"Wir allein entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist." - Elbenbrosche in Edoras, eigenes Foto, 2005

Donnerstag, 27. August 2009, 12:20

Chicken Tikka Masala

Nachdem ich gestern den ganzen Tag (jedenfalls von 6 bis 18 Uhr) damit verbracht hatte, meinen Blog, meinen Twitter-Account und mein ICQ einzurichten, und darüber sogar komplett das Essen vergessen hatte, wurde es gegen Abend nun wirklich Zeit für etwas Herzhaftes. Deshalb habe ich mich in die Küche gestellt und Chicken Tikka Masala gekocht. Ich liebe indisches Essen, so wie ich überhaupt so ziemlich alles gerne esse, was etwas schärfer oder zumindest pikanter ist. Und da ich Euch die Geheimnisse meiner Kochkunst nicht vorenthalten mag, werde ich ab sofort hier im Blog immer mal wieder niederschreiben, was ich in meiner Küche so fabriziere. Viel Spaß beim Nachkochen, aber ich übernehme dafür keinerlei Haftung!

Zuerst setzen wir aber sicherheitshalber den Reis an, weil der am längsten dauert und sonst nicht rechtzeitig fertig wird! Ich nehme meistens den guten Basmati-Reis von Atry, der ist zwar etwas teurer, aber duftet dafür einfach nur himmlisch. Für zwei Personen nehme man eine Tasse davon, spüle den Reis in einem Sieb unter fließendem Wasser gründlich ab und gebe ihn dann zusammen mit anderthalb Tassen kaltem Wasser in einen Topf, zu dem man - wichtig! - einen passenden Deckel haben muß. Jetzt noch etwas Salz hinzugeben (ruhig etwas mehr...) und das ganze etwa 15 Minuten quellen lassen, während man die Vorbereitungen dafür trifft, den Rest der Mahlzeit zu kochen.

Nach Ablauf der 15 Minuten stellt man dann den offenen Topf mit dem Reis auf den Herd und erhitzt ihn auf höchster Stufe solange, bis der Reis nicht mehr vom Wasser bedeckt ist. Dauert im Allgemeinen nochmal so 10 bis 15 Minuten. Dann dreht man die Herdplatte auf die kleinste Stufe zurück (am besten schon etwas früher, sonst droht der Reis leicht anzubrennen). Jetzt gibt man noch etwas Butter hinzu. Ich nehme meist zwei bis drei höchstens 1 mm dicke Scheiben von einer halbierten Butterpackung, die ich direkt aus dem Kühlschrank nehme und dann noch gut mit dem Messer abschneiden kann. Einfach die Butter auf den Reis legen, den Deckel auf den Topf legen und das ganze auf kleinster Stufe noch einmal 15 Minuten vor sich hin köcheln lassen.

Nun zum Hauptgericht. Für zwei Personen nehme ich dafür die folgenden Zutaten:
- ca. 200 g Hühnerbrust
- eine Karotte (nicht zu dick)
- eine Paprika (möglichst rot, orange oder gelb geht auch)
- eine halbe Dose Maiskölbchen (muß nicht sein, ist aber schön knackig)
- eine mittelgroße Zwiebel (oder zwei kleine)
- zwei bis drei Zehen Knoblauch
- Gewürze: Salz, schwarzer Pfeffer, Knoblauch, Zwiebeln, Basilikum, scharfe Paprika, Koriander
- ein Glas Tikka Masala Curry Paste von Bamboo Garden

Für Puristen: Natürlich kann man sich die Würzpaste im Prinzip auch selbst herstellen. Sie enthält Wasser, Kokosmilch, Kokosnußfleisch, Tomatenmark, Zucker, Knoblauch, Zwiebel, Ingwer, Sonnenblumenöl, Limettensaft, Salz, Gewürze (welche?), modifizierte Stärke, Korianderblätter, Zitronensäure und Paprikaextrakt (zum Färben). Wieviel von welcher Zutat drin ist, steht natürlich nicht drauf, also wünsche ich Euch viel Spaß beim Experimentieren... Ich verwende die Soße aus dem Glas gerne als Grundlage, aber nachgewürzt wird eh noch kräftig.

Die Hühnerbrust schneide meistens ich in Würfel von (grob geschätzt) anderthalb Zentimetern Kantenlänge, was übrigens mit leicht angetautem Fleisch aus dem Tiefkühler viel besser geht als mit frisch gekauftem. Die Karotte wird entweder in Scheiben oder in lange, schmale Streifen (etwa < 1 mm Durchmesser und 2 cm Länge) geschnitten, die Paprika und die Maiskölbchen so, daß die Stücke in etwa größenmäßig zum Fleisch passen. Die Zwiebel und der Knoblauch werden (getrennt voneinander) sehr klein gehackt oder geschnitten.

Als erstes erhitze ich etwas Speiseöl auf höchster Stufe im Wok, ungefähr soviel, daß der Boden bedeckt ist. Wenn das Öl heiß ist (ein Tropfen Wasser verrät es einem), stelle ich die Herdplatte von 12 auf 8 zurück und gebe die Zwiebeln in den Wok. Unter ständigem Durchrühren brate ich die Zwiebeln leicht an, allerdings nicht so lange, daß sie braun werden. Bereits jetzt gebe ich einige Gewürze hinzu: Salz, schwarzen Pfeffer (ruhig einige Umdrehungen aus der Pfeffermühle), Basilikum und später auch schon eine Prise Koriander. Als Letztes kommt dann der feingehackte Knoblauch dazu, weil der viel schneller als die Zwiebeln zum Anbrennen neigt.

Wenn Knoblauch und Zwiebeln die ersten leichten Anzeichen des Braunwerdens zeigen, gebe ich das kleingeschnittene Fleisch dazu und rühre es unter. Anschließend würze ich noch zusätzlich mit Salz, Pfeffer, etwas Basilikum und roter Paprika (die färbt das Fleisch gleich etwas mit ein). Außerdem gebe ich noch zusätzlich Knoblauch- und Zwiebelpulver dazu. Vielleicht eine Marotte von mir, aber sonst müßte ich noch mehr frisches Zeug schneiden, und das ist lästig genug, vor allem, weil ich beim Zwiebelschneiden schon sehr extrem reagiere. Nicht bloß einfach nur mit Tränen, sondern mit tierischen Schmerzen, als wenn mir jemand Messer in die Augen rammen würde.

Übrigens stelle ich den Herd zum Braten jetzt wieder auf die höchste Stufe. Das Fleisch wird, wenn die erste Seite etwas angebraten ist, noch einmal komplett gewendet und von der anderen Seite noch einmal gewürzt. Dann wird es (unter Wenden und Rühren) weiter gebraten, bis es auf keiner Seite mehr rosa, sondern überall weiß bis leicht angebraten ist. Huhn brät man für solche Gerichte ja nicht bis zur Bräunung, außerdem täte das dem Knoblauch und den Zwiebeln nicht so gut, weil die spätestens dann vollkommen schwarz verbrannt wären.

Als Nächstes mache ich in der Mitte des Woks etwas Platz, sorge dafür, daß sich dort etwas von dem restlichen Öl sammelt (notfalls noch Öl nachgießen), und gebe die fertige Soße aus dem Glas dazu. Das Öl hindert auch die Soße daran, anzubrennen, was meiner persönlichen Erfahrung nach insbesondere bei Konzentraten durchaus passieren kann. Das Glas fülle ich anschließend noch einmal bis zur Hälfte mit warmem Wasser, schüttele es gründlich, damit sich die restliche Soße löst, und gebe das Ergebnis dann mit in den Wok. Es ist sowieso gut, etwas mehr Flüssigkeit zu haben - eventuell gieße ich auch später noch ein paar Löffel voll Wasser nach, damit das ganze nicht festpappt.

Nach dem Umrühren lasse ich den Inhalt des Woks erst einmal aufkochen (Deckel drauf!), bevor ich in drei Schritten mit jeweils ein bis zwei Minuten Pause erst die Möhrenscheiben, dann die Paprika und schließlich die Maiskölbchenstücke dazugebe (jeweils umrühren und wieder Deckel drauf und aufkochen lassen). Zwischendurch gebe ich bedarfsweise noch etwas von den bereits im Gericht enthaltenen Gewürzen sowie vor allem reichlich Korianderpulver dazu. Reichlich heißt dabei insgesamt bestimmt fast einen Eierlöffel voll. Ich liebe Koriander.

Was die Mengenangaben der übrigen Gewürze angeht, so ist das natürlich dem persönlichen Geschmack überlassen. Der eine mag es schärfer, der andere weniger scharf. Wenn ich nur für mich allein koche, würze ich mit ziemlich viel Pfeffer und roter Paprika und füge manchmal auch noch eine kleine Prise Ingwer hinzu, die im fertigen Gericht allerdings kaum auffällt. Wenn ich aber auch für meine Liebste mitkoche, muß ich mich manchmal schon zwingen, mich ein Wenig zurückzuhalten, schließlich will ich ja nicht, daß sie sich vor Schreck in einen feuerspeienden Drachen verwandelt...

Wenn nun alle Zutaten glücklich im Wok verrührt sind, kocht man das ganze (ruhig weiter auf relativ hoher Stufe) noch für einige Minuten, wobei man hin und wieder umrührt und jedes Mal anschließend brav den Deckel wieder drauflegt, damit nicht zu viel Flüssigkeit durch Verkochen verlorengeht. Die genaue Dauer ermittelt man am besten durch Ausprobieren. Wenn die Soße schmeckt und das Gemüse nicht mehr allzu bißresistent ist, ist das Gericht fertig. Wie gesagt, länger als ein paar Minuten sollte es eigentlich nicht mehr dauern. Wenn man Glück hat, ist das Hauptgericht sogar exakt gleichzeitig mit dem Reis fertig, so daß man nicht mehr warten muß.

Anschließend serviere ich persönlich das Gericht am liebsten in chinesischen Schälchen, wie man sie beim Chinesen eigentlich nur von der Suppe kennt, die aber in China eigentlich für so ziemlich alles verwendet werden. Ich verwende sie eigentlich für fast alle asiatischen Gerichte. Allerdings eignet sich zum Essen dann eher der Suppenlöffel, weil dieses Gericht für das Essen mit Stäbchen doch etwas zu rutschig ist. Und vor allem, wenn die Soße doch eher flüssig geraten ist, macht es nicht unbedingt so viel Spaß, die einzelnen Reiskörner mit Stäbchen daraus fischen zu müssen. Aber die genaue Servierweise ist natürlich jedem selbst überlassen. Hauptsache, es schmeckt. Guten Appetit!

Als Getränk empfehle ich zu diesem Gericht übrigens Orangenlimonade, Weizenbier (bitte nicht hauen, Felis, das Bier nimmt nämlich überschüssige Schärfe recht gut auf) oder einen trockenen Weißwein ohne allzu starken Eigengeschmack, denn dieser könnte sich gegen die Gewürze des Gerichtes sowieso nicht durchsetzen. Vielleicht einen guten Landwein, Riesling, Müller-Thurgau oder Silvaner, eventuell auch als Schorle mit Mineralwasser (bei mir immer mit Kohlensäure, sonst wird das zu labberig). Auf jeden Fall sollte man um so mehr und um so kältere Getränke parat haben, je schärfer man das Gericht gewürzt hat...

1 Kommentar:

Raju hat gesagt…

ich würde ganze pfefferkörner und koriandersaat nehmen und diese leicht mit einem mörser anbrechen und in die pfanne geben, aber jedoch:

A: die pfanne erst heiß machen
B: die gewürze in die pfanne geben
C: und dann erst das öl hinzufügen

bei pulver gebe ich meistens die
gewürze die ich verwenden will in
eine kleine tasse (ca. cappuccino-
tassen-größe) und gieße dann heißes
wasser drüber, rühre alles um bis
sich das pulver gelöst hat und
gebe es dann in die pfanne zu den
in diesem fall zu dem fleisch...

hat den vorteil das sich die gewürze
überall verteilen und nicht nur an
einer stelle... ;-)

Raju