vom Einkaufen kamen (der Weihnachtsbaum lag währenddessen friedlich im Wagen), hatten wir meine Mutter dabei, der es sicherlich auch nicht geschadet hat, mal etwas an die frische Luft zu kommen. Bei diesem Wetter traut sie sich alleine ja kaum noch aus dem Haus, aus (wohl nicht ganz unberechtigter) Angst, auszurutschen, zu fallen und sich dabei (wie einst meine Großtante) diverse Knochen zu brechen. Mit zwei Begleitern schaffte sie den Aufstieg zur Klosterruine allerdings problemlos. Vor Ort mußten wir beide Versionen des Caches tatsächlich noch kurz suchen (dürfen wir uns dafür jetzt eigentlich einen Fund gutschreiben?), bevor wir den Cache durch eine neue Plastikdose ersetzen konnten. Dieselbige war erst kürzlich nach dem Archivieren von Mietzens Cache-Serie "Lost Places in Wanne-Eickel" übrig geblieben und fand auf diese Weise unerwartet schnell wieder eine neue Verwendung.

Da über Weihnachten aufgrund der Eigensinnigkeiten meiner Mutter zu Hause leider immer mal wieder dicke Luft herrschte, verbrachten Mietz und ich an den meisten der nachfolgenden Tage bis zum Jahresende jeweils den größeren Teil der hellen Stunden draußen in der freien Natur, auch wenn dieses Unterfangen sich teilweise doch ziemlich anstrengend gestaltete. Den Cache Ein Edelweiss im Teuto (GC1FX3M) konnten wir am ersten Weihnachtsfeiertag noch relativ schnell finden - trotz eisigen Windes und fiesen, kalten Regens, der sich uns insbesondere auf den letzten paar hundert Metern des Aufstieges wie eisige Nadeln ins Gesicht brannte. Der Teutoburger Wald kann im Winter sehr schön sein, aber nicht unbedingt bei diesen Wetterbedingungen! Da wäre es doch besser 10 Grad kälter und dafür trocken gewesen, wie eine Woche zuvor in Hattingen.

Beim Künsebecker Tagebau mußten wir anschließend im ersten Versuch aufgeben. Bei diesem miesen Sauwetter haben wir erstmal ein Stunde lang nach einem gangbaren Zuweg ins Zielgebiet gesucht, da der Owner es leider nicht einmal für nötig gehalten hat, einen geeigneten Parkplatz für seinen Cache anzugeben. Einige Wege und vor allem Anwohnerstraßen in der Gegend waren dermaßen vereist und glatt, daß man sich besser auf Schlittschuhen hätte vorwärtsbewegen können. Schließlich nahmen wir den direkten Weg über einen Acker und kamen so doch noch zu unserer Schlammpartie. Anschließend standen wir dann ziemlich ratlos am angegebenen Startpunkt, da der angekündigte alte Stollen beim besten Willen nirgends zu sehen war. Nachdem wir etwa eine weitere Stunde lang den halben Wald umgegraben hatten, ohne auch nur die Spur eines Hinweises zu finden, gaben wir schließlich völlig durchnäßt und entnervt auf.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich der Mietz bereits hoch und heilig versprechen müssen, sie den Rest des Jahres keinen Schritt mehr vor die Tür zu jagen. Aber als sich der Winter am nächsten Morgen entgegen unseren Erwartungen wieder von seiner sonnigsten Seite zeigte, war die Episode vom Vortag schnell wieder vergessen. Also versuchten wir uns erneut am Künsebecker Tagebau und fanden schließlich mit einer vollkommen inakzeptablen Abweichung von 62 Metern irgendwo im Wald tatsächlich noch die beiden alten Stollen. Von der dort zu suchenden Filmdose mit einem Hinweis gab es jedoch keinerlei Spur. Also versuchten wir, die Position der nächsten Station im Gelände zu erraten. Bei den beiden Stollen hatte das schließlich auch geklappt, denn deren Lage hatte mit den im Listing angegebenen Koordinaten ja auch nicht allzu viel zu tun gehabt.

Als uns nach wenigen hundert Metern Wegstrecke eine telefonierende junge Dame mit Outdoor-Hose entgegenkam, meinte Mietz ganz spontan: "Fragen wir doch einfach mal die Frau mit dem GPS-Gerät um den Hals!" Diese stellte sich tatsächlich als Nelli_OWL heraus, die gerade vom Finale des Caches zurückkam und uns unsere Vermutung über die ungefähre Lage der Zwischenstation bestätigen konnte. Von dort aus war es noch ein leidlich beschwerlicher Aufstieg bis zum Finale, an dem man tatsächlich durch einen netten Ausblick für die Strapazen entlohnt wurde. Obwohl der Schnee hier bereits weggetaut war, dauerte es aufgrund der ungenauen Koordinaten und des nicht mehr zutreffenden Hints eine ganze Weile, bis wir die Dose gefunden hatten. Alles in allem war dieser Cache sicherlich zu Beginn einmal sehr schön angelegt und stellte eine interessante und nette Gegend vor. Im gegenwärtigen, miserabel gewarteten Zustand ist er jedoch weder im Sommer noch im Winter zu empfehlen.

Auf dem Rückweg versuchten wir uns noch am Multi-Cache nahe der evangelischen Kaderschmiede in Ascheloh (GC1A5FG), wo ich schon während meiner Konfirmanden-Zeit einmal an einer etwas aus dem Ruder gelaufenen Nachtwanderung hatte teilnehmen müssen. Leider war uns aber irgendwie entgangen, daß der Startpunkt dieses Caches zwischenzeitlich verlegt worden war, so daß wir fast eine Stunde lang an der falschen Stelle suchten und deshalb später den Multi im Dunkeln zu Ende bringen mußten. Dieser stellte sich im Prinzip als absolut wintertauglich heraus - nur bei Nacht sollte man ihn dann wohl doch lieber nicht machen, da gegen Ende doch einige fiese Fallen im Gelände auf einen lauern. Trotzdem insgesamt eine nette Sache, und da das Wetter sich in den darauffolgenden Tagen noch einigermaßen hielt, bekamen wir Lust auf mehr.

Also versuchten wir uns anderentags noch am Cache Bauern und Barbaren (GC1ZVRP) oberhalb von Werther. Im unteren Teil des Nordhanges des Teutoburger Waldes drohte diese Runde aufgrund des leichten Tauwetters doch noch zu einer Schlammschlacht zu werden, weiter oben war jedoch alles immer noch verschneit und vereist. Leider waren nicht alle Wege so richtig wintertauglich, außerdem fing nach etwa zwei Stunden wieder einmal der schon vom ersten Feiertag bekannte, eisige Nieselregen an. Eine Station war (anstelle einer vernünftigen Tarnung) einfach nur unter Schnee begraben, allerdings wohl auch nicht im eigentlich vorgesehen Versteck, so daß wir selbst mit Telefonjoker zunächst ziemlich lange vergeblich suchten. Dann enthielt sie auch noch ein ziemlich blödes Rätsel, das wir nur mit Hilfe des mobilen Internets lösen könnten - so etwas muß nicht sein, egal zu welcher Jahreszeit!

Nachdem wir diese Station noch hatten meistern können, folgte jedoch an der nächsten Zwischenstation der finale Knockout, weil sich für keine der von uns ausprobierten Lösungsmöglichkeiten für das dort versteckte, nächste Rätsel brauchbare Koordinaten ergeben wollten. Außerdem begann just zu diesem Zeitpunkt der eiskalte Nieselregen, der uns ebenso nach Hause trieb wie die Tatsache, daß sich just für diesen Nachmittag noch meine Kaffeetante zum Patentrinken angesagt hatte (ach nee, wohl doch eher umgekehrt...) und wir ohnehin schon viel zu spät dran waren. Nachdem mit netterweise einer der Vorfinder einen Tip für das Rätsel gegeben hatte, machten wir uns am nächsten Tag erneut auf, um die Runde zu vollenden. Letzten Endes brauchten wir den Tip allerdings gar nicht mehr, weil ich auf dem erneuten Weg zu der bösen Station die nächste Station im Gelände auszumachen vermochte.

Danach waren die letzte Station (die ich Tags zuvor auf dem Rückweg schon einmal auf bloßen Verdacht hin befingert, dabei aber lediglich um Millimeter verfehlt hatte) und das Finale (an dem wir ebenfalls schon vorbeigelaufen waren) nur noch ein Kinderspiel. So richtig begeistert waren wir von diesem Cache allerdings aufgrund der seltsamen Rätsel nicht. Inzwischen ist er für den Winter gesperrt worden, weil wohl angeblich die eine oder andere Station eingefroren (???) ist. Aber obwohl das Terrain sicher im Sommer insgesamt mehr Spaß machen dürfte, halte ich das bei zwei problematischen Stationen eher für ausgeschlossen. Sehr schön hingegen war die Abkürzung durch Feld und Wald, die wir beim zweiten Anlauf auf dem direkten Weg vom Auto zur Zwischenstation nahmen. Außerdem haben wir dabei eine Menge Rehe gesehen. Auch sehr schön. Auf dem Rückweg erledigten wir dann noch ein paar Tradis in Werther, die es allesamt nicht wert waren, darüber noch mehr Worte zu verlieren.

Am nächsten Tag widmeten wir uns bei langsam schlechter werdendem Wetter dem Multi-Cache Berghagen (GC1NDCM) westlich von Werther, praktisch "gegenüber" von Ascheloh. Als vorletzten Cache des Jahres 2009 konnten wir diesen nach ungefähr drei Stunden erfolgreich bergen und loggen. Insgesamt gab es auf dieser Runde eine Menge Licht, aber leider auch etwas tiefen Schatten. Die erste Station war schnell gefunden, wenngleich ich hier zunächst übersehen hatte, daß man außer den Koordinaten noch eine weitere entscheidende Information ablesen mußte. In dieser Hinsicht ging mir leider erst an Station 3 ein Licht auf, aber zum Glück war es kein größeres Problem, später auf dem Weg zu einer anderen Station an dieser Stelle noch einmal vorbeizuschauen.

An der nett umgesetzten Station 2 hatte die Mietz sehr schnell den richtigen Blick, während ich mich danach an Station 3 anschließend körperlich etwas austoben konnte. An Station 4 mußten wir längere Zeit warten, bis wir richtig suchen konnten, weil nur wenige Meter entfernt zwei ältere Männer damit beschäftigt waren, im Zeitlupentempo mit einer Maschine Holzscheite zu spalten. Irgendwann verschwanden die beiden für einen kurzen Spaziergang im Wald, so daß wir doch noch zum Suchen kamen, allerdings zunächst längere Zeit vergeblich, bis ich eher durch Zufall auf den richtigen Trichter kam. Warum dieser Hinweis nun ausgerechnet hier versteckt wurde und nicht an dem Objekt, an dem ihn wohl jeder vermuten würde, bleibt das Geheimnis der Owner. Jedenfalls war es gut, daß hier zu diesem Zeitpunkt keine Schneedecke lag!

Die nachfolgende Station 5 fand ich persönlich dagegen wirklich super gemacht. Hier wurde eine (übrigens sehr zeigenswerte) Location optimal genutzt und ein zwar recht schwierig zu findendes, jedoch absolut faires Versteck für den Hinweis gewählt. Eine Station der Extraklasse, die Appetit auf mehr gemacht hätte - tja, wenn es denn so weitergegangen wäre. Statt dessen folgte an Station 6 einer der Tiefpunkte meiner letztjährigen Geocaching-Erfahrungen. Egal bei welcher Schwierigkeitsstufe: Ein Hinweis sollte prinzipiell schon irgendwie als solcher erkennbar sein! Selbst die Gruppe des von uns schließlich bemühten Telefonjokers hatte damals zu acht Personen über eine Stunde an dieser Station ratlos herumgesucht, bis irgendjemand zufällig auf den sogenannten "Hinweis" stieß.

Station 7 war dann wieder sehr nett gelöst, auch Station 8 wußte durch eine schöne handwerkliche Umsetzung zu gefallen. Allerdings hätte ich mir eventuell eine etwas klarere Wegführung zwischen diesen beiden Stationen gewünscht, denn der direkte Weg durch's Unterholz war gerade um diese Jahreszeit nicht so prickelnd. Das schränkt leider die Wintertauglichkeit dieses Caches etwas ein. Irgendwo muß der Weg, auf den man später noch stößt, ja herauskommen - nur leider steht er nicht einmal auf der topographischen karte. Vielleicht hätte man zwischen diesen beiden Stationen noch eine Station mehr einbauen können, irgendwo an einer geeigneten Wegkreuzung. Der gut und angemessen versteckte Cache konnte sich schließlich trotz der hereinbrechenden Dämmerung unseren Blicken nicht entziehen.

Richtig ätzend fand ich allerdings, daß wir auf dem Weg zwischen der vorletzten und der letzten Station eine größere Gruppe von Hundebesitzern beobachten "durften", die ihre freilaufenden Köter unter lautem Gejohle Rehe durch den winterlichen Wald jagen ließen. Dieses asoziale Verhalten kann durchaus dazu führen, daß die Tiere durch den unvermeidlichen Energieverlust irgenwann im Laufe des Winters jämmerlich verrecken. Auf entsprechende Zurufe, ob und warum sie denn die Rehe töten wollten, reagierten diese sogenannten Menschen überhaupt nicht. Man sollte solche Leute zur Strafe nackt in der Taiga aussetzen! Und was die Hunde angeht, so wundere ich mich nicht wirklich darüber, daß hier ein paar Tage später wieder einmal ein Jäger auf herumstreunende Köter geschossen hat. Aber genug davon, diese Vollidioten haben ja glücklicherweise mit dem Geocaching nichts zu tun...

Am nächsten Tag, dem vorletzten des Jahres, überzeugte uns die zunehmende Kälte in Verbindung mit recht ordentlichen Mengen an Neuschnee davon, doch besser mal einen Tag zu Hause im Warmen zu verbringen. Auch am Silvestermorgen hatte es noch etwas geschneit, später hörte der Schneefall jedoch auf. Weil uns am Vortag die frische Luft doch etwas gefehlt hatte, beschlossen wir, zum Jahresabschluß noch den Multi Die Büchse der Pandora (GC1EDAQ) zu suchen, den allerdings (übrigens ebenso wie den benachbarten "Berghagen") bereits seit Monaten niemand mehr gefunden hatte. Wir fanden ihn - allerdings auf eine doch eher seltsame und unerwartete Art und Weise!

Es fing schon damit an, daß wir uns bereits bei der Ankunft bei den im Cache-Listing angegebenen Park-Koordinaten im tiefen Schnee festfuhren und erstmal eine halbe Stunde brauchten, um das Auto wieder daraus zu befreien. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an die Dame mit dem Postauto für's freundliche Nicht-Helfen! Unter Einsatz meiner Auto-Fußmatten, deren eine dabei leider ihre Plastikschraube zum Festmachen im Fußraum des Beifahrers verloren hat, ständigem Wegkratzen von glattgefahrenem Schnee mit unseren Wanderstöcken, heldenhaftem Anschieben des eigentlich viel zu schweren Autos durch die Mietz sowie einer sehr großen Portion Sturheit gelang es uns schließlich, die Karre aus dem Dreck zu ziehen (zugeschneiter Erdboden scheint übrigens deutlich griffiger zu sein als zugeschneiter Asphalt!) und an einer Stelle zu parken, an der es abschüssig genug war, um nicht noch einmal steckenzubleiben.

Nach diesem Schreck in der Mittagsstunde konnten die ersten beiden Stationen des Caches recht schnell gefunden werden. Allerdings enthielten diese jeweils Rätselfragen, welche wir nur dank mobilen Internets zu lösen vermochten. Ich finde, daß es kein guter Stil ist, die Suchenden mitten im Wald derartige Fragen beantworten zu lassen. Selbst beim vorherigen Durchlesen aller potentiell relevanten Wikipedia-Artikel, das im Listing empfohlen wird, hätte sich die hier erforderlichen Antworten wohl niemand merken können. Wäre es im Hochsommer schon ärgerlich genug gewesen, mitten im Wald alle paar 100 Meter an jeder Station eine halbe Stunde lang mit dem Internet-Handy herumfuhrwerken zu müssen, so macht dies mitten im kalten Winter erst recht keinen Spaß, wenn einem mangels Bewegung nicht nur die Finger einzufrieren drohen.

Am nächsten Zielpunkt fanden wir eine handwerklich sicherlich mit viel Mühe und mit sehr viel Liebe zum Detail angefertigte Zwischenstation vor, die jedoch bei den aktuellen Witterungsbedingungen ihr Geheimnis beim besten Willen nicht preisgeben wollte. Der erste Handgriff war ja noch halbwegs zu meistern, der entscheidende Schritt ist jedoch offensichtlich nicht wintertauglich. Ohne allzu viel verraten zu wollen, möchte ich darauf hinweisen, daß sich Holz in Verbindung mit Wasser und Kälte leider etwas ungnädig verhält und selbst die schönste Drillbohr- oder Laubsägearbeit sich nach Niederschlägen prima mit Wasser vollsaugen kann, woraufhin sie auch und gerade bei Minusgraden nur noch unter Einsatz von schwerem Gerät auseinandergenommen werden kann. So etwas ist definitiv nicht wintertauglich!

Da wir keine Gewalt anwenden und die Station nicht in ihre Einzelteile zerlegen wollten, riefen wir Nelli_OWL und Sefan an, die uns bestätigten, daß der Hinweis sich genau dort befand, wo wir ihn ohne größere Zerstörungen nicht hätten ermitteln können. Leider hatten beide die Position der nächsten Station vergessen (kein Wunder, nach über einem halben Jahr), aber Sefan konnte uns noch eine ungefähre Lagebeschreibung der übernächsten Station geben. Diese leider etwas zu vage Beschreibung vermochten wir jedoch im winterlichen Gelände irgendwie nicht umzusetzen, jedenfalls blieb uns der zu suchende Hinweis verborgen, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren wir auch in einer vollkommen falschen Ecke des Waldes gelandet.

Mittlerweile vollkommen durchgefroren und desillusioniert, beschlossen wir, uns auf dem schnellsten Wege zum Auto durchzuschlagen. Das erwies sich im Nachhinein als eine sehr gute Idee, weil wir unterwegs nämlich ganz unvermittelt über das Cache-Versteck stolperten. Auf diese Weise konnten wir das Jahr 2009 doch noch mit einem Erfolg abschließen, wenngleich ich mir angesichts der recht positiven Schilderungen vor allem der späteren Stationen in den Logs aus dem Sommer doch sehr gewünscht hätte, diesen Multi-Cache auf die eigentlich vorgesehene Weise zu finden. Wintertauglich ist er jedenfalls definitiv nicht, und auch wenn wir ein schönes Fleckchen gesehen und eine nette Winterwanderung gemacht haben, war er wegen der blöden Rätsel für meinen Geschmack mit viel zu viel Herumstehen verbunden. Die Mietz schien am Ende jedenfalls nur noch aus einer einzigen großen Frostbeule zu bestehen.

Glücklicherweise waren wir bis zum Abend beide wieder hinreichend fit, um (wie schon im letzten Beitrag zum Thema Silvester beschrieben) gemeinsam einen schönen Rutsch ins neue Jahr zu erleben. Und dies, obwohl wir uns auf dem Rückweg vom Cache noch ein weiteres Mal festfuhren, weil ich ausprobieren wollte, ob man bei diesen winterlichen Bedingungen den Parkplatz an der Kleingartenanlage "Sieben Hügel" mit dem Auto erreichen konnte. Konnte man nicht, und falls doch, kam man dort anschließend nicht wieder weg, wie einige Taxifahrer später um Mitternacht zu ihrem Leidwesen feststellen mußten. Wir waren jedenfalls ganz froh, es lieber vorher ausprobiert zu haben und nicht mitten in der Silvesternacht selbst dort oben festzusitzen!

Am Neujahrstag trauten wir uns irgendwie nicht so recht aus dem Hause, da sich das Wetter nicht von seiner allerbesten Seite zeigte und wir außerdem gerne ausschlafen wollten, was sich zu dieser Jahreszeit mit längeren Spaziergängen in Ermangelung heller Tageslichtstunden nicht so richtig gut verträgt. Am 2. Januar wollte die Mietz aber unbedingt noch einmal an die frische Luft. Ein wenig zähneknirschend stimmte ich zu, wohlwissend, daß ich mir zwecks "zeitnaher" Eintragungen für das liebe Finanzamt unbedingt noch ein neues Fahrtenbuch zulegen mußte. Diese waren leider beim real,- ausverkauft, Schömitz (oder wie auch immer der Laden inzwischen heißen mag) hatte schon zu, also wurden wir erst beim dritten Versuch im Marktkauf fündig. Darüber ging ziemlich viel Zeit ins Land, so daß mir irgendwie schon frühzeitig klar wurde, daß wir den nachfolgenden Spaziergang nicht im Hellen würden beenden können.

Sicherheitshalber mit einer dicken Taschenlampe im Rucksack, begaben wir uns zu den Start-Koordinaten des Mystery-Multis Phänomania (GC1A6ZY). Eigentlich sollte unser erster Cache des neuen Jahres ja kein Mystery sein. Aber zu meiner Verteidigung habe ich zu sagen, daß die Lösung des Rätsels schon seit Sommer oder Herbst auf meinem Schreibtisch unter einem großen Haufen Zeugs herumlag und mir jetzt beim Neujahrs-Aufräumen praktisch vor die Füße fiel. Da somit alle Fragen bereits beantwortet und alle Rätsel bereits gelöst waren, wurde "nur noch" ein schöner kleiner Spaziergangs-Multi daraus. Die Suche nach dem Cache dauerte im Übrigen nicht ganz so lange wie die nach dem Fahrtenbuch...

Die Stationen 1 bis 4 konnten schneller gefunden werden, als ich dies angesichts der sicher nicht primär für eine Suche im Winter ausgelegten Verstecke erwartet hätte. Lediglich Station 5 bereitete einige Probleme, zumal es langsam dunkel wurde (und hier leider die Koordinaten etwa 10 Meter weiter mitten auf dem Acker lagen, was im Winter natürlich zu noch größeren Schwierigkeiten führen kann als im Sommer). Als geübter Geocacher erkennt man eine ganze Reihe von Typen möglicher Verstecke sicher auch im Winter auf den ersten Blick, aber natürlich erleichtert eine geschlossene Schneedecke die Suche nicht unbedingt, vor allem bei Verstecken auf dem Erdboden. Leider weiß man dies jedoch niemals vorher. Außerdem neigen manche Behältnisse zum Festfrieren, was wir auch hier an einer Station leider erfahren durften.

Nachdem wir einige (übrigens mitten im Wald Warnwesten tragende) Hundebesitzer durch intensives Betreibern der Pärchentarnung zum Weitergehen animiert hatten, wurden wir an Station 5 schließlich nach etwas längerer Suche doch noch fündig, wobei ich mich allerdings frage, ob die kleineren und mittleren Schäden an dieser Örtlichkeit nun auf ihr Alter, den Winter oder doch eher auf rabiate Geocacher zurückzuführen sind. Übrigens fühlten wir uns besonders auf der ersten Hälfte der Strecke auf Schritt und Tritt an den alten, guten Ratschlag "Don't eat yellow snow!" erinnert - hier scheint wohl zu jedem Einfamilienhaus mindestens ein Köter zu gehören. Wenn ich mir so recht überlege, wieviel Hundepisse man hier wohl im Sommer bei der Suche nach Geocaches übersieht, mag ich in solchen Gebieten irgendwie gar nicht mehr so richtig cachen!

Der Cache selbst war schließlich schnell gefunden, zumal er von den Vorfindern nicht sonderlich gut getarnt worden war. Da half an dieser Stelle auch der Schnee nichts. Der Inhalt des Caches war allerdings leider etwas enttäuschend, und ich frage mich vor allem, was um alles in der Welt gewisse Geocacher wohl dazu bringen mag, ihren Verpackungs-Müll in der Dose zu entsorgen. Wenn man unterwegs Süßigkeiten nascht, darf man deren Verpackung trotzdem gerne zu Hause in den gelben Sack stecken, wo sie hingehört, anstatt sie einfach im gefundenen Geocache abzuladen! Dieses Mal haben wir den Müll mitgenommen, aber ich hoffe doch dringend, daß das in Zukunft nicht zur Gewohnheit werden muß.

Höchst interessant fanden wir übrigens auch die überall zu erkennenden Spuren eines Nachtcaches, der hier vorbeiführt. Neugierig, wie wir nun einmal sind, haben wir die Reflektoren schon mal ein wenig verfolgt, jedoch ohne ernsthaft daran zu glauben, daß wir diesen Cache tatsächlich finden könnten. Die Wegstrecke folgte einem zwar sehr schönen, aber auch sehr schmalen und im Winter nicht besonders gut zu laufenden Pfad durch ein Waldstück, der leider plötzlich abrupt an einem kleinen Steilhang einige Meter über einem breiteren Weg endete. Insofern ist dieser Cache leider nur eingeschränkt wintertauglich. Die Mietz mußte ich jedenfalls den Abhang mehr hinuntertragen, als sie ihn selbst hinunterzugehen vermochte.

Leider verlor sich die Spur der Reflektoren an der nächsten Straßenecke dann sehr gründlich, wobei ich nicht zu sagen vermag, ob der nächste Reflektor eingeschneit, verschwunden oder einfach nur mehr als die maximale effektive Leuchtweite meiner Taschenlampe (das dürften so ein paar 100 Meter sein) entfernt war. Da wir ohnehin den Reflektoren nur aus Neugier gefolgt waren und nicht mit dem ernsthaften Vorsatz, den Cache jetzt finden zu müssen, haben wir an dieser Stelle abgebrochen und werden noch einmal wiederkommen, wenn der Schnee weggetaut ist (und die Temperaturen auch wieder etwas angenehmer sind). Meiner Meinung nach dürften generell ziemlich viele Nachtcaches bei Schnee und Eis nicht besonders leicht zu finden sein.

Als Fazit aus zwei Wochen "Winter Caching" möchte ich hier abschließend sagen, daß es durchaus großen Spaß machen kann, einen gut angelegten Geocache auch im Winter bei Schnee zu suchen. Allerdings kommen bei derartigen schwierigen Wetterbedingungen leider auch jegliche Fehler, Ungenauigkeiten und unzureichend durchdachte Stationen weitaus schlimmer zur Geltung als im Sommer. So kann aus einer erhofften, netten Winterwanderung ganz leicht ein ziemlich frustrierendes Erlebnis werden. Leider ist es im Vorfeld natürlich vollkommen unmöglich, gut angelegte Caches wie "Isenburg" oder "Ascheloh" von schlechter oder zumindest weniger wintertauglich angelegten Caches zu unterscheiden. Wenn man sich nicht fit fühlt oder witterungsbedingte Schwierigkeiten und Enttäuschungen vermeiden möchte, sollte man unter diesen Umständen vielleicht lieber zu Hause bleiben - oder in südliche Gefilde ausweichen.

Freitag, 1. Januar 2010, 18:20

Neues Jahr, altes Glück

Silvester (eigentlich neige ich ja immer noch dazu, diesen Tag mit "y" zu schreiben) bzw. Neujahr stellt für mich persönlich schon seit frühester Kindheit eines der wichtigsten Feste im Jahreskreis dar. Das hat natürlich zum einen etwas mit meiner pyromanischen Neigung zu tun, zum anderen stellt aber auch der Jahreswechsel die beste Gelegenheit dar, in Ruhe auf Vergangenes zurückzublicken, Dinge hinter sich zu lassen und Pläne für die Zukunft zu machen. Glücklicherweise wird Silvester durch die nahegelegenen Weihnachtsfeiertage weitestgehend von störendem Kommerz und Festtags-Trubel abgeschottet, so daß man hier tatsächlich einmal die Gelegenheit hat, abzuschalten, in Ruhe nachzudenken - und dann um Mitternacht mit großem Getöse weniger das neue Jahr zu begrüßen als vielmehr das alte Jahr ein für allemal zu verjagen. Jedenfalls war das bei mir bisher in den meisten Fällen so.

Natürlich gibt dieses Fest einem auch noch einmal eine gute Gelegenheit, mit netten Menschen zusammenzukommen (welche man sich an Silvester allerdings weit mehr als an Weihnachten selbst aussuchen darf) und eine entspannte Feier zu verleben, deren Rituale einem nicht durch irgendwelche gesellschaftlichen oder gar religiösen Normen vorgeschrieben sind. Seit der Jahrtausendwende, wenn nicht schon seit dem Abitur im Jahre 1993, waren mir allerdings die dafür in Frage kommenden, netten Menschen Zug um Zug ausgegangen. Alte Freunde sind verzogen, haben sich im Studentenwohnheim mit illegal verlegtem, bewußtseinsveränderndem Teppichkleber unfreiwillig den Verstand weggeballert, sind unter die Nazis gefallen (wofür man sich natürlich auch irgendwie den Verstand weggeballert haben muß) oder weiß der Kuckuck was.

Die letzten beiden Silvesterfeiern in größerer Runde mündeten jeweils in Ereignisse, an die ich äußerst ungern zurückdenke. Beiden folgte aus sehr unterschiedlichen Gründen innerhalb weniger Wochen das Ende meiner jeweiligen Beziehung. In beiden Fällen war es im Nachhinein betrachtet sicherlich besser so, wodurch sich die ganze Sache für mich aber in beiden Fällen natürlich nicht weniger schmerzhaft gestaltete. Sicher haben auch diese Ereignisse der beiden Jahreswenden 1996/97 und 2002/03 nicht gerade dazu beigetragen, mich zu einem kontaktfreudigeren und aufgeschlosseneren Menschen werden zu lassen. Und in das Remmidemmi sogenannter Silvester-Parties (auf denen man als Single ja doch nur in der Ecke stehen gelassen wird und sich frustriert ins neue Jahr hineinsäuft) habe ich mich danach natürlich erst recht nicht mehr gestürzt.

Wie der ganze Rest der Jahre wurde mit der Zeit auch Silvester für mich zu einem immer traurigeren und einsameren Fest, welches ich schließlich nur noch mit meiner Mutter verbrachte, allenfalls zuzüglich irgendwelcher nervtötender Nachbarn, denen man um Mitternacht am Teich im Park hinter dem Haus über den Weg lief und denen man lieber nicht über den Weg gelaufen wäre. Der Jahreswechsel 2007/2008 hatte in dieser Hinsicht bereits einen absoluten Tiefpunkt dargestellt, mußte ich doch das neue Jahr unfreiwillig mit Leuten begrüßen, die strunzendämlich sind, die ich überhaupt nicht leiden kann und die sich seit irgendeinem völlig bescheuerten Nachbarschafts-Sommerfest vor gefühlten 30 Millionen Jahren obendrein auch noch einbilden, mich duzen zu dürfen. Und diese unerwünschten Leute schauten mir dann auch noch bei meinem Feuerwerk zu und taten so, als ob sie dazugehören würden. Perlen vor die Säue!

Der Jahreswechsel 2008/2009 hatte es jedoch irgendwie geschafft, diesen Tiefpunkt in einigen Punkten noch zu unterbieten. Sicherheitshalber hatte ich mein Feuerwerkszeug dieses Mal gut unsichtbar in einem Rucksack verstaut, um bloß keine unerwünschten Zuschauer im Vorfeld darauf aufmerksam zu machen. Zwar liefen uns auch dieses Mal um Mitternacht wieder die selben hirnlosen Vollpfosten über den Weg (hey, eine unserer Nachbarinnen sammelt allen Ernstes Sand aus aller Welt in kleinen Fläschchen!), aber irgendwie gelang es mir, durch gezieltes Langweilen dafür zu sorgen, daß sich binnen einer halben Stunde alle unerwünschten Leute wieder verdrückt hatten, so daß ich das alte Jahr wenigstens in Ruhe mit einem ganz privaten Feuerwerk verjagen konnte, ohne dabei von irgendwelchen unerträglichen Dumpfbacken begafft zu werden.

Alles in allem war dieser Jahreswechsel in das Jahr 2009 jedoch eine ziemlich trostlose Veranstaltung gewesen. Meine Mutter meckerte die ganze Zeit nur, daß ihr kalt wäre, daß sie ja sowieso der Meinung wäre, daß ich lieber kein Geld für Feuerwerk ausgeben solle, und insgesamt ließ sie (wie üblich) jegliches Verständnis dafür vermissen, welche Bedeutung für mich die Feier des Jahreswechsels eigentlich hat. Statt dessen hackte sie seit Jahren höchstens den ganzen Silvesterabend lang auf mir herum, bis ich eines schönen Jahres irgendwann, anstatt zu feiern, bis 10 Minuten vor Mitternacht meine Einkommensteuervoranmeldung für Dezember vorbereitet und ausgefüllt habe. Solche Momente schreien manchmal einfach nur danach, sich mit Alkohol zuzuschütten, damit man möglichst nichts mehr von seiner Umgebung mitbekommt.

Am Neujahrstag des Jahres 2009 wachte ich nicht nur mit einem leichten Brummschädel, sondern auch mit dem festen Vorsatz auf, daß ich so einen trostlosen Silvesterabend nie wieder erleben wollte. Und so schleppte ich mich (eigentlich wider besseres Wissen und gegen jede Lebenserfahrung) irgendwann im Laufe des Neujahrstages wieder einmal auf eine Single-Seite im Internet, auf der ich seit über einem Jahrzehnt angemeldet war, die mir jedoch bis dato abgesehen von einer dramatisch gescheiterten Beziehung mit zwischenzeitlicher sechswöchiger Verlobung nur jede Menge Kontakte mit vollkommen gestörten, gescheiterten Existenzen eingebracht hatte, die ihre eigene, im Laufe der Zeit liebevoll gepflegte Beziehungsunfähigkeit als Vorwand dazu zu nutzen versuchten, andere Menschen nach Herzenslust verletzen zu dürfen.

Wie gewohnt strotzte diese Seite auch zu jenem Zeitpunkt wieder einmal von Profilen ohne jegliche Aussagekraft. Frei nach dem Motto: "Ich weiß nicht, was ich über mich schreiben soll - frag' mich einfach!" Und wenn man dann tatsächlich fragt, erhält man entweder überhaupt keine Antwort oder wird statt dessen nur wüst beschimpft, weil die betreffende Person eigentlich gar keinen Partner sucht, sondern lediglich jemanden, an dem sie ihren Weltschmerz auslassen kann. Kummer, Menschenhaß und Depressionen sind ansteckend - wenn man immer nur auf solche Leute trifft, droht man irgendwann selbst zu so etwas zu werden. Genau aus diesem Grund hatte ich mich eigentlich schon seit Monaten nicht mehr auf dieser Seite blicken lassen, und fast wäre ich gleich wieder gegangen.

Im letzten Moment blieb ich doch noch bei einem Profil hängen, das irgendwie anders war. Nicht nur, daß es mal eben ungefähr fünfhundert Mal so viel Text enthielt wie der traurige Durchschnitt (etwa: "Hallo!") aller anderen Personen, die sich an diesem Tage dort neu angemeldet hatten. Sondern es begann auch noch mit den folgenden Worten: "Damit das gleich mal klar gestellt wird: Es ist mir sehr, sehr wichtig, dass die Besucher dieses meines Accounts mein Profil nicht nur lesen, sondern auch inhaltlich verstehen. Ich schreibe die Dinge hier nicht umsonst hinein und erwarte, dass dann auch auf meine Angaben Rücksicht genommen wird." Nanu? Sollte es etwa außer mir noch jemanden auf diesem Planeten geben, der den heutzutage offenbar allgemein verpflichtenden Hang zur Oberflächlichkeit nicht verstanden hat?

Weiter unten im Text fand ich einen Satz, der vielleicht eine Erkärung dafür bieten konnte, wenn er denn tatsächlich ernst gemeint sein sollte - denn Ähnliches gelesen hat man auf solchen Seiten sicherlich schon das eine oder andere Mal, nur, daß in den allermeisten Fällen die betreffende Person dann anschließend ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden vermochte: "Ich hasse es, wenn sich Menschen total verstellen und dann sich wundern, dass sie falsch verstanden werden. Und es ist wichtig, dass ein Mensch so selbstbewusst ist, dass er sich verbal verteidigen kann."

Hoppla? Wohl kaum jemand würde auf ein Profil - sofern er dieses denn tatsächlich sorgfältig gelesen haben sollte - eingehen, wenn darin die Fähigkeit, sich gegen verbale Angriffe zu verteidigen, als Grundvoraussetzung für eine Kontaktaufnahme oder gar für eine zwischenmenschliche Beziehung mit der betreffenden Person aufgeführt wäre. Hier war ganz offensichtlich jemand genauso frustriert wie ich über diese ganze notorische Oberflächlichkeit, das hirnlose Gesabbel und Gebaggere und auch über den ständigen aufgesetzten (oder eingebildten?) Zwang, anderen Menschen unbedingt um jeden Preis gefallen zu müssen. Notfalls bis zur totalen Selbstverleugnung.

Seltsamerweise hat mich gerade die Aggressivität und auch gewisse Kratzbürstigkeit, die in diesem Profil zum Ausdruck kam, angeprochen, wohl, weil ich mich zu diesem Zeitpunkt selbst gerade in einer ähnlichen Gemütslage befand wie die Verfasserin beim Schreiben dieser Zeilen und das Geschriebene insofern sehr gut nachvollziehen konnte. Und so habe ich ausgerechnet diese Person angeschrieben. Nicht irgendwelche Mädels mit tollen Fotos, aber ohne jede Aussagekraft. Nicht irgendwelche Damen mit netten, möglicherweise im Netz zusammengeklauten, jedenfalls ziemlich profillosen Texten, die einfach nur dazu dienen sollten, möglichst jedem zu gefallen. Sondern das einzige Profil mit echter Persönlichkeit.

Damals hätte ich nie geahnt, zu was dies alles führen würde. Und wenn jemand es mir gesagt hätte, wer weiß, vielleicht hätte ich mich darüber dermaßen erschrocken, daß ich mich gar nicht mehr getraut hätte, überhaupt einen Satz zu schreiben, aus Angst, das Falsche zu sagen und damit alles zunichte zu machen. So aber konnte ich völlig unverkrampft an die Sache herangehen, da ich ja gar nichts zu verlieren hatte - und genau deshalb habe ich am Ende alles gewonnen. Heute an Neujahr vor einem Jahr haben wir uns kennengelernt (wenngleich der persönliche Kontakt danach noch einige Zeit auf sich warten ließ), und ich möchte meiner Partnerin hiermit ganz offen und für alle hörbar entgegenrufen: Ich liebe Dich!

Unter diesen veränderten Bedingungen sollte Silvester 2009 so anders werden als die ganzen letzten Jahre zuvor! Zwar gab sich meine Mutter alle Mühe, herumzumuffeln und schlechte Laune zu verbreiten. Nichts, was man ihr vorgeschlagen hat, wollte sie für sich annehmen. Statt dessen stellte sie sich lieber demonstrativ als armes, verkanntes und alleingelassenes Mütterchen dar, das allein zu Hause bleiben müsse - obwohl wir ihr mehrfach angeboten hatten, mitzukommen und mit uns zu feiern, damit sie genau dies eben nicht gemußt hätte. Aber sie hat mittlerweile eine gewisse Meisterschaft darin entwickelt, sich selbst mit aller Gewalt jeden Spaß und jede Freude zu versauen und dann andere für ihr Elend verantwortlich zu machen.

Statt (wie meine Mutter es wohl lieber gesehen hätte) wieder einmal nur an den Teich im Park hinter dem Haus zu gehen und dort mit dummen und langweiligen Leuten einen dummen und langweiligen Jahreswechsel zu verbringen, bin ich mit meiner Liebsten dorthin gegangen, von wo aus ich das allererste Mal mit ihr telefoniert hatte: An den Nordhang des Teutoburger Waldes, hoch über dem Oetkerpark, wo man von einem Fußweg oberhalb der diversen Kleingartenanlagen einen tollen Ausblick über die ganze Innenstadt und den gesamten alten Bielefelder Westen hat. Einige Zeit danach waren wir bei einem ihrer ersten Besuche in Bielefeld hier entlanggewandert, und ganz in der Nähe hatten wir uns erstmals gegenseitig unsere Liebe eingestanden.

Meine Mutter hat uns zwar eine halbe Stunde vor Mitternacht dort hochgefahren, aber offensichtlich nur, um hinterher noch besser darüber meckern zu können, daß sie doch immer alles für uns tun müsse und wir sie im Gegenzug ach so schlecht behandeln und sie alleine zu Hause sitzen lassen würden. Dabei hatten wir vorher stundenlang auf sie eingeredet, um sie doch noch zum Mitkommen zu bewegen, aber sie wollte ja nicht. Außerdem hatten wir ihr mehrfach angeboten, anschließend zu Fuß zurückzukommen, damit sie zum Jahreswechsel auch ein Gläschen Sekt oder Wein trinken könnte. Was sie jedoch nicht daran gehindert hat, uns hinterher, als wir tatsächlich zu Fuß nach Hause kamen, massive Vorhaltungen darüber zu machen, daß sie angeblich wegen uns nichts habe trinken können.

Dieses Mal hatten wir uns aber vorgenommen, uns (im Gegensatz beispielsweise zu den nicht unbedingt erquicklichen Vorkommnissen an Heiligabend) von ihrem deprimierenden Altersstarrsinn nicht die gute Laune verderben zu lassen. Kurz vor Mitternacht, während unten in der Stadt ungeduldige Mitbürger bereits tausende von Raketen und Fontänen in den etwas nebeligen Nachthimmel steigen ließen, trafen wir in unserem Zielgebiet ein und suchten uns ein schönes Plätzchen mit guter Aussicht über die Stadt. Einige andere Leute hatten die gleiche Idee gehabt, außerdem nervten ein paar blöde Taxifahrer, die ausgerechnet um Mitternacht hierher fahren und sich in der Einfahrt zur Kneipe der Kleingartenkolonie festfahren mußten. Aber alles in allem stellte es sich als eine richtig gute Entscheidung heraus, hier oben den Jahreswechsel zu verbringen.

So stießen wir dann um Mitternacht mit Wikingerblut aus uralten Zinnbechern (vor deren Verwendung meine Mutter uns natürlich vorher eindringlich gewarnt hatte) auf den Jahreswechsel an und genossen die herrliche Aussicht auf ein grandioses Feuerwerk, wie ich es in dieser Form noch nicht gesehen hatte - vermutlich, weil wir Silvester jahrzehntelang immer nur im eigenen Garten bzw. nach dem Umzug von 1993 am Teich im Park hinter dem Haus gehockt hatten, wo man gelinde gesagt nicht allzu viel von der Welt mitbekommt. Wildfremde Menschen wünschten uns ein frohes neues Jahr, ohne daraus gleich ableiten zu wollen, uns (wie sonst unsere Nachbarn) nach Herzenslust auf den Sack gehen zu dürfen. Und auch unser eigenes, privates Feuerwerk kam hier oben später noch sehr schön zur Geltung.

Und so endete mit dieser schönen kleinen Feier (man könnte es fast eher "Zeremonie" nennen) ein außergewöhnliches Jahr - außergewöhnlich vor allem deshalb, weil man es diesmal nicht verjagen mußte. Schließlich hatte es uns beiden doch ein noch beim letzten Jahreswechsel völlig unvermutetes Glück gebracht. Aber auch in Bezug auf das neue Jahr war dieser Jahreswechsel anders, konnte ich es doch zum ersten Mal seit langer Zeit weniger mit Angst (vor noch mehr Trostlosigkeit) als vielmehr mit großer Vorfreude auf die Erlebnisse begrüßen, die es uns beiden gemeinsam noch bringen mag. Dieses Mal bedarf der Jahreswechsel auch keiner hochfliegenden Vorsätze bezüglich dessen, was im neuen Jahr alles besser werden soll. Ich wünsche mir vom neuen Jahr eigentlich nur eines: Das gleiche Glück wie im alten Jahr.