"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Freitag, 28. August 2009, 12:25

Schneckenpost hausgemacht - mit Internet-Postkarten

Hallo allerseits,

schon mal versucht, Postkarten per Internet zu verschicken? Nein, ich meine nicht sogenannte elektronische Postkarten, an deren Stelle man genauso gut auch selbst eine E-Mail mit einem Foto und dem dazugehörigen Text versenden und dabei noch reichlich Zeit sparen könnte. Ich meine den Versand richtiger Postkarten. Man gibt auf der Webseite des Anbieters seinen Text ein, lädt ein Bild hoch, zahlt per Kreditkarte, und mit der nächsten Tageszustellung erhält der angegebene Empfänger eine schicke, individuelle Postkarte und freut sich 'nen Keks.

Soweit die Theorie.

Nachdem ich neulich von meiner Liebsten zu unserem "Halbjährigen" eine derartige Postkarte mit einem Foto von unserer Schweden-Reise bekommen hatte, dachte ich mir, ich könnte diesen Service doch auch einmal ausprobieren. Über Nacht war mir ein schönes Sonett eingefallen, das ich hier allerdings nicht veröffentlichen werde. Dazu habe ich mir ein einigermaßen passendes Motiv aus meiner umfangreichen Sammlung eigener Fotos ausgesucht, Text und Bild im dafür vorgesehenen Formular hochgeladen, per Kreditkarte bezahlt - so weit, so gut.

Dies war am Mittwochmorgen um 08:06 Uhr. Die Zahlung erfolgte laut Micropayment-Anbieter sofort, und bereits um 11:35 Uhr erhielt ich per Mail die Bestätigung, daß meine Karte "soeben produziert und wunschgemäß verschickt" wurde. Mit anderen Worten: sofort. Und dann sollte es selbst in Hinblick auf die Zicken der gelben Schneckenpost doch eigentlich möglich sein, daß eine solche Karte am nächsten Tag mit der Tageszustellung beim Empfänger ankommt. Immerhin traut sich der Herausgeber der "Aktie Gelb" sogar allen Ernstes, damit auf seinen Briefkästen zu werben - sofern denn überhaupt noch welche in der Landschaft herumstehen.

Um jeglichen Irrtum über die Versandmodalitäten auszuschließen, möchte ich an dieser Stelle einmal kurz die diesbezüglichen Angaben des gewählten Online-Postkarten-Versandes zitieren:

6. Wann kommen die Postkarten beim Empfänger an?

Schnellstmögliche Zustellung
Die Deutsche Post benötigt für die Zustellung der Postkarten innerhalb ganz Deutschlands meist nur noch einen einzigen Tag. Postkarten-Bestellungen vor 15:00 Uhr werden am selben Tag gedruckt und jeweils am direkt folgenden Tag beim Empfänger sein. Gedruckt wird täglich ab 15 Uhr außer Samstags, Sonntags und an Feiertagen.

Nun liegt sowohl 08:06 Uhr als auch 11:35 Uhr ganz eindeutig vor der angegebenen magischen Grenze von 15:00 Uhr, und der Mittwoch war auch in dieser Woche weder ein Sonntag noch ein Feiertag, so daß man nach Adam Riese eigentlich erwarten sollte, daß die Karte am nächsten Tag angekommen wäre. Und wenn ich selbst Postkarten in den Briefkasten schmeiße, funktioniert das mit der Zustellung am nächsten Tag eigentlich auch immer ganz wunderbar. Aber dieser professionelle Kartenversender, der schließlich sein Geld damit verdient, hat es anscheinend nicht hinbekommen. Jedenfalls hat die Karte bislang ihr Ziel nicht erreicht, und schon gar nicht mit der nächsten Tageszustellung.

Da die Jungs und Mädels ihre Postkarten laut ihrem eigenen Impressum offenkundig nicht aus Timbuktu oder Hinterkottenhofen versenden, sondern mitten aus Würzburg, einer deutschen Großstadt mit zahlreichen Postfilialen und einem immerhin als "L" eingestuften Briefzentrum der Deutschen Post AG, kann nach menschlichem Ermessen eigentlich nur Schlamperei der Grund dafür sein. Und so etwas macht mich wütend. Vor allem, wenn ich dafür bezahlen muß. Und dabei ist es mir ehrlich gesagt scheißegal, ob die Karte gar nicht erst gedruckt wurde, am Drucker liegengeblieben ist, im Büro vergessen oder entgegen der eigenen Ankündigung zu spät zur Post gebracht wurde. Schlamperei ist Schlamperei!

Ein weiterer Aufreger ist übrigens auch noch die bei diesem Anbieter leider einzig mögliche Zahlunsweise. Egal, ob man per Lastschrift-Einzug vom eigenen Konto oder per Kreditkarte zahlen möchte: Man muß dies über das System eines Micropayment-Anbieters namens "Click and Buy" tun, bei dem man sich zu diesem Zweck natürlich erst einmal aufwendig anmelden muß. Das ist zwar lästig, aber vielleicht noch verständlich, denn schließlich wären die enormen Kreditkaren-Gebühren für den Postkarten-Anbieter sonst kaum tragbar. Und die Services von "Click and Buy" sind ja auch kostenlos - zumindest wird einem das zunächst einmal suggeriert.

Allerdings: Wenn man sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von "Click and Buy" einmal genauer durchliest, wird man schnell stutzig. Da ist im ausgelagerten Preisteil nämlich plötzlich von "monatlichen Wartungsgebühren" in Höhe von einem Euro die Rede. Leider werden diese nirgends erklärt, aber wenn man einmal in den eigentlichen AGB weiterliest, findet man darin eine nette Bestimmung, der zufolge "Click and Buy" dazu berechtigt ist, Gebühren für "inaktive" Konten zu kassieren.

Leider wird auch dieser doch recht schwammige Begriff natürlich nirgends erklärt. Wann ist ein Konto "inaktiv"? Muß ich nach meiner Anmeldung damit rechnen, daß ich regelmäßig zur Kasse gebeten werde, wenn ich den Service nicht ständig nutze? Auch eine längere Internet-Recherche in diversen Diskussionsforen brachte leider keine eindeutige Erklärung. Mit der Konsequenz, daß ich mich (natürlich erst nach erfolgter Abwicklung der Kreditkartenzahlung) augenblicklich bei "Click and Buy" wieder abgemeldet habe, um negative finanzielle Überraschungen zu vermeiden.

Was lernen wir daraus?

Zum einen dürfte es auf die Dauer wohl schneller sein, seine Postkarten selbst auszudrucken und zu verschicken, sofern man denn über einen dafür geeigneten Drucker verfügt. Nur leider gibt es da den kleinen Haken, daß man ein solches Gerät doch üblicherweise viel zu selten nutzen würde und es somit vermutlich das tragische Schicksal meiner letzten drei Farb-Tintenstrahldrucker teilen würde. So gut wie nie benutzt, trockneten diese binnen einiger Monate unwiderbringlich ein und landeten nahezu ungebraucht auf dem Müll. Bis auf den letzten - der steht hier noch auf dem Schreibtisch herum und dient mir derzeit als Ständer für die neulich erhaltene, schicke und individuelle Postkarte.

Zum anderen sollte man entgegen der allgemeinen Gewohnheit der trägen Masse wohl doch besser sorgfältig die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Anbieter von Internet-Diensten durchlesen - vor allem, wenn es dabei um die Abwicklung von Zahlungen geht. Denn ansonsten hat man schnell mal blauäugig irgendwelchen Bedingungen zugestimmt, die es so einer Firma erlauben, für nichts und wider nichts irgendwelche überraschenden Geldbeträge abzubuchen. Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser!

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