Weihnachten ist ja angeblich das Fest der Besinnlichkeit, doch leider war in diesem Jahr erst sehr spät irgendetwas davon zu spüren. Bis zum 23. Dezember hatte ich in meinem auslaufenden Projekt noch reichlich zu tun. Nachdem ich dann gegen 17 Uhr endlich Feierabend hatte (außer der Putzfrau hatte sich der gesamte Rest der Firma längst in den Winterurlaub verabschiedet), habe ich meine Liebste am S-Bahnhof der Universität Dortmund abgeholt. Aufgrund zahlreicher Staus vor allem auf der Autobahn 2 mußten wir ungefähr die Hälfte der Strecke bis Bielefeld über Landstraßen fahren, was allerdings annähernd ebenso nervig war, wie im Stau zu stehen, weil die Heerscharen von Feierabendfahrern selbst auf freiester Strecke einfach nicht aus dem Quark kamen.
So gegen halb Acht kamen wir schließlich einigermaßen entnervt in Bielefeld an. Nach dem Abendessen hatten wir wohl verständlicherweise nicht mehr allzu viel Nerven dazu, noch unsere Koffer auszupacken, so daß alles stehen und liegen blieb und wir ziemlich kaputt ins Bett fielen. Allzu lange ausschlafen konnten wir an Heiligabend allerdings nicht, weil wir noch einige Einkäufe erledigen und vor allem noch einen Weihnachtsbaum besorgen mußten. Um wenigstens ein Bißchen an die frische Luft zu kommen, haben wir anschließend noch einen kleinen Abstecher zu meinem Geocache GCXWBT Franziskaner unternommen, der nach dem Ende der Ausgrabungen an der Klosterruine wieder an seinen ursprünglichen Platz verlegt werden konnte.
Vor dem Schmücken des Weihnachtsbaumes haben wir anschließend erst einmal meine Einliegerwohnung aufgeräumt. Zum einen hatte ich mein ganzes Gepäck wieder dabei, mit dem ich während des anderthalbmonatigen Projekteinsatzes die Wohnung meiner Liebsten komplett vollgestellt hatte und das jetzt wieder aus den Koffern in die dafür vorgesehenen Schränke oder zumindest in die Waschmaschine wollte. Außerdem mußte sich meine Liebste mit den für den kurzen Weihnachtsurlaub mitgebrachten Klamotten irgendwie bei mir einrichten, und obendrein standen mein Tisch, mein Schreibtisch und die ganze Küche mit allem möglichem Kram voll, der in den letzten Monaten auch wegen des Projekteinsatzes liegengeblieben war. Schließlich wollte ich Weihnachten nicht in einer zugestellten Wohnung mit dem Flair einer Müllhalde verbringen.
Leider hatte meine liebe Mutter dafür nicht gerade allzu viel Verständnis. Den halben Nachmittag fing sie an, in ihrer unnachahmlichen Art zu hetzen und herumzunerven. Ständig fragte sie, ob ich den Weihnachtsbaum denn dieses Jahr gar nicht schmücken wolle, ob ich den Weihnachtsbaum erst am ersten Feiertag schmücken wolle, ob ich gar kein Weihnachten feiern wolle, ob ich den Weihnachtsbaum denn dieses Jahr gar nicht schmücken wolle, ob ich den Weihnachtsbaum erst am ersten Feiertag schmücken wolle, ob ich gar kein Weihnachten feiern wolle, ob ich den Weihnachtsbaum denn dieses Jahr gar nicht schmücken wolle, ob ich den Weihnachtsbaum erst am ersten Feiertag schmücken wolle, ob ich gar kein Weihnachten feiern wolle, ungefähr so häufig und in dieser Reihenfolge.
Nachdem sie mich schließlich mehrere Male für bescheuert erklärt, mir vorgehalten hatte, daß ich angeblich zu überhaupt keiner Zeitplanung in der Lage sei (wie immer, wenn meine eigene Zeitplanung nicht exakt der ihren entspricht) und mich mit allen diesen kleinen Nettigkeiten ständig aus dem Konzept gebracht und obendrein auch noch ziemlich lange aufgehalten hatte, kam ich dann endlich dazu, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Es wäre sehr schön gewesen, wenn ich vorher erst noch in Ruhe einen Tee trinken, ein paar Kekse essen und statt des blöde herumquäkenden Fernsehers etwas schöne Musik von einer CD hätte anstellen können, aber selbst dieses kleine Maß an Ruhe und Besinnlichkeit war mir leider nicht vergönnt.
Statt dessen mußte ich im Turbo-Tempo den Weihnachtsbaum schmücken, wobei mir meine Mutter ständig überhastet irgendwelche Kerzen, Kugeln oder Strohsterne in die Hand zu drücken versuchte, obwohl ich längst noch beide Hände voll mit anderen Dingen hatte. Dadurch schaffte sie es, die ganze Aktion eher noch hinauszuzögern als zu beschleunigen, und erzeugte jede Menge völlig unnötigen Streß. Gleichzeitig hackte sie weiterhin auf mir herum und provozierte mich ständig, so daß ich am Ende fast explodiert wäre und meine Liebste es vorzog, sich nach nebenan zurückzuziehen. Der Höhepunkt war, daß ich mir dann auch noch anhören mußte, wieso ich denn meinen Tee gar nicht trinken würde, der würde doch kalt. Kein Wunder, wenn sie mich gar nicht zum Trinken kommen läßt!
Die Weihnachtsstimmung war mir zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schon mal gründlich verhagelt. Zum Glück hat meine Mutter es irgendwann doch noch geschafft, sich für den Rest des Abends zusammenzunehmen, ansonsten wäre es wohl irgendwann noch zu handfesten Auseinandersetzungen gekommen. Es ist traurig, mit ansehen zu müssen, wie sich bei ihr der zunehmende Altersstarrsinn in Form von ständiger Besserwisserei und mittlerweile auch immer häufiger von beleidigenden Äußerungen mir gegenüber auszuwirken beginnt. Offenbar kommt sie immer schwerer mit der Vorstellung klar, daß ich mein eigenes Leben zu meistern vermag, und muß mir daher ständig angebliche Unfähigkeit dazu unterstellen, um ihr schwindendes Weltbild aufrecht zu erhalten.
Ein wenig absurd wirkte in diesem Zusammenhang, daß sich ausgerechnet in diesem Jahr bei uns die Weihnachtsgeschenke in einem Maße häuften, das wir schon seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr gekannt hatten. So als ob die Menge der Geschenke sich direkt antiproportional zur ansonsten gezeigten Zuneigung verhalten würde. Natürlich war in diesem Jahr meine Liebste zum ersten Mal bei uns mit dabei, und natürlich hatte sie auch noch diverse Geschenke mitgebracht, die sie von ihren Eltern und Großeltern mit der Post zugeschickt bekommen hatte bzw. die wir schon bei unserem Besuch in der Lausitz von ihrer besten Freundin mitbekommen hatten, der wir im Gegenzug als Weihnachtsgeschenk (jetzt darf man es ja verraten) eine in hübsches japanisierendes Blümchenpapier verpackte Schlagbohrmaschine dagelassen hatten.
So dauerte denn die Bescherung dieses Jahr also ungewöhnlich lange. Zuvor und währenddessen stießen wir anstelle des in früheren Jahren üblichen Sektes, den bei uns sowieso niemand so richtig verträgt, mit Johannisbeerwein aus einer Anderthalb-Liter-Rundkolbenflasche an, die wir im Frühjahr von den Ritterspielen in Freienfels mitgebracht hatten. Der Abend wurde ziemlich lang, und die Flasche war am Ende halbleer, bevor sie zum Essen (es gab den bei uns schon traditionell üblichen Räucher-Aal) durch einen trockenen Weißwein ersetzt wurde. Ehrlich gesagt verstehe ich die Leute nicht, die sich ausgerechnet an einem solchen Hochfest des Jahres ein derart banales Allerwelts-Essen wie Würstchen und Kartoffelsalat hinter die Kiemen stopfen. Aber jedem das Seine...
Was es als Geschenke gab, möchtet Ihr wissen? Also gut, der Vollständigkeit halber zähle ich hier ein paar Dinge auf, wobei ich aber unter anderem den ganzen Süßkram weglasse, mit dem sich alle Beteiligten gegenseitig zu Tode zu mästen versuchten. Meine Mutter bekam von mir vier Bücher und ein Heft mit 100 Sudokus, weil das Lesen und das Rätseln seit längerem ihre einzige verbliebene Freizeitbeschäftigung zu sein scheinen. Von meiner Liebsten erhielt sie u. a. eine schicke Weihnachts-Dekodecke für den Wohnzimmertisch sowie eine Schale zum Verdunsten von Duftölen mit mehreren austauschbaren, bunten Teelichtgläsern, die es dieses Jahr praktisch überall auf den Weihnachtsmärkten zu kaufen gab.
Da meine Mutter wie üblich das ganze Jahr über sämtliche Winke mit Zaunpfählen zum Thema "mögliche Weihnachtsgeschänke" konsequent ignoriert hatte, beschränkte sich die Bandbreite ihrer eigenen Kreativität im Wesentlichen auf zwei neue Schlafanzüge, bei denen ich mir noch nicht einmal so ganz sicher bin, ob sie mir nicht zwei Nummern zu groß sind. Immerhin habe ich seit dem letzten Weihnachtsfest ja etwas abgenommen. Außerdem erhielt ich noch diverse Dinge, die ich kürzlich in einem Humanitas-Katalog angekreuzt hatte. Neben einigen Büchern sind dabei vor allem ein Mini-Taschenmesser aus dem Hause Laguiole (das ich eigentlich eher als ein mögliches Geschenk für meine Liebste angekreuzt hatte) und ein Ornithopter, ein künstlicher Vogel als Spielzeug nach einem ursprünglichen Entwurf von Leonardo da Vinci (allerdings heute "zeitgemäß" aus Plastik), erwähnenswert.
Von meiner Liebsten erhielt ich unter anderem einen Doppel-CD-und-Doppel-DVD-Pack von Schandmaul ("Sinnfonie"), die wir im August live beim Fährmannsfest in Hannover erlebt hatten. Außerdem darf ich jetzt eine wunderschöne Räucherschale (vermutlich aus Speckstein) mein Eigen nennen, sowie zwei Kerzenständer, die farblich perfekt zu einer kleinen, steinernen Vase passen, die sie mir bereits im Sommer geschenkt hat, aber aus einer vollkommen anderen Quelle stammen dürften. Von ihrer besten Freundin erhielt ich ein handgeschnitztes Holzkästchen mit einem gotischen Muster im durchbrochenen und danach mit Leder ausgeschlagenen Deckel (nach dem Vorbild einer Fenster-Rosette aus irgendeiner gotischen Kathedrale). Also thematisch genau zu der Zeit passend, die wir darstellen, wenn wir auf Veranstaltungen ins Mittelalter "abtauchen".
Groß waren die Augen, als meine Liebste gewahr wurde, daß ich ihr antiquarisch alle sechs Bände der Buchreihe "Der Zauberer der Smaragdenstadt" von Alexander Wolkow in der alten Auflage (vor 2005) besorgt hatte. Im Herbst dieses Jahres war ich an der gleichen Aufgabe schon einmal gescheitert, da sowohl Amazon als auch Buch.de zwar die alten Ausgaben in ihren Online-Katalogen gelistet hatten, statt dessen jedoch die neuen, total verhunzten Übersetzungen lieferten und daraufhin alle sechs Bände von mir postwendend zurückbekamen. Es war ein ziemlicher Aufstand, die tatsächlichen Originalbände aus diversen Antiquariaten in ganz Deutschland zusammenzusuchen, aber letzten Endes hat es sich doch gelohnt, allein für diesen einen Augenblick und für die Gewißheit, einem geliebten Menschen eine große Freude zu machen.
Natürlich war dieses Geschenk nicht so groß und so modern wie der LCD-Flachmonitor, den sie von meiner Mutter (na ja, nicht ganz ohne meine Mithilfe...) bekommen hat. Und der wurde natürlich auch weitaus dringender benötigt, hatte doch der vorsintflutliche Röhrenmonitor (der mit den flackernden grünen Schrägstreifen auf dem Bildschirm) im Laufe des Jahres seinen Geist aufgegeben und seitdem ein noch älteres und kleineres Modell, das ein Bekannter übrig gehabt hatte, seinen Platz eingenommen. Nicht gerade augenschonend, wenn ihr mich fragt, und außerdem war dieses uralte Schätzchen auch schon halb hinüber. Jetzt darf ich irgendwann wohl mal wieder Monitore schleppen, denn beide alten Geräte sind sicherlich nur noch ein Fall für den Schrotthaufen.
Nicht einfach nur abgerundet, sondern noch einmal getoppt wurde die Bescherung von dem (gleichzeitig Weihnachts- und sehr verspäteten Geburtstags-) Geschenk, das meine Liebste von ihrer besten Freundin bekam. Wir hatten vor ein paar Monaten bei der Reste-Truhe in Bielefeld die passenden Stoffe für ein vollständiges Mittelalter-Outfit aus Unterkleid, Bliaut und Tasselmantel ausgesucht und zur Bearbeitung zu ihrer Freundin in die Lausitz geschickt. Schon seit diese uns bei unserem Besuch Ende November ein großes, verschlossenes Paket mitgegeben hatte, in welchem sich übrigens auch meine geschnitzte Holzkiste befand, waren wir äußerst gespannt darauf, was am Ende wohl dabei herausgekommen sein mochte.
Und wir wurden alles andere als enttäuscht! Die Gewandung ist absolut toll geworden. Leider sind die bei der ersten Anprobe aufgenommenen Fotos nichts geworden, weil auf den im spärlichen Wohnzimmerlicht gemachten Aufnahmen der eigentlich grüne Bliaut genauso braun aussieht wie der wollene Mantel, während meine Liebste auf den mit Blitz aufgenommenen Fotos so bleich aussieht wie ein Schloßgespenst. Aber ich bin mir sicher, daß im Laufe des Jahres noch die eine oder andere Gelegenheit kommen wird, bei der sich das eine oder andere präsentable Foto machen läßt. Spätestens, wenn wir im Frühjahr und Sommer wieder die Mittelalter-Märkte unsicher machen.
So endete dann ein hektischer und stressiger Tag doch noch einigermaßen beschaulich, wenngleich es die eigentliche Weihnachtsstimmung bis zuletzt doch ziemlich schwer hatte, sich gegen die übermächtige Realität durchzusetzen. Hoffen wir einmal, daß die weiteren Feiertage und Silvester ebenfalls friedlich und ohne weitere Streitereien und Provokationen ablaufen. Allzu optimistisch bin ich in dieser Hinsicht zwar nicht, weil sich meine Mutter dafür länger zusammenreißen müßte, als sie es von den bisher doch meist eher kürzeren Besuchen meiner Liebsten gewöhnt ist (denn wenn nur ich allein hier bin, tut sie den Teufel, sich mir gegenüber in irgendeiner Weise zusammenzureißen).
Aber wenigstens haben wir beide dieser Tage wohl die eine oder andere ruhige, stille Nacht, die wir miteinander verbringen können, ohne von irgendwelchen Bauarbeitern um 7 Uhr morgens mit schwerem Gerät aus dem Schlaf gerissen und teils buchstäblich aus dem Bett geschüttelt zu werden. Und auch meine Mutter respektiert wenigstens dann, wenn ich Besuch habe, meine Privatsphäre und kommt nicht dauernd ungefragt bei mir hereingestürmt, wie sie es sonst oft tut, als ob ich noch ein kleines Kind wäre, das es zu gängeln und zu beaufsichtigen gilt. Freuen wir uns also auf ein paar stille Nächte - ob irgendeine davon allerdings heilig sein wird, wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln...
So gegen halb Acht kamen wir schließlich einigermaßen entnervt in Bielefeld an. Nach dem Abendessen hatten wir wohl verständlicherweise nicht mehr allzu viel Nerven dazu, noch unsere Koffer auszupacken, so daß alles stehen und liegen blieb und wir ziemlich kaputt ins Bett fielen. Allzu lange ausschlafen konnten wir an Heiligabend allerdings nicht, weil wir noch einige Einkäufe erledigen und vor allem noch einen Weihnachtsbaum besorgen mußten. Um wenigstens ein Bißchen an die frische Luft zu kommen, haben wir anschließend noch einen kleinen Abstecher zu meinem Geocache GCXWBT Franziskaner unternommen, der nach dem Ende der Ausgrabungen an der Klosterruine wieder an seinen ursprünglichen Platz verlegt werden konnte.
Vor dem Schmücken des Weihnachtsbaumes haben wir anschließend erst einmal meine Einliegerwohnung aufgeräumt. Zum einen hatte ich mein ganzes Gepäck wieder dabei, mit dem ich während des anderthalbmonatigen Projekteinsatzes die Wohnung meiner Liebsten komplett vollgestellt hatte und das jetzt wieder aus den Koffern in die dafür vorgesehenen Schränke oder zumindest in die Waschmaschine wollte. Außerdem mußte sich meine Liebste mit den für den kurzen Weihnachtsurlaub mitgebrachten Klamotten irgendwie bei mir einrichten, und obendrein standen mein Tisch, mein Schreibtisch und die ganze Küche mit allem möglichem Kram voll, der in den letzten Monaten auch wegen des Projekteinsatzes liegengeblieben war. Schließlich wollte ich Weihnachten nicht in einer zugestellten Wohnung mit dem Flair einer Müllhalde verbringen.
Leider hatte meine liebe Mutter dafür nicht gerade allzu viel Verständnis. Den halben Nachmittag fing sie an, in ihrer unnachahmlichen Art zu hetzen und herumzunerven. Ständig fragte sie, ob ich den Weihnachtsbaum denn dieses Jahr gar nicht schmücken wolle, ob ich den Weihnachtsbaum erst am ersten Feiertag schmücken wolle, ob ich gar kein Weihnachten feiern wolle, ob ich den Weihnachtsbaum denn dieses Jahr gar nicht schmücken wolle, ob ich den Weihnachtsbaum erst am ersten Feiertag schmücken wolle, ob ich gar kein Weihnachten feiern wolle, ob ich den Weihnachtsbaum denn dieses Jahr gar nicht schmücken wolle, ob ich den Weihnachtsbaum erst am ersten Feiertag schmücken wolle, ob ich gar kein Weihnachten feiern wolle, ungefähr so häufig und in dieser Reihenfolge.
Nachdem sie mich schließlich mehrere Male für bescheuert erklärt, mir vorgehalten hatte, daß ich angeblich zu überhaupt keiner Zeitplanung in der Lage sei (wie immer, wenn meine eigene Zeitplanung nicht exakt der ihren entspricht) und mich mit allen diesen kleinen Nettigkeiten ständig aus dem Konzept gebracht und obendrein auch noch ziemlich lange aufgehalten hatte, kam ich dann endlich dazu, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Es wäre sehr schön gewesen, wenn ich vorher erst noch in Ruhe einen Tee trinken, ein paar Kekse essen und statt des blöde herumquäkenden Fernsehers etwas schöne Musik von einer CD hätte anstellen können, aber selbst dieses kleine Maß an Ruhe und Besinnlichkeit war mir leider nicht vergönnt.
Statt dessen mußte ich im Turbo-Tempo den Weihnachtsbaum schmücken, wobei mir meine Mutter ständig überhastet irgendwelche Kerzen, Kugeln oder Strohsterne in die Hand zu drücken versuchte, obwohl ich längst noch beide Hände voll mit anderen Dingen hatte. Dadurch schaffte sie es, die ganze Aktion eher noch hinauszuzögern als zu beschleunigen, und erzeugte jede Menge völlig unnötigen Streß. Gleichzeitig hackte sie weiterhin auf mir herum und provozierte mich ständig, so daß ich am Ende fast explodiert wäre und meine Liebste es vorzog, sich nach nebenan zurückzuziehen. Der Höhepunkt war, daß ich mir dann auch noch anhören mußte, wieso ich denn meinen Tee gar nicht trinken würde, der würde doch kalt. Kein Wunder, wenn sie mich gar nicht zum Trinken kommen läßt!
Die Weihnachtsstimmung war mir zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schon mal gründlich verhagelt. Zum Glück hat meine Mutter es irgendwann doch noch geschafft, sich für den Rest des Abends zusammenzunehmen, ansonsten wäre es wohl irgendwann noch zu handfesten Auseinandersetzungen gekommen. Es ist traurig, mit ansehen zu müssen, wie sich bei ihr der zunehmende Altersstarrsinn in Form von ständiger Besserwisserei und mittlerweile auch immer häufiger von beleidigenden Äußerungen mir gegenüber auszuwirken beginnt. Offenbar kommt sie immer schwerer mit der Vorstellung klar, daß ich mein eigenes Leben zu meistern vermag, und muß mir daher ständig angebliche Unfähigkeit dazu unterstellen, um ihr schwindendes Weltbild aufrecht zu erhalten.
Ein wenig absurd wirkte in diesem Zusammenhang, daß sich ausgerechnet in diesem Jahr bei uns die Weihnachtsgeschenke in einem Maße häuften, das wir schon seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr gekannt hatten. So als ob die Menge der Geschenke sich direkt antiproportional zur ansonsten gezeigten Zuneigung verhalten würde. Natürlich war in diesem Jahr meine Liebste zum ersten Mal bei uns mit dabei, und natürlich hatte sie auch noch diverse Geschenke mitgebracht, die sie von ihren Eltern und Großeltern mit der Post zugeschickt bekommen hatte bzw. die wir schon bei unserem Besuch in der Lausitz von ihrer besten Freundin mitbekommen hatten, der wir im Gegenzug als Weihnachtsgeschenk (jetzt darf man es ja verraten) eine in hübsches japanisierendes Blümchenpapier verpackte Schlagbohrmaschine dagelassen hatten.
So dauerte denn die Bescherung dieses Jahr also ungewöhnlich lange. Zuvor und währenddessen stießen wir anstelle des in früheren Jahren üblichen Sektes, den bei uns sowieso niemand so richtig verträgt, mit Johannisbeerwein aus einer Anderthalb-Liter-Rundkolbenflasche an, die wir im Frühjahr von den Ritterspielen in Freienfels mitgebracht hatten. Der Abend wurde ziemlich lang, und die Flasche war am Ende halbleer, bevor sie zum Essen (es gab den bei uns schon traditionell üblichen Räucher-Aal) durch einen trockenen Weißwein ersetzt wurde. Ehrlich gesagt verstehe ich die Leute nicht, die sich ausgerechnet an einem solchen Hochfest des Jahres ein derart banales Allerwelts-Essen wie Würstchen und Kartoffelsalat hinter die Kiemen stopfen. Aber jedem das Seine...
Was es als Geschenke gab, möchtet Ihr wissen? Also gut, der Vollständigkeit halber zähle ich hier ein paar Dinge auf, wobei ich aber unter anderem den ganzen Süßkram weglasse, mit dem sich alle Beteiligten gegenseitig zu Tode zu mästen versuchten. Meine Mutter bekam von mir vier Bücher und ein Heft mit 100 Sudokus, weil das Lesen und das Rätseln seit längerem ihre einzige verbliebene Freizeitbeschäftigung zu sein scheinen. Von meiner Liebsten erhielt sie u. a. eine schicke Weihnachts-Dekodecke für den Wohnzimmertisch sowie eine Schale zum Verdunsten von Duftölen mit mehreren austauschbaren, bunten Teelichtgläsern, die es dieses Jahr praktisch überall auf den Weihnachtsmärkten zu kaufen gab.
Da meine Mutter wie üblich das ganze Jahr über sämtliche Winke mit Zaunpfählen zum Thema "mögliche Weihnachtsgeschänke" konsequent ignoriert hatte, beschränkte sich die Bandbreite ihrer eigenen Kreativität im Wesentlichen auf zwei neue Schlafanzüge, bei denen ich mir noch nicht einmal so ganz sicher bin, ob sie mir nicht zwei Nummern zu groß sind. Immerhin habe ich seit dem letzten Weihnachtsfest ja etwas abgenommen. Außerdem erhielt ich noch diverse Dinge, die ich kürzlich in einem Humanitas-Katalog angekreuzt hatte. Neben einigen Büchern sind dabei vor allem ein Mini-Taschenmesser aus dem Hause Laguiole (das ich eigentlich eher als ein mögliches Geschenk für meine Liebste angekreuzt hatte) und ein Ornithopter, ein künstlicher Vogel als Spielzeug nach einem ursprünglichen Entwurf von Leonardo da Vinci (allerdings heute "zeitgemäß" aus Plastik), erwähnenswert.
Von meiner Liebsten erhielt ich unter anderem einen Doppel-CD-und-Doppel-DVD-Pack von Schandmaul ("Sinnfonie"), die wir im August live beim Fährmannsfest in Hannover erlebt hatten. Außerdem darf ich jetzt eine wunderschöne Räucherschale (vermutlich aus Speckstein) mein Eigen nennen, sowie zwei Kerzenständer, die farblich perfekt zu einer kleinen, steinernen Vase passen, die sie mir bereits im Sommer geschenkt hat, aber aus einer vollkommen anderen Quelle stammen dürften. Von ihrer besten Freundin erhielt ich ein handgeschnitztes Holzkästchen mit einem gotischen Muster im durchbrochenen und danach mit Leder ausgeschlagenen Deckel (nach dem Vorbild einer Fenster-Rosette aus irgendeiner gotischen Kathedrale). Also thematisch genau zu der Zeit passend, die wir darstellen, wenn wir auf Veranstaltungen ins Mittelalter "abtauchen".
Groß waren die Augen, als meine Liebste gewahr wurde, daß ich ihr antiquarisch alle sechs Bände der Buchreihe "Der Zauberer der Smaragdenstadt" von Alexander Wolkow in der alten Auflage (vor 2005) besorgt hatte. Im Herbst dieses Jahres war ich an der gleichen Aufgabe schon einmal gescheitert, da sowohl Amazon als auch Buch.de zwar die alten Ausgaben in ihren Online-Katalogen gelistet hatten, statt dessen jedoch die neuen, total verhunzten Übersetzungen lieferten und daraufhin alle sechs Bände von mir postwendend zurückbekamen. Es war ein ziemlicher Aufstand, die tatsächlichen Originalbände aus diversen Antiquariaten in ganz Deutschland zusammenzusuchen, aber letzten Endes hat es sich doch gelohnt, allein für diesen einen Augenblick und für die Gewißheit, einem geliebten Menschen eine große Freude zu machen.
Natürlich war dieses Geschenk nicht so groß und so modern wie der LCD-Flachmonitor, den sie von meiner Mutter (na ja, nicht ganz ohne meine Mithilfe...) bekommen hat. Und der wurde natürlich auch weitaus dringender benötigt, hatte doch der vorsintflutliche Röhrenmonitor (der mit den flackernden grünen Schrägstreifen auf dem Bildschirm) im Laufe des Jahres seinen Geist aufgegeben und seitdem ein noch älteres und kleineres Modell, das ein Bekannter übrig gehabt hatte, seinen Platz eingenommen. Nicht gerade augenschonend, wenn ihr mich fragt, und außerdem war dieses uralte Schätzchen auch schon halb hinüber. Jetzt darf ich irgendwann wohl mal wieder Monitore schleppen, denn beide alten Geräte sind sicherlich nur noch ein Fall für den Schrotthaufen.
Nicht einfach nur abgerundet, sondern noch einmal getoppt wurde die Bescherung von dem (gleichzeitig Weihnachts- und sehr verspäteten Geburtstags-) Geschenk, das meine Liebste von ihrer besten Freundin bekam. Wir hatten vor ein paar Monaten bei der Reste-Truhe in Bielefeld die passenden Stoffe für ein vollständiges Mittelalter-Outfit aus Unterkleid, Bliaut und Tasselmantel ausgesucht und zur Bearbeitung zu ihrer Freundin in die Lausitz geschickt. Schon seit diese uns bei unserem Besuch Ende November ein großes, verschlossenes Paket mitgegeben hatte, in welchem sich übrigens auch meine geschnitzte Holzkiste befand, waren wir äußerst gespannt darauf, was am Ende wohl dabei herausgekommen sein mochte.
Und wir wurden alles andere als enttäuscht! Die Gewandung ist absolut toll geworden. Leider sind die bei der ersten Anprobe aufgenommenen Fotos nichts geworden, weil auf den im spärlichen Wohnzimmerlicht gemachten Aufnahmen der eigentlich grüne Bliaut genauso braun aussieht wie der wollene Mantel, während meine Liebste auf den mit Blitz aufgenommenen Fotos so bleich aussieht wie ein Schloßgespenst. Aber ich bin mir sicher, daß im Laufe des Jahres noch die eine oder andere Gelegenheit kommen wird, bei der sich das eine oder andere präsentable Foto machen läßt. Spätestens, wenn wir im Frühjahr und Sommer wieder die Mittelalter-Märkte unsicher machen.
So endete dann ein hektischer und stressiger Tag doch noch einigermaßen beschaulich, wenngleich es die eigentliche Weihnachtsstimmung bis zuletzt doch ziemlich schwer hatte, sich gegen die übermächtige Realität durchzusetzen. Hoffen wir einmal, daß die weiteren Feiertage und Silvester ebenfalls friedlich und ohne weitere Streitereien und Provokationen ablaufen. Allzu optimistisch bin ich in dieser Hinsicht zwar nicht, weil sich meine Mutter dafür länger zusammenreißen müßte, als sie es von den bisher doch meist eher kürzeren Besuchen meiner Liebsten gewöhnt ist (denn wenn nur ich allein hier bin, tut sie den Teufel, sich mir gegenüber in irgendeiner Weise zusammenzureißen).
Aber wenigstens haben wir beide dieser Tage wohl die eine oder andere ruhige, stille Nacht, die wir miteinander verbringen können, ohne von irgendwelchen Bauarbeitern um 7 Uhr morgens mit schwerem Gerät aus dem Schlaf gerissen und teils buchstäblich aus dem Bett geschüttelt zu werden. Und auch meine Mutter respektiert wenigstens dann, wenn ich Besuch habe, meine Privatsphäre und kommt nicht dauernd ungefragt bei mir hereingestürmt, wie sie es sonst oft tut, als ob ich noch ein kleines Kind wäre, das es zu gängeln und zu beaufsichtigen gilt. Freuen wir uns also auf ein paar stille Nächte - ob irgendeine davon allerdings heilig sein wird, wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln...