"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Sonntag, 30. August 2009, 15:06

Kreative Hinterhöfe

Gestern waren Felis und ich bei den Bielefelder Offenen Ateliers. Natürlich nicht bei allen, denn im Rahmen dieser Veranstaltung öffnen ungefähr 70 Künstler ihre Türen für die Öffentlichkeit. Um diese alle zu besuchen, dürften die anderthalb Tage sicherlich nicht ausreichen, selbst wenn man wie der Wind von Atelier zu Atelier hetzt und auch nicht noch vorher Stoffe kaufen geht.

Da wir gestern jedoch beides noch vorhatten, haben wir uns nur ein paar Ateliers herausgesucht, die allesamt im östlichen Innenstadtbereich angesiedelt sind, beispielsweise in der Münzstraße, am Brüderpfad sowie auf dem Gelände der Artists Unlimited. Dabei waren unterschiedlichste Kunstrichtungen vertreten, vom Fotokünster über moderne Maler bis hin zu bildender Kunst und Schmuckdesign.

Für mich persönlich ergab die gestrige Runde im Wesentlichen zwei Erkenntnisse. Zum einen hat mich die gesamte moderne sogenannte Malerei wieder einmal auf das Schwerste enttäuscht und mich in meiner Überzeugung bestätigt, daß dieser Zweig der Kunst mit dem Tode von Anders Zorn gestorben ist. Was sich heutztage noch Kunstmaler zu nennen wagt, besticht zwar in der Regel durch ziemlich viel Arroganz, dafür jedoch in keinster Weise durch Talent.

Den meisten Malwerken, die wir gestern gesehen haben, wohnte erschreckenderweise eine profunde Ausdruckslosigkeit inne. So, als ob die modernen Maler sich allesamt nur mit sich selbst beschäftigen würden anstatt mit dem dargestellten Objekt - sofern denn überhaupt eines zu erkennen ist. Thematische Leere, weitgehend sinnfreie Darstellungen, oftmals gar gepaart mit mangelhaften handwerklichen Fähigkeiten und oft sogar einem völlig fehlenden Sinn für Perspektive - sämtliche großen Maler der Kunstgeschichte würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüßten, daß so etwas in ihre Fußstapfen treten darf.

Andererseits gibt es aber auch durchaus noch Lichtblicke, und zwar vor allem im Bereich der Bildenden Kunst und der Fotografie. Der Sinn für das Objekt, der Blick für Details und die schöpferische Phantasie sind dem modernen Menschen offenbar glücklicherweise doch noch nicht völlig abhanden gekommen. In den Fotografien eines Peter Wehowsky oder in den aus zufälligen Funden in der Natur (oder auch mal in der heimischen Küche) erstellten kleinen Werken eines Wolfgang Waesch spiegelt sich dies eindrucksvoll wieder.

Und so ist es letzten Endes doch wieder ebenso erstaunlich wie versöhnlich, daß es sie doch noch gibt, die Kreativität, die in oft unscheinbaren Gassen oder Hinterhöfen wohnt und von dort aus ihren Weg in die weite Welt sucht, wie gleichsam umgekehrt die weite Welt ihren Weg in die Gedanken und Werke der Künstler sucht. Selbst wenn diese in einigen Fällen gar nicht mehr so gerne ihre kleine (heile?) Welt verlassen. Aber die Phantasie kommt offenbar noch zu ihnen. Vielleicht ist die moderne Kunst also doch noch nicht ganz verloren.

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