"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Donnerstag, 15. Oktober 2009, 19:24

Wie, wo, was, weiß OBI - aber verrät es keinem!

Am vergangenen Wochenende habe ich während unserer Suche nach dem Geocache GC1WWH1 "Trau Dich 20 - Altes Zollamt" in Leipzig meinen schönen Schraubenzieher mit den praktischen Wechsel-Bits verloren. Das gute Stück hatte mich über viele Jahre und diverse Umzüge hinweg treu begleitet. Jetzt liegt es auf einem Fahrstuhl, der in seinem Schacht feststeckt und sich wohl nie wieder vom Fleck rühren dürfte.

Heute Nachmittag war ich bei OBI, um einen Ersatz für diesen Verlust zu kaufen. Im Schraubenzieher-Regal in der Werkzeugabteilung gab es jedoch lediglich ein einziges Modell mit Wechsel-Bits. Dieses kostete satte 22,49 € und hatte einen dermaßen klein geratenen Griff, daß vermutlich nicht einmal meine Liebste damit vernünftig arbeiten könnte. Für mich war er jedenfalls deutlich zu klein.

Also habe ich mal einen OBI-Mitarbeiter, der in der Nähe im Schneckentempo mit dem Einräumen eines Regals beschäftigt war, angesprochen, ihm den Schraubenzieher unter die Nase gehalten und gefragt: "Gibt's das auch für Männer?" Der Typ glotzte erst nur ziemlich blöde, aber als ich ihm dann erklärt hatte, daß ich einen Schraubenzieher mit einem größeren Griff suchte, meinte er, nein, das sei leider das einzige Modell mit austauschbaren Bits.

Etwas später fand ich zufälligerweise in einem völlig anderen Regal zwischen Klemmen und diversem anderem metallenen Gedöns einen ganzen Korb voller wunderschöner Schraubenzieher mit einem hinreichend dicken Griff und diversen auswechselbaren Schrauber-Bits. Diese kosteten lediglich 3,29 € und verfügten im Gegensatz zu dem fast sieben Mal so teuren anderen Modell auch noch über einen Teleskop-Magneten z. B. zum Aufheben von heruntergefallenen Schrauben.

Als ich etwas später dem selben OBI-Mitarbeiter anklagend diesen Schraubenzieher vor die Nase gehalten habe, war dieser keineswegs überrascht, sondern antwortete mir glatt: "Ja, aber das ist doch nur Billigware." Ach so, dachte ich bei mir, jetzt wird mir so einiges klar! OBI möchte offensichtlich nur teure Produkte verkaufen, selbst wenn diese den Kunden überhaupt nicht zufrieden stellen, und sogar auf das Risiko hin, daß der Kunde dann woanders kauft.

Wie, wo und was weiß OBI offenbar ganz genau, aber verrät es lieber keinem, sondern gibt sogar (offenbar wissentlich) falsche Auskünfte, um den Kunden abzuzocken. Ich schätze mal - um auf eine ältere OBI-Werbung zurückzukommen - bei Eisen-Karl wäre das nicht passiert! Nur zu schade, daß es in Bielefeld keinen so tollen Fachhändler für Metallwaren wie z. B. Ohlendorf in Braunschweig gibt, sonst hätten mich die orangenen Eichhörnchenwemser zum letzten Mal gesehen...!

Dienstag, 13. Oktober 2009, 23:14

Lost Place: Trau Dich 17 - Alter Postbahnhof Leipzig

Am vergangenen Sonntag waren die Mietz und ich zusammen mit Stabru-Frank wieder einmal auf großer Lost-Place-Tour und haben dabei fünf Lost-Place-Geocaches in Leipzig gesucht und gefunden. Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt fährt, scheint gerade Leipzig auf dem besten Wege zu sein, sich zu einem einzigen großen Lost Place zu entwickeln. So viele leerstehende Gebäude, vom lediglich renovierungsbedürftigen Zustand bis zur abbruchreifen Ruine, habe ich auf so engem Raum noch nirgends gesehen. Teilweise befinden sich diese sogar mitten in der Stadt, fast direkt neben den Neubauten im Zentrum oder neben dem nach der Wende erneuerten Hauptbahnhof.

In den letzten Jahren wurden in vielen dieser Bauten Lost-Place-Geocaches verlegt. Besondere (auch überregionale) Aufmerksamkeit in der Geocacher-Szene hat sich dabei die "Trau Dich"-Reihe erworben, und dies mit Recht. Alte Industriebauten, Druckereien, ehemalige Getreidemühlen und unterirdische Fluchtbunker sind nur ein paar Beispiele für Örtlichkeiten, die im Rahmen dieser Serie vorgestellt werden. An diesem Wochenende haben wir unter anderem die Geocaches GC1WWH1 "Trau Dich 20 - Altes Zollamt" und GC1NFFK "Trau Dich 17 - Alter Postbahnhof Leipzig" besucht.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigte sich, dass die alten Leipziger Bahnpostanlagen dem stetig steigenden Postverkehr immer weniger gewachsen waren. Deshalb wurde die Errichtung eines neuen, zentralen Postbahnhofs und Bahnpostamts beschlossen. Als Standort wurde ein Gebiet nördlich der Leipzig-Dresdner Bahnstrecke auf der südlichen Schönefelder Flur ausgewählt. Die gesamten Baukosten beliefen sich einschließlich des Grundstückserwerbs auf 5 Millionen Mark. Am 1. Februar 1912, fast drei Jahre vor der Eröffnung des Leipziger Hauptbahnhofs, konnte der Leipziger Postbahnhof in Betrieb genommen werden.

Das Hauptgebäude des Leipziger Postbahnhofs ist 200 m lang und hat eine überdachte Fläche von 16000 m². Die achtbogige Halle des als Kopfbahnhof ausgestalteten Objekts überspannte 26 Gleise (13 für die Preußischen und 13 für die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen) und 16 Bahnsteige. Der Platz für bis zu 90 Bahnpostwagen machte den Leipziger Postbahnhof zur größten Bahnpostanlage seiner Zeit. Im Jahre 1913 wurden im Postbahnhof Leipzig 10,4 Millionen Stück abgehende und 4,8 Millionen Stück ankommende Pakete umgeschlagen. Hinzu kamen überdies noch 36 Millionen Stück im Durchgangsverkehr.

Im Laufe der Zeit wurde der Postbahnhof ständig baulich erweitert und technisch verbessert. So wurde 1936 an der Rohrteichstraße ein großer Erweiterungsbau fertig gestellt, der den betrieblichen Anforderungen bis zur Schließung 1994 genügen konnte. Mit der Umwandlung der Deutschen Bundespost in die Deutsche Post AG stellte diese die Bahnpost im gesamten Bundesgebiet ein und verlagerte die Posttransporte auf die Straße und in die Luft. Die unter Denkmalschutz stehenden Anlagen des Leipziger Postbahnhofs stehen seitdem leer.

Nachfolgend möchte ich mit ein paar beispielhaften Fotos die Faszination und die morbide Schönheit dieses Lost Places vorstellen. Insgesamt habe ich in den Stunden, die wir auf dem Gelände verbracht haben, 190 Fotos geschossen, die ich an dieser Stelle natürlich nicht alle veröffentlichen kann. Rationale Betrachter mögen auf diesen Bildern vielleicht nur den Verfall sehen, phantasiebegabten Menschen wird sich jedoch erschließen, daß hier jeder Stein den Hauch der Geschichte atmet. An dieser Stelle sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Betreten eines derartigen Geländes natürlich immer nur auf eigene Gefahr erfolgt. Jeder Besucher sollte sich stets der Eigenverantwortlichkeit seines Handelns bewußt sein.

Rückwärtige Ansicht der Bahnhofs-Hallen:



Aussicht über Bahnhofshalle und Verwaltungs-Trakt:



Blick durch die gut erhaltene Bahnhofshalle:



Bunte Graffiti an der Wand zum Bürotrakt:



Büro im Erdgeschoß des Lieferungsbereiches:



Definitiv keine korrekte Aufbewahrung alter Akten:



Gut erhaltener Waschraum, noch mit Papier im Spender:



Schummriger Lichteinfall durch halb blinde Fenster:



Stimmungsvolle "Licht-Installation" in einem Büro:



Rohrgewirr in einem staubigen, verfallenden Keller:

Mittwoch, 7. Oktober 2009, 20:10

Spaß mit CD-Brennprogrammen

Bis vor ein paar Jahren habe ich immer brav die Originale meiner Musik-CDs im Auto mit mir spazieren gefahren. Spätestens nach der zehnten teuren Original-CD, die entweder durch Einwirkung von Sommerhitze oder durch meinen leider etwas rabiaten CD-Player unwiderbringlich zerstört wurde, habe ich mich eines Besseren besonnen und führe seitdem nur noch Kopien meiner kostbaren CDs mit. Die Originale sind alle zu Hause sicher verwahrt, damit ich bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. Abgesehen von ein paar CDs mit ebenso legal wie kostenlos aus dem Internet heruntergeladenen Songs einiger ziemlich exotischer Heavy-Metal-Bands zum Beispiel aus Rußland oder Brasilien habe ich selbstverständlich keine Kopien von Musikstücken im Auto, die ich nicht zuvor völlig legal erworben habe. Dies sei an dieser Stelle sicherheitshalber vorausgeschickt, um besserwisserische Kommentare zum Thema Urheberrecht zu vermeiden.

Nachdem sich im Laufe dieses Sommers wieder einmal einige meiner schon vor Jahren kopierten CDs witterungsbedingt verabschiedet hatten, hatte ich mir schon seit einiger Zeit vorgenommen, diese zu ersetzen. Zu meinem Erstaunen fand ich allerdings weder auf meinem in der Zwischenzeit neu gekauften Laptop noch auf meinem ebenfalls in der Zwischenzeit neu erworbenen Desktop-PC im Software-Menü irgendein Programm, das in der Lage gewesen wäre, Audio-CDs zu kopieren. Und dies, obwohl beide Rechner nicht nur über einen CD-Brenner verfügen, sondern auch als softwaremäßig ab Werk voll ausgestattet angepriesen wurden. Offenbar steht es mit derartigen Versprechungen ähnlich wie mit den Wahlversprechen in der Politik: Wenn es hinterher darauf ankommt, sind sie nicht einmal mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden.

Auf meinem Laptop fand ich schließlich irgendwo in einer alten Sonic-Installation, die ich offenbar vor Jahren mal mit irgendeinem gekauften Software-Paket miterworben hatte, aber mangels Bedarfs nie benutzt hatte, ein Brennprogramm, das behauptete, CDs kopieren zu können. Dessen Ergebnisse hielten allerdings nicht einmal den geringsten Qualitätsansprüchen stand, denn die damit gebrannte CD strotzte bereits im ersten Track nur so vor ärgerlichen Macken, Pausen und Klickgeräuschen. Auch die anderen vorgefundenen Programme halfen mir nicht weiter: Burn4free kann keine Audio-CDs kopieren, und andere Programme wie zum Beispiel Apple iTunes oder der Windows Media Player können zwar sehr wohl CD-Inhalte als mp3-Dateien importieren und diese evtl. hinterher auch wieder auf CDs brennen, aber zum einen ist das allerspätestens bei mehreren CDs viel zu umständlich und zum anderen geht beim Konvertieren in das mp3-Format einfach zu viel von den Originaldaten verloren.

Selbst ist der User! Also habe ich einige Zeit im Internet nach CD-Brennprogrammen gesucht, die in der Lage sein sollen, Audio-CDs zu kopieren. In einigen Foren fand ich dabei zunächst Hinweise auf ein Programm mit dem schönen Namen feurio!, welches als Shareware zum kostenlosen Testen aus dem Internet heruntergeladen werden kann. Beim Versuch, es auszuprobieren, erkannte das Programm jedoch meinen CD-Brenner nicht und schien damit zunächst hoffnungslos überfordert zu sein. Es verlangte von mir, einen kompatiblen Brennmodus aus einer ellenlangen Liste mit mir völlig unbekannten Einstellmöglichkeiten für irgendwelche exotischen CD-Writer mit teils völlig kryptischen Namen auszuwählen - eine Aufgabe, die wohl allenfalls ein absoluter Fachmann lösen könnte, während der Durchschnitts-User damit selbstverständlich völlig überfordert wäre. Also habe ich stumpf den ersten, voreingestellten Modus ausgewählt und das Programm trotz diverser Warnmeldungen einfach mal machen lassen.

Im Gegensatz zu dem vorher getesteten, ersten Brennprogramm schien feurio! die CD problemlos kopieren zu können. Die Klangqualität schien auf den ersten Blick exzellent, es gab keine Störungen oder Aussetzer. Beim kompletten Durchhören der CD begann ich mich dann aber nach einiger Zeit etws zu wundern, daß die Track-Anzeige beim zweiten Track stehenblieb, der laut der Anzeige meines CD-Players irgendwie länger und immer länger zu werden schien und tatsächlich den gesamten Rest der CD umfaßte, immerhin mehr als eine Stunde. Nachdem der letzte Ton der CD verklungen war, lief der Track seltsamerweise immer noch weiter. Als sich dann der letzte Ton etwa alle zehn Sekunden zu wiederholen begann und der CD-Player damit gar nicht mehr aufzuhören zu wollen schien, wurde mir schließlich klar, daß ich schon wieder einen CD-Rohling nutzlos verbraten hatte.

Die Tracks 3 bis 11, welche mir der CD-Player immerhin noch anzeigte, konnten gar nicht mehr angespielt werden, das Gerät suchte sich nach dem Inhalt der Tracks einen Wolf. Offenbar hatte feurio! zwar das Inhaltsverzeichnis der CD noch korrekt auf den Silberling geschrieben, sämtliche Inhalte des zweiten bis elften Tracks jedoch in den zweiten Track geschrieben und anschließend den Rest der CD noch etwas verhunzt. Irgendwie machte mir dieses Erlebnis leider wenig Mut, noch irgendwelche weiteren der vom Programm vorgeschlagenen Modi auszuprobieren, zumal ich für diese nirgends irgendeine Dokumentation finden konnte. Daß ich nach diesem Reinfall natürlich keine Lust verspürte, das Programm käuflich zu erwerben, sondern es statt dessen wieder deinstalliert habe, dürfte wohl irgendwie verständlich sein...

In einem anderen Diskussionsforum fand ich anschließend mehrere Hinweise auf ein kostenloses Programm namens Exact Audio Copy, das (wie der Name schon sagt) ebenfalls in der Lage sein sollte, Audio-CDs zu kopieren. Zu meiner Freude erkannte dieses Programm sofort nach der Installation meinen CD-Writer und behauptete, mit diesem Modell auch keinerlei Probleme zu haben. Ich legte also eine zu kopierende Original-CD ein und wählte im Menü die Kopier-Funktion aus. Daraufhin meckerte das Programm, es sei keine beschreibbare CD im Laufwerk. Gut, dachte ich mir, dann lege ich eben eine ein, die Software wird schon wissen, was sie tut. Weit gefehlt! Nach dem Einlegen versuchte Exact Audio Copy längere Zeit (natürlich vergeblich), die Tracks der Original-CD von demm gerade eingelegten Rohling zu lesen. Dann stürzte es mit einer unverständlichen Fehlermeldung ab. Dieses Verhalten war mehrfach reproduzierbar.

Offenbar ist Exact Audio Copy mit Rechnern, die nicht über zwei getrennte Laufwerke zum Lesen und Schreiben von CDs verfügen, hoffnungslos überfordert. Ist ja auch so selten! Schade, daß manche Entwickler nicht über ihre eigene Hardware-Konfiguration hinaus denken können. Einstellen kann man die zu verwendenden Laufwerke leider auch nirgends. Also blieb mir nur eines, nämlich, auch dieses Programm gleich wieder zu deinstallieren. Wobei der mitgelieferte Uninstaller die Software leider ebensowenig rückstandsfrei entfernte wie bei feurio!, denn bei beiden blieben sowohl die Einträge im Startmenü als auch der Programm-Ordner zurück und mußten danach manuell entfernt werden. Von dem mp3-Encocer, den ich mir noch woanders besorgen und händisch dazu installieren (und natürlich auch wieder deinstallieren) mußte, einmal ganz zu schweigen.

Im dritten Versuch gelang es mir schließlich doch noch, ein brauchbares Programm zum Kopieren von CDs zu finden. Es nennt sich CDBurnerXP, kommt offenbar aus Schweden und ist absolut kostenlos. Es erkennt mein CD-Kombi-Laufwerk problemlos und brennt, jedenfalls nach allen meinen bisherigen Versuchen zu urteilen, offenbar vollkommen einwandfreie CDs. Etwas irritiert bin ich allerdings noch angesichts der Tatsache, daß das Programm behauptet, daß die von mir verwendeten Rohlinge von imation angeblich kein Test-Schreiben zulassen würden, womit ich früher mit den selben Rohlingen aus der selben Packung (ich brenne nicht so viele CDs, eine 50er-Spindel hält bei mir ewig und drei Tage) niemals irgendwelche Probleme hatte.

Außerdem wirft es die Original-CD nach dem Einlesen nicht selbsttätig aus, weshalb ich mir nicht so ganz sicher bin, was passiert, wenn man vor dem Einlegen des neuen CD-Rohlings auf "brennen" klickt, und ich möchte dies sicherheitshalber auch lieber nicht ausprobieren. Aber letzten Endes zählt doch nur das Ergebnis, und es ist doch wohl besser, wenn die Software (auch ohne Testschreiben, dafür mit etwas Mitdenken von Benutzerseite) einwandfreie CDs produziert, als wenn trotz multipler nutzloser Gimmicks im Programm, stundenlanger vorgeblicher Tests und Warnungen des Benutzers vor seiner eigenen Dämlichkeit am Ende doch wieder nur unbrauchbare CDs beim Brennen herauskommen. Also werde ich dieses Programm jetzt einfach mal weiter verwenden, und wenn ich noch irgendetwas Neues darüber zu berichten haben sollte, werde ich dies bei passender Gelegenheit auch tun. Und bis dahin können mir alle als angeblich so toll angepriesenen, anderen Brennprogramme mal gestohlen bleiben!

Donnerstag, 1. Oktober 2009, 19:28

Impressionen aus dem "Lost Place Camp"

Vielleicht sollte ich diesem Artikel eine kurze Erläuterung des Begriffes "Lost Place" voranstellen. Lassen wir daher erst einmal Wikipedia sprechen:

Der Begriff Lost Place ist ein Kunstwort aus dem englischen Sprachraum und bedeutet sinngemäß "vergessener Ort". Meistens handelt es sich um Bauwerke aus der jüngeren Geschichte, die entweder noch nicht historisch aufgearbeitet (bzw. erfasst) worden sind, oder aufgrund ihrer geringen Bedeutung kein allgemeines Interesse finden und daher nicht als besonders erwähnenswert gelten.

[Der Begriff] Lost Place wird oft gleichbedeutend mit Industrieruinen oder nicht mehr genutzten militärischen Anlagen gebraucht. Eigentlich wird die Bezeichnung aber für jedweden Ort gebraucht, der im Kontext seiner ursprünglichen Nutzung in Vergessenheit geraten ist. Insbesondere zählen dazu Orte, die nicht als Industriedenkmäler bewusst für die Nachwelt erhalten werden und dadurch einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.

Die Faszination dieser Orte liegt aber genau in dieser Ursprünglichkeit und der fehlenden (touristischen) Erschließung, die dem Besucher die Möglichkeit bietet, selbst auf „Entdeckungsreise“ zu gehen und dabei Geschichte individuell und hautnah erleben zu können. Auf der anderen Seite birgt diese Eigenart der Plätze auch manchmal unterschätzte Gefahren. Des Weiteren ist das Betreten solcher Orte selten rechtlich eindeutig definiert, weswegen Besucher von Lost Places auch zuweilen lieber anonym agieren.

Ein höchst interessanter Lost Place sind die Albuhera + Victoria Barracks Werl. Diese ehemaligen Kasernen der britischen Streitkräfte in Deutschland wurden am 20. 07. 1994 geschlossen. Inzwischen hat sich die Location nicht nur in Kreisen von Lost-Place-Fans herumgesprochen. Auf dem Gelände gibt es einen Geocache namens "Lost Place Camp" (GC1C7FH), der jedoch leider einige der interessantesten Stellen des Kasernengeländes ausläßt. Aber auch die Feuerwehr hat das Gelände als Schauplatz für Großübungen entdeckt. Na, hoffentlich fackeln die dabei nicht alles ab...

Die nachfolgenden Fotos sind dazu gedacht, dem geneigten Leser dieses Blogs ein paar Eindrücke von der Faszination eines derartigen "verlorenen" Geländes zu geben, das weitgehend Wind und Wetter überlassen ist und seither schrittweise von der Natur zurückerobert wird. Rationale Betrachter mögen auf diesen Bildern vielleicht nur den Verfall sehen, phantasiebegabten Menschen wird sich jedoch erschließen, daß hier jeder Stein den Hauch der Geschichte atmet. An dieser Stelle sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Betreten eines derartigen Geländes natürlich immer auf eigene Gefahr erfolgt. Jeder Besucher sollte sich stets der Eigenverantwortlichkeit seines Handelns bewußt sein.

Herbstliche Stimmung im "Lost Place Camp":



Die ehemalige Turnhalle der Kaserne:



Eine der beiden Kirchenruinen auf dem Gelände:



Der Vorführsaal des ehemaligen Kinos "Globe":



Die Theke der ehemaligen (Offiziers-?) Kantine:



Wandbild in einer ehemaligen Telefon-Nische:



Der Kesselraum des früheren Heizkraftwerkes:



Hier hat wohl jemand zu viel PipeMania gespielt:



Die Natur erobert sich verlorenes Terrain zurück:



Auch für Pilzfreunde könnte das Gelände interessant sein: